24/7

Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung

01.05.2024 - 19.01.2025

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Laufzeit

01.05.2024 - 19.01.2025

Eröffnung

30.04.2024 19:00

Ort

Kunsthaus Graz, Space02

Kuratiert von

Katia Huemer

Co-Kuratiert von

Martin Grabner

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Über die
Ausstellung

Die Arbeitswelt hat sich in unserer heutigen Gesellschaft drastisch gewandelt. Im Zeitalter angebotener 24/7-Zugänge sind traditionelle Arbeitszeiten längst nicht mehr die Norm. Fahrradbot*innen, ehemals ein Symbol für physische und flexible Arbeit, sind nun Teil der digitalen Lieferrevolution und bestimmen in knallige Farben gekleidet das Bild westlicher Städte.

 

Doch trotz der scheinbaren Freiheit von starren Strukturen und Stechkarten kämpfen viele Arbeitnehmende weiterhin um gerechte Bedingungen. Unsichtbare Arbeit wie unbezahlte Haus- und Fürsorgearbeit, häufig von Frauen geleistet (was nicht zuletzt zu einem enormen Gender-Pension-Gap führt), ist auch gegenwärtig ein gesellschaftliches Problem und zeigt die Notwendigkeit feministischer Perspektiven in der Arbeitsdebatte, um Ungleichheiten und Ausbeutung anzusprechen.

 

Auch wenn Hammer und Sichel, einst Symbole des Arbeitskampfes, heute zu historischen Relikten geworden sind, ist der Kampf um faire Löhne und sichere Arbeitsbedingungen heute umfassender, globaler und aktueller denn je. Gleichzeitig sind Begriffe wie New Work, 4-Tage-Woche und Work-Life-Balance in aller Munde. Leere Worthülsen und Wohlfühlthemen einer digitalen Bohème oder realistische Forderungen in einer Zeit höchster Belastung, die alle Berufsgruppen stellen können und die die Dynamik zwischen Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen nachhaltig verändern werden?

 

Arbeit ist jedoch nicht nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu sehen, sie kann und sollte auch eine Quelle von Sinn und Erfüllung im Leben eines Menschen sein, unsere Identität und unser Selbstverständnis prägen. Der Traum von der Befreiung der Arbeit von ökonomischen Zwängen wurde von dem deutschen Philosophen und Sozialtheoretiker Herbert Marcuse Ende des 20. Jahrhunderts geprägt: Während in der heutigen Konsumgesellschaft, in der die Menschen auf materiellen Besitz fokussiert sind, die Arbeit zu einem bloßen Mittel zum Zweck wird, um den Konsum zu ermöglichen (was wiederum zu einer oberflächlichen und entfremdeten Lebensweise führt), könnte eine Gesellschaft, in der die Arbeit nicht mehr das zentrale Element im Leben ist, den Menschen mehr Zeit für persönliche Entfaltung, kulturelle Aktivitäten und kreativen Ausdruck lassen. 

 

Die Veränderungen in der Arbeitswelt, die unsere Gegenwart prägen, sind komplex und vielschichtig und spiegeln die Anpassungsfähigkeit und die anhaltende Suche nach Gleichgewicht in einer sich ständig verändernden Welt wider. In einer nicht zu fernen Zukunft werden Technologien wie KI und Automatisierung die Arbeitswelt weiter verändern und neue Herausforderungen mit sich bringen, die erneut einen sozialen und politischen Diskurs erfordern. Doch steht Arbeit tatsächlich an der Schwelle zur Immaterialität oder besteht nicht eher die Gefahr, dass auf jene körperliche, geistige und emotionale Arbeit, die mit unzähligen Bereichen unseres Lebens verbunden ist, vergessen wird? Kann harte Arbeit durch Körper und Hände möglicherweise bald von Maschinen übernommen werden und sind wir vielleicht an einem Punkt, an dem Marcuses Vision Wirklichkeit werden könnte?

