Bildung und Medizin

Beide Themen liegen Peter Rosegger sehr am Herzen. Zeit seines Lebens leidet er unter einer schwachen Konstitution und bekommt als Kind nur durch Zufall die Möglichkeit einer Schulbildung. Deswegen ist er gerne bereit, Initiativen zur Verbesserung der Situation zu unterstützen.

Schon um 1860 wird darüber geklagt, dass vor allem in den ländlichen und ärmeren Regionen der Steiermark die Versorgung mit Sanitätspersonal mangelhaft ist. Viele Menschen behelfen sich mit der Volksmedizin, nur in schwerwiegenden Fällen wird ein (Wund-)Arzt gerufen. Zu dieser Zeit gibt es medizinisch ausgebildete Ärzte sowie niederärztlich ausgebildete Wundärzte. 1872/73 wird das Medizinstudium reformiert und damit auch die Wundarzt-Ausbildung abgeschafft. In der Folge verschärft sich die Situation, denn am Land liegt die medizinische Versorgung großteils in den Händen von Wundärzten. Diese dürfen zwar ihren Beruf weiterhin ausüben, treten aber vermehrt ihren Ruhestand an. Dies führt am Land zu Engpässen, während die Ärztedichte in der Stadt zunimmt. Eine Urbanisierung der Medizin zeichnet sich ab. Neben den niedergelassenen Ärzten verfügen Städte zumeist über private und öffentliche Krankenanstalten. Letztere sind seit 1855/56 verpflichtet, alle Kranken zu versorgen, auch wenn sie die Behandlungskosten nicht bezahlen können. Die größte Klinik der Steiermark ist das Allgemeine Krankenhaus in der Paulustorgasse in Graz, das um 1860 rund 650 Betten umfasst.

 

Peter Rosegger ist von klein auf schwächlich und leidet mit zunehmendem Alter vermehrt unter Atemwegsbeschwerden. Daher ist ihm gesundes Leben ein Anliegen. Er berichtet immer wieder in seiner Zeitschrift Heimgarten darüber und rührt die Werbetrommel für die Errichtung der Lungenheilanstalt Enzenbach und der Sonnenheilanstalt Stolzalpe.

Krankenhaus in Mürzzuschlag, Franz Joseph Böhm, 1911, Multimediale Sammlungen/UMJ

Medizin

Schulhaus, St. Kathrein am Hauenstein, Franz Joseph Böhm, 1910, Multimediale Sammlungen/UMJ

Bildung

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wächst der Anteil jener Menschen, die lesen und schreiben können. Dennoch gibt es dabei einen großen Unterschied zwischen der Bevölkerung in Ballungsräumen und ländlichen Gebieten: Um 1880 können in Graz 4 von 100 Männern und 5 von 100 Frauen weder lesen noch schreiben, während in den ländlichen Regionen der Obersteiermark zwischen 13 % (Bruck a. d. Mur) und 17 % (Murau) der Männer sowie 10 % (Judenburg) und 19 % (Murau) der Frauen Analphabetinnen und Analphabeten sind. Das Reichsvolksschulgesetz von 1869 bestimmt, dass überall dort eine Volksschule zu errichten ist, wo im Umkreis von einer Stunde Fußmarsch 40 Kinder im schulpflichtigen Alter von 6 bis 14 Jahren leben. Dennoch gibt es in Städten mehr Bildungsmöglichkeiten: So existieren etwa in Graz um die Jahrhundertwende nicht weniger als 23 Knaben- und Mädchenvolksschulen, 9 öffentliche Bürgerschulen, 3 Gymnasien, 1 Mädchenlyzeum sowie berufsbildende Schulen wie Lehrer/innenbildungsanstalt, Handelsakademie oder Staatsgewerbeschule. Erwachsene, die nicht oder nur schlecht alphabetisiert sind, können in Schnellkursen das Lesen und Schreiben erlernen.

 

Für Peter Rosegger ist die Bildung der Landbevölkerung nur dann von Vorteil, wenn sie den Schülerinnen und Schülern das Werkzeug liefert, um ihren Beruf als Bauern erfolgreich ausüben zu können. Die „Studierwut“ hingegen verurteilt er, denn sie entspringe nicht dem Wissensdurst, sondern dem Wunsch, etwas Besseres zu werden und nicht mehr körperlich arbeiten zu müssen.

Museum für Geschichte

Sackstraße 16
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9800
geschichte@museum-joanneum.at

 

Öffnungszeiten


Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr

 

24. bis 25. Dezember 2023