Über das Volkskundemuseum

Mit der Neueröffnung im April 2021 zeigt sich das Volkskundemuseum rundum erneuert. Die Ausstellung „Welten – Wandel - Perspektiven“ wurde mit Fokus auf die Gegenwart konzipiert und widmet sich in verschiedenen Modulen dem Leben in der Steiermark. Mit dieser Ausstellung ist das Volkskundemuseum Teil der Steiermark Schau, die von April bis Oktober an mehreren Standorten viele Facetten der Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Landes und seiner Menschen zeigt. Danach bleibt die Ausstellung in Bewegung und erfährt immer wieder Ergänzungen und Veränderungen einzelner Module. So bleibt sie als Dauerausstellung beständig und abwechslungsreich.

 

Nicht nur die Ausstellung prägt den Neustart des Volkskundemuseums, auch das Gebäudeensemble selbst wurde nach Maßgaben des Denkmalschutzes saniert und verbindet nun die einzelnen Teile des Areals verstärkt miteinander. Basis für alle Maßnahmen ist der Plan, in der Paulustorgasse einen belebten und gesellschaftsrelevanten Ort zu etablieren, der durch Wissensvermittlung, Diskurs und kulturelles Angebot für viele Menschen ein wichtiger Knotenpunkt ist. Auch ein Café hat deshalb Einzug gehalten, es ist Teil der Ausstellung und lädt im Museum und im Gastgarten zum Verweilen ein.

 

Claudia Unger, Leiterin der Abteilung Volkskunde im Universalmuseum Joanneum, Birgit Johler, Kuratorin, und das gesamte Team des Volkskundemuseums freuen sich sehr, nach der langen Vorbereitungszeit, die nicht nur durch die Neuaufstellung, sondern auch durch Covid-19 – ein neuer Sammlungsbereich – geprägt war, wieder für Sie da zu sein und laden Sie herzlich ein, das Volkskundemuseum zu besuchen!

 

Erklärung österreichischer Volkskunde-Institute, -Abteilungen, Museen, Vereine und Verbände Expand Box

Menschen in Bewegung – „Kultur“ und „Heimat“ als politische Instrumente 

Die unterzeichnenden österreichischen Universitäts-Institute für Volkskunde, Europäische Ethnologie und Kulturanthropologie sowie die Verbände und Museen für Volkskunde wenden sich gegen die Art und Weise, wie derzeit im Zusammenhang mit der Bürgerkriegsflucht und Migration vieler Menschen die Begriffe Kultur, Heimat und Identität instrumentalisiert werden.  

In Massenmedien, Internet-Foren und auf politischer Ebene sind aktuell Diskussionen über vermeintliche Effekte der „Flüchtlingskrise“ entbrannt, die oftmals wenig sachlich verlaufen, dafür jedoch Ängste und Fremdenfeindlichkeit schüren. Verstärkt wird dabei damit argumentiert, dass von Flüchtlingen eine Gefährdung ausgehe – speziell für „Heimat“, „Kultur“ und „Identität“. Die politische Instrumentalisierung dieser – historisch bereits vielfach für unterschiedliche Zwecke genutzten – Bilder und Begrifflichkeiten betrachten wir mit Sorge.


Das heutige Alltagsverständnis von „Heimat“ entstand seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in Zusammenhang mit der bürgerlichen Gesellschaft. „Heimat“ wurde als ein Wunsch-Ort stilisiert, der Sehnsüchte enthält und Verlustängste kompensiert. Aufgeladen mit Ideologien der Ausgrenzung und Wir-Behauptung war und ist die Vorstellung von „Heimat“ leicht auch ein Ausgangspunkt für Vertreibung und sogar Vernichtung. Dieses Reden über „Heimat“ hat mit der gegenwärtigen mobilen Gesellschaft an Bedeutung gewonnen. Allerdings wird in der Regel übersehen, dass Menschen mehrere Zugehörigkeiten haben (können).


