Das Attentat von Sarajewo am 28. Juni 1914 auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin war, verbunden mit dem Ultimatum an Serbien, der Funke im Pulverfass von Präventivschlagkonzeptionen, Bündnissen für den Angriffs- und den Verteidigungskrieg, Aufrüstungsanstrengungen, Umverteilungsgelüsten und vielem mehr. Der Thronfolger, mit Graz von Geburt an verbunden, hatte große Pläne zum Umbau der Monarchie, die der alte Kaiser aber nicht mittragen wollte.
Die Serben erfüllten das Ultimatum, das die Monarchie nach dem Attentat stellte – bis auf einen Punkt: Ermittlungen österreichischer Organe auf serbischem Territorium. Dennoch erfolgte am 28. Juli 1914 die Kriegserklärung an Serbien. Mit der Logik der Bündnisse brach innerhalb einer Woche ein europäischer Krieg aus, der sich rasch zum Weltkrieg auswuchs. Die Tragik des Automatismus der wechselseitigen Verpflichtungen brachte es mit sich, dass man in den Krieg gleichsam hineinschlitterte.

Zweifellos war die veröffentlichte Meinung überwiegend für den Krieg. Kriegsbegeisterung machte sich breit, und als in Deutschland selbst die Sozialdemokraten für die Kriegskredite stimmten, waren sich auch die österreichischen Parteien einig. Sie konnten wegen der Suspendierung des Parlaments diesen Willen nicht politisch zum Ausdruck bringen. Suspendiert waren allerdings auch die parlamentarischen Einrichtungen des Landes Steiermark und der Stadt Graz.
Hinter der Stimmung der Meinungsbildner gab es aber auch Zweifel, Zurückhaltung und Ängste. Sie blieben im August 1914 weitgehend ungehört, die Begeisterung für einen Feldzug, der in wenigen Wochen vorbei sein sollte, überwog.
Graz und die Steiermark waren vor dem Ersten Weltkrieg Standorte einer Vielzahl von Truppenkörpern, die im sogenannten „3. Korps“ zusammengefasst wurden. Der Befehlsbereich reichte von der Steiermark über Kärnten, Krain, Triest, Istrien, Görz und Gradisca. Aus diesen Gebieten wurden auch die Offiziere, Soldaten und Mannschaften zusammengezogen und rekrutiert. Graz bildete ein militärisches Zentrum, hier befanden sich wichtige Kommandostellen, Kasernen und Anstalten der k.u.k. Armee, die das Stadtbild bis heute prägen. Auch das erste Flugfeld wurde schon bald am Grazer Thalerhof errichtet, der zuvor als Exerzierfeld genutzt wurde.
Am 25. Juli 1914 wurde teilmobilisiert. Das betraf auch das 3. Korps. Fahnenschwenkend zog man aus, auch die „Zweierbosniaken“, die in Graz stationiert waren und die zur Elitetruppe an der italienischen Front werden sollten. Es waren die muslimischen Soldaten, die vor dem Krieg die Anerkennung des Islam als zusätzliche offizielle Glaubensgemeinschaft der Habsburgermonarchie erreichten. Im Krieg waren sie dann schließlich das am meisten ausgezeichnete Regiment der Monarchie.
Museum für Geschichte
Sackstraße 16
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9800
geschichte@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr
Zusätzlich geöffnet:
1. Mai 2023
29. Mai 2023
Ausnahmsweise geschlossen:
24. bis 25. Dezember 2023