25. November 2021 / Katrin Bucher Trantow

Sprechende Objekte – oder (der) Schlüssel (zum) Museum

Kunsthaus Graz

Bevor der neuerliche Lockdown wieder viele Türen schloss, hat sich eine Kerngruppe des Kunsthauses Graz aufgemacht, um einen gemeinsamen Nachmittag mit dem Besuch eines anderen Museums zu verbinden.

Die Wahl fiel auf das Schlüsselmuseum bzw. die Schell Collection, eine bemerkenswerte Sammlung außergewöhnlicher Objekte, zu finden in einer großen Überbauung im Bezirk Lend. Was sich in dem Gebäude aus den Neunzigerjahren, im Herzen der um sie herum wachsenden Siedlung versteckt, zeugt von einer einzigartigen Sammlerleidenschaft, die mit einem weltoffenen Horizont und einer präzisen, geradezu wissenschaftlichen Neugier verbunden ist. Als Metallbauer und Schlosser hat Hanns Schell vor über 50 Jahren begonnen, sich für historische Schlösser zu interessieren. Anfangs waren die gesammelten Objekte nur als Dekoration fürs Schaufenster gedacht  doch inzwischen ist daraus eine weltweit einzigartige Sammlung von über 13.000 Kunsthandwerksstücken entstanden: Vom Schlüssel als Pistole über das Schloss der sieben Siegel bis zu Metallschildern der Schlüsselzunft oder der emaillierten Schmuckschatulle wurden filigrane ebenso wie wuchtige und tonnenschweren Werke zusammengetragen.

Unsere Gruppe wurde von der ehemaligen Leiterin und profunden Sammlungskennerin Martina Pall in die Geschichten hinter den Objekten eingeführt. Als Mitglied des Rotary-Clubs Graz-Kunsthaus kennt sie auch unser Haus sehr gut. Nun war es an der Zeit, die Kollegin zu besuchen: Wie die Sammlung auf drei Stockwerken insgesamt ein Zeugnis menschlicher Leidenschaften ist, haben uns im Gespräch die Erfahrungen des künstlerischen Strebens, handwerklichen Könnens und gesellschaftlicher Repräsentationsmechanismen rund um das Thema Abgrenzen und Sichern weit über die geplante Dauer der Führung hinaus mitgerissen.

Objekte so zum Sprechen zu bringen, ist museale Kernaufgabe auf höchsten Niveau. Im gemeinsamen Reflektieren sind sie dabei mehrfach erhellend und brandaktuell.

Schell Collection, Wiener Straße 10, 8020 Graz, www.schell-collection.com

Absolut empfehlenswert für die Zeit, wenn die Museen wieder geöffnet sind. Im Wildmoser nur ein paar Meter weiter, isst man übrigens hervorragend!

Kategorie: Kunsthaus Graz
Schlagworte:

Ein Gedanke zu “Sprechende Objekte – oder (der) Schlüssel (zum) Museum

  1. Elisabeth

    Schlüssel haben für mich etwas Sakrales. Sie öffnen Tore und Türen, aber symbolisch öffnen sie natürlich viel, viel mehr. Eine wirklich gelungene Ausstellung war das!

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