gorillagorillagorilla, das im Kunsthaus Graz uraufgeführt wird, ist sowohl eine Studie über menschliches und tierisches Verhalten als auch eine Weiterführung von Diana Thaters Untersuchung des Mediums Video als Instrument der Bildproduktion, das eindrucksvolle räumliche und visuelle Umgebungen schaffen kann.
„Ich schaffe Skulpturen aus Naturbildern im Raum", beschreibt Diana Thater ihre monumentalen Videoinstallationen, Analysen der Komplexität der Natur und deren Verhältnis zum Menschen. gorillagorillagorilla, der Titel ihrer Ausstellung, verweist auf die dreigliedrige wissenschaftliche Bezeichnung für die Westlichen Flachlandgorillas (Gattung: Art: Unterart), die die Künstlerin im Vorjahr in einem Gorilla-Freigehege im Mefou-Nationalpark in Kamerun gefilmt hat. gorillagorillagorilla ist ein atmosphärisches Arrangement aus auf die unregelmäßigen Oberflächen des Innenraums des Space01 projizierten Naturbildern, die durch eine vorwiegend waldgrüne und goldgelbe Beleuchtung ergänzt werden und ein unheimliches wirbelndes Gebilde innerhalb des Raumes erzeugen, das versucht, die Wildnis des Regenwalds in Kamerun und die Bewegungen der Tiere zu rekonstruieren.
Thaters künstlerische Methode ist ein relationaler Akt, in dem sie in vielstimmiger Art und Weise verschiedenste Elemente choreografiert und auf diese Weise mehrdimensionale und interdisziplinäre Eigenschaften des Raumes und der Zeit generiert: „Wenn die Installationskunst eine Kunst des realen Raumes und der Echtzeit ist, die Bildhauerei in einen Dialog mit der Architektur eintreten lässt, dann interessiert es mich, den Raum dazwischen durch die Intervention bewegter Bilder und die Zeit, in der sie existieren, volumetrisch durch die Farbgebung sichtbar zu machen." gorillagorillagorilla ist ein ganz besonderes „Orchester des Raumes", dirigiert von einer Künstlerin, deren wichtigstes Anliegen die Mechanismen der Wahrnehmung sind: „Die Kunst verändert die Welt, indem sie unsere Sichtweisen verändert."
Thaters Werk befasst sich mit der Politik der Beziehungen zwischen dem Menschlichen und dem Nichtmenschlichen und mit der Produktion von Subjektivitäten im Übergang zwischen Mensch und Tier. Die Künstlerin erforscht Zonen der Nähe zwischen diesen beiden Welten und deren Wandlungsfähigkeit. Thater lässt den fiktiven Raum cinematischer Bilder mit dem physikalischen Raum des Publikums verschmelzen, verwirrt auf diese Weise das Publikum hinsichtlich seiner Position und seiner Identität und versetzt es in einen ambiguen Zustand zwischen Intimität und Entfremdung. Der Betrachter betrachtet und wird gleichzeitig betrachtet. Und taucht ein in eine fließende Raum-Zeit-Umgebung.
Die Künstlerin definiert das Paradigma des Anderen wie folgt: „Wenn wir über die Natur sprechen, sprechen wir in Wirklichkeit über uns selbst. Die Natur ist die Leinwand, auf die wir uns selbst projizieren. Die Natur ist das ultimative Andere." Zugehörigkeit und Assimilation erzeugen verschwimmende Grenzen und demarkieren die transformatorischen Prozesse: „Mich interessieren Überlagerungen mehrerer Identitäten und Formen des Austauschs von Identität." Die Zugehörigkeit ist ein autoreferenzielles Instrument dafür, die Welt zu überdenken und unseren Platz in ihr zu bestimmen. „Welcher Welt gehöre ich an? Welche Welt bewohne ich?", fragen Diana Thaters Figuren - aus einer Vielzahl fiktiver Quellen gespeist, seien diese nun literarisch, filmisch oder wissenschaftlich -, während sie nach einer Einsicht in die menschliche Welt und deren inneren Zusammenhang suchen.