 

Die Ausstellung untersucht schließlich auch die oft prekären Aspekte künstlerischer und kultureller Arbeit und stellt Fragen nach der Verwischung der Grenzen zwischen Selbstausbeutung und Selbstverwirklichung. Ein Teil der Ausstellungsfläche steht Neuproduktionen und performativen Kunstprojekten zur Verfügung, die die Ausstellung während ihrer Laufzeit wachsen lassen. Eine in Koproduktion mit dem Museum für Geschichte entstandene Arbeit stammt etwa von den Filmemacher*innen Simon Nagy und Lia Sudermann, die sich mit Beständen aus dem Fotoarchiv Blaschka beschäftigen. Unter dem Titel Alles Arbeit erzählt das Museum für Geschichte parallel zur Ausstellung im Kunsthaus Graz anhand von historischen Pressefotografien aus der Agentur Foto Blaschka von der Schieflage in der Arbeitswelt und den massiven Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, die zum Teil bis heute bestehen. Eine künstlerische Neuproduktion auf Grundlage des Fotoarchivs Blaschka wird in beiden Ausstellungen zu sehen sein.

 

 

 

Künstler*innen:

 

Maja Bajević, Julien Berthier, Louisa Clement, Manuel Correa & Marina Otero Verzier, Jeremy Deller, Antje Ehmann & Harun Farocki, Aldo Giannotti, Liam Gillick, Lisa Großkopf, Andreas Gursky, Theresa Hattinger & Michael Hieslmair & Michael Zinganel, Tehching Hsieh, Johanna Kandl, Peter Kogler, KURS (Miloš Miletić, Mirjana Radovanović), Luiza Margan, Pia Mayrwöger, Sam Meech, Michail Michailov, Elisa Giardina Papa, Nika Radić, Martha Rosler, Sebastian Schmieg & Silvio Lorusso, Christoph Schwarz, Selma Selman, Santiago Sierra, Lia Sudermann & Simon Nagy, Oliver Walker

Kooperation mit

Die Ausstellung "24/7" ist eine Kooperation mit "Alles Arbeit" im Museum für Geschichte.

Martin Grabner (kuratorische Assistenz), Andreja Hribernik (Direktorin Kunsthaus Graz) und Katia Huemer (Kuratorin) in der Ausstellung "24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung" im Kunsthaus Graz (von links).

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Ausstellungsansicht "24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung": Antje Ehmann, Harun Farocki "Eine Einstellung zur Arbeit / Labour in a Single Shot" 2011

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Ausstellungsansicht im Foyer des Kunsthauses, 24/7, Kunsthaus Graz 2024, Jeremy Dellers "Hello, today you have day off"

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24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung. Sam Meech. Punchcard Economy: 8 Hours Labour, Kunsthaus Graz 2024

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Ausstellungsansicht „24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung“, mit einer Arbeit von Theresa Hattinger & Michael Hieslmair & Michael Zinganel

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Installationsansichten, 24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung, Kunsthaus Graz, 2024

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Ausstellungsansicht „24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung“

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24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung. Sam Meech. Punchcard Economy: 8 Hours Labour, Kunsthaus Graz 2024

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Ausstellungsansicht "24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung"

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Detailansicht, Silvio Lorusso, Sebastian Schmieg, Five Years of Captured Captchas, 2017, Kunsthaus Graz 2024

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Eröffnung, 24/7

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Ausstellungsansicht „24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung“

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Ausstellungsansicht „24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung“, mit einer Arbeit von Theresa Hattinger & Michael Hieslmair & Michael Zinganel

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KURS

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Theresa Hattinger, Michael Hieslmair, Michael Zinganel, Windhosen: Richtungswechsel, 2024 ©Bildrecht, Wien 2024

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Ausstellungsansicht „24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung“, "Tehching Hsieh: One Year Performance, 1980-1981"

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Ausstellungsansicht „24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung" mit "Lisa Großkopf, She Works Hard for the Money, 2023"

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Ausstellungsansicht „24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung"

