Kindheit und Jugend Peter Roseggers sind von den einfachen Wohnverhältnissen am Land geprägt. Dieses Umfeld unterscheidet sich enorm von dem Komfort, den er später als erfolgreicher Dichter in seiner bürgerlichen Wohnung genießt.
Das bäuerliche Wohnen ist bestimmt von Funktionalität. Haus, Hof und Arbeit bilden eine Einheit. Der Bauplatz wird nach Gesichtspunkten der Landwirtschaft gewählt. Größe und Lage sind abhängig von der Nutzung und den Zufahrtswegen. Der wichtigste Raum des ostalpinen Bauernhauses ist noch bis in das 20. Jahrhundert die Rauchstube. Dieser einzige beheizte Raum dient als Küche, Schlaf- und Esszimmer, Ort für Andachten und die Haltung von Kleintieren. Besonders im Winter verbringt man hier die spärliche Freizeit und erledigt kleine handwerkliche Tätigkeiten. In regelmäßigen Abständen verwandelt sich die Rauchstube in einen Baderaum, wofür Holzbottiche hereingebracht werden. Zentrale Stelle dieses multifunktionalen Raumes ist der Herd. Hier brennt auf einer Steinplatte vor der Öffnung des Backofens das offene Feuer, über dem gekocht wird. An einer Herdwand ist meist der hölzerne Hühnerkäfig angebracht. Ein Kienspan spendet zusätzlich zum Herdfeuer Licht. Raumschmuck und religiöses Zeichen zugleich ist das Kreuz in der Nähe des Tisches.
Peter Rosegger schreibt für eine städtische Leserschaft und dokumentiert in seinen Schriften das im Verschwinden begriffene Leben der Bergbauern. Dabei rückt er so manche idyllische Vorstellung zurecht und kritisiert ganz offen das Leben in den Rauchstuben.

Bäuerliches Wohnen
In der Stadt zu wohnen ist eine Frage des Geldes. Durch das schnelle Bevölkerungswachstum entsteht bald Wohnungsknappheit und günstige Wohnungen sind am schwersten zu finden. Auch Versuche, die Schaffung von Arbeiterquartieren steuerlich zu begünstigen, zeigen kaum Wirkung. Deswegen kommt es bald zur Überbelegung von Wohnraum, aber auch zur Entstehung von Keller- und Kleinstwohnungen: Zum Wohnen, Schlafen und Kochen bleibt nur noch ein Raum. In dieser Enge steigt die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten, chronische Erkrankungen treten vermehrt auf, auch Depressionen und Schlafstörungen nehmen zu. Viele Arbeiter/innen ziehen es deshalb vor, außerhalb der Stadt zu wohnen und lange Arbeitswege in Kauf zu nehmen. Wer mehr verdient, lebt in größeren Wohnungen, die auch besser ausgestattet sind. Um 1900 gibt es in Graz schon in 32,8 % aller Wohnungen fließendes Wasser, den Luxus eines Badezimmers genießen nur 7,3 % der Grazer/innen. Noch seltener sind Gas (2,9 %) und elektrischer Strom (0,6 %). Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände aus dieser Zeit erzählen vom Wohnkomfort wohlhabender Menschen.
Peter Roseggers erste Wohnung in Graz befindet sich in der Wickenburggasse 5. Er ist Untermieter des pensionierten Finanzrates Franz Frühauf. Nach der Heirat mit Anna Pichler zieht das junge Paar in das Haus des Schwiegervaters in der Sackstraße. Als gefeierter und gut verdienender Autor erwirbt er schließlich eine Wohnung in der Burggasse 16/Ecke Opernring 10. Diese im dritten Stock gelegene Wohnung bewohnte Rosegger 34 Jahre lang.
Städtisches Wohnen
Wussten Sie schon, ...
... dass das Rosegger-Geburtshaus Alpl und das Rosegger-Museum Krieglach Teile des Joanneums sind?
Das Rosegger-Geburtshaus erinnert an die bescheidenen Lebensumstände in Peter Roseggers Kindheit. Das Rosegger-Museum war sein ländlicher Rückzugsort. Beide Rosegger-Standorte sind Teil des Universalmuseums Joanneum mit seinen 18 Museen in Graz und der Steiermark.
mehr...Museum für Geschichte
Sackstraße 16
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9800
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