27. April 2020 / Christoph Pietrucha
Sammlung Kubinzky. Geschichte(n) in Ansichtskartenformat
Auf die Frage nach dem Beginn seiner Sammelleidenschaft verweist der ehemalige Universitätsprofessor Kubinzky auf seine Kindheit. Zu den ersten Sammelobjekten zählt er seine Spielsachen, die er – wie anzunehmen ist – nicht nur gehortet, sondern auch zweckentsprechend verwendet hat. Ansichtskarten beginnt er in seiner Gymnasialzeit zu sammeln. Es waren Objekte, die er zu Hause gefunden hat und die sein Interesse und seine Neugier weckten. Eine Ansichtskarte aus Rom ist das erste Objekt seiner Sammlung, dessen Motiv er in mühevoller Arbeit auszuschneiden versuchte – ein Vorhaben, das er wohl bald aufgegeben hat, denn die Postkarten seiner Sammlung weisen nur Gebrauchsspuren auf. Dass es gerade Rom war, ist eher ein Zufall, es hätte genauso gut ein steirisches Motiv gewesen sein können. Nur fand er wohl keine „Grüße aus der Steiermark“ zu Hause vor.
Kubinzkys Ansichtskarten, die im Zuge einer großzügigen Schenkung an die Multimedialen Sammlungen kamen, werden derzeit digitalisiert. Das bedeutet jedoch nicht, dass seine Sammlung nicht durch immer neue Objekte ergänzt wird. Die Zahl der Neuerwerbungen variiert, wobei es noch immer über 20 Postkarten pro Woche sein können. Beim Kauf ist der Sammler allerdings wählerischer geworden, weil er, wie er betont, doch schon sehr viele Ansichtskarten besitzt. So schätzt er, dass seine Sammlung aus etwa 100.000 Ansichtskarten besteht. Um die 35.000 Exemplare wurden bereits im letzten Jahr gescannt und in säurefreie Hüllen verpackt. Damit hat er nun zusätzlich noch einmal so viele Digitalisate.
Mit seiner Sammlung dokumentiert Karl Albrecht Kubinzky nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart für die Zukunft. So zeugen die vielen von ihm gemachten Fotos in der Sammlung von den städtischen Veränderungen der jüngsten Zeit. An der Ansichtskarte selbst findet er das Motiv besonders spannend. Durch die Erwerbung hat er das Gefühl, dass er so in den Besitz des Abgebildeten kommt. In diesem Sinne ließe sich seine Sammelleidenschaft auch tiefenpsychologisch auslegen, wie er zugibt.
Mehr über seine Sammlung und sein Sammeln erzählt Kubinzky in einem Interview mit der Leiterin des Museums für Geschichte Bettina Habsburg-Lothringen. In diesem Gespräch zeigt sich eine unendliche Begeisterung für Geschichte und sein Wesen als begnadeter Erzähler:
„Ich kann in der Geschichte leben, die Texte sind für mich Fenster in eine reale, dramatische Vergangenheit. Doch ich kehre erfreulicherweise immer wieder in die Gegenwart zurück. Spätestens, wenn meine Frau oder meine Tochter mich rufen.“ (Karl Albrecht Kubinzky)
Das ganze Interview wird im Katalog zur Ausstellung Dein Graz! Die Sammlung Kubinzky am Joanneum erscheinen. Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ist die Ausstellung derzeit geschlossen. Bis wir unsere Museen wieder öffnen können, bleibt uns nur, Ansichtskarten zu schreiben, was Karl Albrecht Kubinzky selbst jedoch nicht mehr allzu häufig macht. Er bevorzugt nun das Handy, mit dem er seine Grüße mit entsprechenden Bildern einfach, schnell und von nahezu jedem Ort aus absenden kann.
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