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Künstler*innen-Duo KURS

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Luzia Margan

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Simon Nagy und Lia Sudermann

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Nika Radic

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Aldo Giannotti

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Lisa Großkopf

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Michail Michailov

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Michael Hieslmair, Theresa Hattinger und Michael Zinganel

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Christoph Schwarz

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Oliver Walker

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Santiago Sierra

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Johanna Kandl

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Oliver Walker vor seiner Installation "One Euro, 2015"

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Lia Sudermann & Simon Nagys Video "Kein Wunder, 2024" schlägt eine Brücke zwischen den Ausstellungen "Alles Arbeit" im Museum für Geschichte "24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung" im Kunsthaus Graz.

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Eröffnung: 24/7 Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung

Begleitprogramm zur Ausstellung

Veranstaltung

Santiago Sierra

Repetition of the Writing of a Phrase

Kunsthaus Graz

01.05.2024

Veranstaltung

In Search of Fulfillment

Cargo: Diskursprogramm zu Arbeitswelten und Logistik

Kunsthaus Graz

24.05.2024

Veranstaltung

Sam Meech

Punchcard Economy: 8 Hours Labour

Kunsthaus Graz

14.06.2024

Veranstaltung

Über Arbeit sprechen: Wer bestimmt über unsere Zeit?

Ein Rundgang durch die Ausstellungen 24/7 und Alles Arbeit mit den Kuratorinnen Eva Tropper und Katia Huemer

Kunsthaus Graz

12.06.2024

Veranstaltung

KURS We have always received something in exchange that we lived*. On laziness

We have always received something in exchange that we lived*. On laziness

Kunsthaus Graz

02.07. - 04.07.2024

Veranstaltung

Über Arbeit sprechen: Sinn und Produktivität - ein Widerspruch?

Ein Rundgang durch die Ausstellungen 24/7 und Alles Arbeit mit den Assistenzkurator*innen Astrid Aschacher und Martin Grabner

Kunsthaus Graz

11.07.2024

Veranstaltung

Santiago Sierra

Repetition of the writing of a phrase

Kunsthaus Graz

13.07.2024

Veranstaltung

Über Arbeit sprechen: Können uns Maschinen ersetzen?

Ein Rundgang durch die Ausstellungen 24/7 und Alles Arbeit mit den Kuratorinnen Eva Tropper und Katia Huemer

Kunsthaus Graz

12.09.2024

Veranstaltung

Bildausschnitt der Performance von Santiago Sierra bei denen Menschen migrantischer Herkunft stundenlang den Satz „Ich werde niemals einem Europäer / einer Europäerin die Arbeit wegnehmen“ zu Papier bringen.

Santiago Sierra

Repetition of the writing of a phrase

Kunsthaus Graz

28.09.2024

Veranstaltung

KURS

We have always received something in exchange that we lived*. On laziness

Kunsthaus Graz

02.10. - 05.10.2024

Talk

Ö1 Joanneums-Gespräch: Was ist Arbeit? Zwei Ausstellungen zum Arbeitsbegriff

03.10.2024

BIX-Projekt

Simulation der BIX-Medienfassade

Mathias Kessler

Pump it Up!

Kunsthaus Graz

08.10. - 08.12.2024

Veranstaltung

Ausgeliefert? Fahrradbot*innen zwischen Prekariat und Partizipation

Kurzvortrag und Gespräch

Kunsthaus Graz

19.10.2024

Streamen

Joanneums-Gespräch im Radiokulturhaus

„Was ist Arbeit?“

Ausgangspunkt für das Gespräch sind die beiden Ausstellungen „Alles Arbeit“ im Museum für Geschichte und „24/7“ im Kunsthaus Graz

Sendetermin: 6.11.2024, 21.00 Uhr und zum Nachhören

Veranstaltung

MEHR.WERT

Forumtheater von InterACT 

Kunsthaus Graz

19.11.2024

Veranstaltung

Über Arbeit sprechen: Wie schief ist die Lage?

Kunsthaus Graz

21.11.2024

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