Schon bald nach der Neuaufstellung entstand allerdings erneut Raumnot, und man errichtete zwischen 1890 und 1895 in der Neutorgasse – in unmittelbarer Nähe des „Lesliehofs“ – ein neues Museumsgebäude, das nach Entwürfen von August Gunolt im Stil des Wiener Neubarocks realisiert wurde. Dieser repräsentative Bau beheimatete das „Kulturhistorische und Kunstgewerbemuseum“, zu dem auch die Sammlungsbestände zur Kunst des Mittelalters zählten, aber auch die Landesbildergalerie übersiedelte an diese neue Adresse.
Im Jahr 1941 wurde die Landesbildergalerie schließlich in eine Abteilung für Kunst bis ca. 1800 („Alte Galerie“) und eine andere für jüngere Kunst („Neue Galerie“) geteilt.
Im Lauf des 20. Jahrhunderts wuchs das Joanneum um weitere Sammlungen an, und heute stehen dem Universalmuseum Joanneum neun Gebäude mit historisch wertvoller Bausubstanz als Museumsstandorte zur Verfügung, aber auch qualitätsvolle Beispiele für zeitgenössische Architektur.
Die Natur zählte neben Technik, Geschichte und Volkskunde zu den großen Leidenschaften dieses in der Steiermark aufgrund seiner umfangreichen Verdienste für das Land noch immer überaus populären Habsburgers. Dessen primären Interessen folgend, war das Joanneum zunächst in erster Linie eine Bildungsinstitution mit naturwissenschaftlich-technischer Ausrichtung.
Bedeutende Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts wie Friedrich Mohs, der in Graz die nach ihm benannte Härteskala für Mineralien entwickelte, oder Franz Xaver Unger – der „Vater der Paläobotanik“ – lehrten am Joanneum, das 1864 den Rang einer „k. k. Technischen Hochschule“ erlangte.
Die Lehranstalt, die 1975 als Technische Universität Graz („Erzherzog-Johann-Universität“) mit fünf Fakultäten neu gegliedert wurde, erfuhr eine räumliche und organisatorische Trennung von den musealen Sammlungen, welche ihrerseits 1887 zu einem Landesmuseum vereinigt wurden.
In den folgenden Jahren wurden die Sammlungsbestände im „Lesliehof“, einem ehemaligen Adelspalais in der Raubergasse 10, neu aufgestellt. Teil dieses solcherart reorganisierten Museums war auch die auf den Kupferstecher Johann Veit Kauperz (1741–1815) zurückgehende „Steirisch Ständische Zeichen-Akademie“ und deren Kunstsammlung. Wie die joanneischen Sammlungen ursprünglich als ergänzende „Lehrsammlung“ für den Unterricht in Verwendung, wurde diese „Landesbildergalerie“ im 19. Jahrhundert durch Schenkungen großzügiger Mäzene um eine Vielzahl von Kunstwerken hoher Qualität erweitert.