13. Mai 2015 / Ulrich Becker
Pointiert präzise #MusealeSchätze
Die frühe Neuzeit war geprägt von dem Wunsch, die Welt möglichst detailgetreu zu erfassen und geometrische Objekte mit mikroskopischer Genauigkeit zeichnen zu können. In der unendlichen Vielfalt messbarer Verhältnisse haben damalige Mathematiker das Wirken Gottes erblickt. Also wurden auch präzise Geräte benötigt und entwickelt; der Reduktionszirkel war damals wohl so etwas wie ein brandneues iPhone.
Mit dem Reduktionszirkel konnte man aber keine Apps herunterladen, sondern Strecken in einem bestimmten Verhältnis teilen, vergrößern oder verkleinern. Reduktionszirkel heißen daher auch Proportionalzirkel. Sie haben zwei Schenkel, die durch eine bewegliche Einstellschraube verbunden sind. An jedem Ende sind zwei Spitzen: Mit dem einen Paar kann man das Ausgangsmaß abgreifen, und mit dem zweiten Paar die zu konstruierende Größe abschlagen.
Der Reduktionszirkel ermöglicht es, einen Kreisumfang in vier gleiche Teile zu teilen, eine Strecke nach dem Goldenen Schnitt zu teilen und auch die Quadratur des Kreises – also die Konstruktion eines Quadrates, das zu einem gegebenen Kreis annähernd flächengleich ist. Präzise gefertigte Geräte erlauben es, mit einer Genauigkeit von ±0,1 Millimetern zu arbeiten.
Bearbeitet von Theresa Wakonig
Schlagworte: Kulturhistorische Sammlung | Museale Schätze | Sammlungsobjekte