Traditionell geben die Kirchen die Meinung vor. Neben sie treten im 19. Jahrhundert die Zeitungen. Liberale Pressegesetze und der Aufstieg der Parteien, die in den Zeitungen ihre Sprachrohre erkennen, ermöglichen diesen Aufschwung.
Meinungsmacher Journalismus
Der moderne Journalismus ist ein Kind des 19. Jahrhunderts. 1861 wird die Konzessionspflicht für Zeitungen in Österreich aufgehoben. 1867 werden Meinungs- und Pressefreiheit sowie das Zensurverbot im Staatsgrundgesetz verankert. Damit sind die Voraussetzungen für ein dynamisches Pressewesen geschaffen. Gefördert wird dies auch durch das Entstehen der neuen Parteien. Neben die staatlichen Presseorgane wie die seit 1787 erscheinende Grätzer Zeitung treten immer mehr Gazetten, die sich als Sprachrohr einzelner politischer Lager verstehen. 1856 wird die bürgerlich-liberale Grazer Tagespost gegründet. Das katholische Grazer Volksblatt erscheint ab 1868 mit dem Ziel, der antiklerikalen Linie der Tagespost entgegenzutreten. 1890 tritt die sozialdemokratische Zeitung Arbeiterwille dazu, gefolgt vom radikal national ausgerichteten, erstmals im Jahr 1891 erscheinenden Grazer Tagblatt, das eine ernstzunehmende Konkurrenz für die liberale Tagespost wird. Unterschiedliche politische Sichtweisen führen zu regelrechten Fehden wie jener zwischen Grätzer Zeitung und Grazer Tagespost anlässlich der Proteste beim Besuch des spanischen Prinzen Don Alfonso.
Peter Rosegger ist nicht nur ein erfolgreicher Schriftsteller, sondern arbeitet auch als Journalist und Herausgeber seiner 1876 gegründeten Zeitschrift Heimgarten. In vielen Artikeln nimmt er zu den Geschehnissen der Zeit Stellung und prangert in Sozialreportagen die Missstände der Zeit an.
Meinungsmacher Kirche
Kirchen sind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer noch prägend für die öffentliche Meinung, doch liberal eingestellte antiklerikale Kreise fordern mehr Einfluss auf das Erziehungswesen. Am 8. Februar 1869 wird die Leitung und Aufsicht der Volksschulen und der Bildungsanstalten für Lehrer/innen dem Landesschulrat unterstellt. Der Kirche und den Religionsgemeinschaften bleibt die Besorgung, Leitung und Aufsicht des Religionsunterrichtes. Die 1860er-Jahre bringen die weitgehende rechtliche Gleichstellung von katholischer und evangelischer Kirche. In Konflikt geraten beide Konfessionen gegen Ende des Jahrhunderts. Die deutschnationale, protestantisch geprägte „Los-von-Rom-Bewegung“ ruft zum Übertritt in die evangelische Kirche auf. Die katholische Kirche reagiert darauf mit dem Bau der Josefskirche im Gedenken an die Gegenreformation. Eine populäre Ausdrucksform katholischer Spiritualität ist in den 1880er-Jahren die Herz-Jesu-Verehrung. Ein weithin sichtbares Denkmal dessen ist die Herz-Jesu-Kirche in Graz-St. Leonhard, deren Bau von Fürstbischof Johann Baptist Zwerger gefördert wurde.
Die Herkunft Peter Roseggers ist vom Glauben geprägt. Er selbst setzt sich zeit seines Lebens mit religiösen Themen auseinander, wobei er es bedauert, als Erwachsener den naiven Glauben seiner Kindheit verloren zu haben. Die Entfremdung zwischen Peter Rosegger und der katholischen Kirche äußert sich auch immer wieder in der herben Kritik, mit der katholische Medien Roseggers Werke überziehen.
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