Mit dem Regierungsantritt Erzherzog Ferdinands, dem Sohn Erzherzog Karls II., endet eine Periode relativer Rücksichtnahme. Der neue Landesherr, den seine strenggläubige Mutter auf die Jesuitenuniversität im bayerischen Ingolstadt geschickt hat, muss die aus Schwäche geborene Religionspolitik seines Vaters als tiefe Demütigung empfunden haben. Nun ist er fest entschlossen, die Vormacht des alten Glaubens wiederherzustellen.
Das Imperium schlägt mit aller Macht zurück. Als Ferdinand 1619 zum „Römischen Kaiser“ gewählt wird und seine Residenz nach Wien verlegt, führt er den Kurs unnachsichtiger Konfrontation nunmehr auf Reichsebene fort – mit fatalen Folgen. Der Protestantismus wird in die Illegalität gedrängt.
Noch weniger ist an einen Interessenausgleich zwischen den Konfessionen zu denken. „Reformationskommissionen“ durchkämmen systematisch das Land. Sie sollen innerkirchliche Missstände aufspüren, aber vor allem der verhassten neuen Lehre ein für alle Mal ein Ende machen. Während der Adel noch eine kurze Frist privater Religionsfreiheit genießt, steht die evangelische Bürgerschaft, eben noch im Zenit ihrer mehrheitsbedingten Machtstellung, nun vor der Wahl, zum Katholizismus zurückzukehren oder das Land zu verlassen.
Manche bleiben und halten heimlich an ihrem lutherischen Bekenntnis fest, vor allem in der Obersteiermark, wo sich sogenannte „Kryptoprotestanten“ dem Zugriff der Behörden zu entziehen versuchen, andere hingegen wählen das Exil. Es beginnt eine Periode steirischer Geschichte außerhalb der Steiermark.
Die Exulanten haben allen Grund, sich an einem biblischen Leitbild zu orientieren, das wie kein anderes ihr Los widerspiegelt: Es ist der Dulder Hiob, dessen Leiden als Vorwegnahme der Passion Christi gedeutet wird. Eine ganze Epoche sucht Ausgleich in Gelassenheit und Gleichmut auch in der Hinnahme schwerer Schicksalsschläge, um so den widrigen Zeitumständen zu trotzen.
So bleibt denen, die im Land verbleiben, nur der Weg in den Untergrund, der heimlichen, stets von Verfolgung bedrohten Glaubensausübung. Die im Gedächtnis Österreichs als „Landesmutter“ fortlebende Maria Theresia hat sich hier von einer wenig mütterlichen Seite gezeigt – im Gegenteil. Erst die josephinische Aufklärung und die auf Ausgleich bedachte Konfessionspolitik Franz Josefs I. haben diesen bedrückenden Zustand nahezu völliger Rechtlosigkeit im Sinne modernen Toleranzdenkens schrittweise verbessert. Bis zu dem, was wir heute Normalzustand nennen mögen, ist es ein sehr weiter Weg gewesen.
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