Mehr als eine Tür

Die Tür aus Mössna

 

„CHRISTVS SPRICHT ICH BIN DER WEG DIE WAHRHAIT VND DAS LEBEN
NIMAND KVMBT ZVM VATER ALEIN“
„CHRISTVS IST DIE RECHTI TIER

 

Diese Tür ist mehr als eine Tür. Mit ihren Inschriften, deren Texte dem Johannesevangelium entnommen sind, ist sie religiös-erzieherisches Programm und reformatorisches Bekenntnis. Zusammen mit dem originalen, 1577 datierten Stubeninventar gelangte sie schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus einem Wirtshaus in Mössna im obersteirischen Sölktal ins junge Culturhistorische und Kunstgewerbemuseum. Dessen Gründer, Karl Lacher, hatte für das neue, 1895 eröffnete Museum eine Fülle solcher Ausstattungsensembles zusammengetragen: Eine begehbare Kulturgeschichte im 3-D-Format, wie es die geschichtsfreudige Gründerzeit liebte, um 1900 State of the Art.

 

Kulturgeschichte ist auch Konfessionsgeschichte: Als die Mössnaer Wirtsstube ihr neues Inventar erhält, hat nicht nur die Renaissance, sondern auch die Lehre Luthers Einzug in die Steiermark gehalten. Die Zahl der Anhänger steigt sprunghaft an – zu groß ist die allgemeine Unzufriedenheit mit den verweltlichten, oft völlig inkompetenten Amtsträgern der römischen Kirche geworden. Nicht mehr die Autorität des Papstes und seiner Kardinäle soll den Ausschlag geben, nicht mehr Heilige, gute Werke oder gar Sündenablässe sollen das persönliche Seelenheil sichern helfen, sondern „Gott allein die Ehre – Soli Deo gloria“, so lautet die neue Devise, die zum Programm wird. Der Weg zum Heil sei nur über das Schriftwort zu finden. Ganz so, wie es gleich zu Beginn des Johannesevangeliums im Prolog heißt: Im Anfang war das Wort.

Museum für Geschichte

Sackstraße 16
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9800
geschichte@museum-joanneum.at

 

Öffnungszeiten


Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr

 

24. bis 25. Dezember 2023