In problematischer Weise wird auch in der politischen und medialen Diskussion in Österreich von „Kultur“ und „Identität“ gesprochen, als ob es sich dabei um feststehende Kategorien handle und als ob es keine innergesellschaftlichen Unterschiede gäbe. Diese scheinbar kulturwissenschaftlich geführten Debatten entbehren einer differenzierten wissenschaftlichen Begründung.


Als Vertreter/innen eines universitären Fachs, das auf ein Jahrhundert der Beschäftigung mit Alltagskulturen und mit der Reflexion kultureller Diversität und Differenz zurückblicken kann, müssen wir einer politischen Instrumentalisierung dieser Begriffe entschieden widersprechen: Der Blick auf die Geschichte zeigt, dass „Kultur“ und „Identität“ im Lauf der Geschichte vielfach auf gefährliche Weise verwendet wurden, um das „Fremde“ vom vermeintlich „Eigenen“ abzugrenzen und Menschen auszuschließen – wie in der aktuellen Diskussion.


Gerade die Entwicklung Österreichs zeigt deutlich, dass infolge migrantischer Mobilität Mehrsprachigkeit und kulturelle Pluralität schon immer integraler Bestandteil der gesellschaftlichen Entwicklung waren. Die Vorstellung von „Kulturen“ als einheitlichen, nach außen geschlossenen Containern oder als nationale Besitzstände, die zudem noch in nationale Grenzen zu gießen wären, war und ist eine wirkmächtige Fiktion. Was wir als Kultur betrachten, ist nicht naturgegeben, sondern wird von allen am Alltagsleben beteiligten Menschen stets neu ausgehandelt und mit Bedeutung versehen: Kultur ist dynamisch, richtungsoffen und in Bewegung. Diese Prozesse sind immer auch von Ungleichheiten und Macht geprägt bzw. stellen diese her. Wir erkennen folglich fremdenfeindliche und diskriminierende Aussagen gegenüber anderen Gruppen als Versuch, eigene Ansprüche auf die Definition von Kultur zu rechtfertigen und eigene politische Einflussbereiche zu vergrößern.


Solchen politischen Ansprüchen dient auch die derzeitige Krisenrhetorik, die Zuwandererinnen und Zuwanderern eine Bedrohung unterstellt. Dabei verdeckt sie die Gründe und Dynamik für die aktuelle Zuspitzung der Lage von Flüchtlingen. Diese wurzeln in europäischen Migrationspolitiken, die jahrzehntelang auf die Militarisierung und Sicherung der Außengrenzen ausgerichtet waren, anstatt für sichere Migrationswege und die koordinierte Aufnahme von international Schutzbedürftigen aus Kriegsgebieten zu sorgen.


Politische Entscheidungen und Aktivitäten sind aktuell auf kurzfristige Krisenbewältigung ausgelegt. Nicht zuletzt das Erstarken fremdenfeindlich gesinnter Gruppen macht deutlich, wie dringend der Bedarf an Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Lösungen ist. Eine integrative und demokratische Kulturpolitik würde allen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten den Zugang zu sozialer, ökonomischer, demokratischer und kultureller Teilhabe ermöglichen. (28.11.2015)

Unterzeichnende Universitätsinstitute, Museen, Vereine und Fachverbände Expand Box

Kontakt
Österreichischer Fachverband für Volkskunde
p. A. Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Universität Graz
Attemgasse 25/1, 8010 Graz
ZVR-Zahl 592792150
Vorsitzende: Univ.-Prof. Dr. Johanna Rolshoven
Tel.: +43 (0)316 380 – 2581; Fax: +43 (0)316 380 – 9778
office@volkskunde.org, www.volkskunde.org

 


Kontaktpersonen an den österreichischen Universitätsinstituten
Prof. Dr. Gilles Reckinger, Universität Innsbruck, gilles.reckinger@uibk.ac.at
Prof. Dr. Johanna Rolshoven, Karl-Franzens-Universität Graz, johanna.rolshoven@uni-graz.at
Prof. Dr. Brigitta Schmidt-Lauber, Universität Wien, brigitta.schmidt-lauber@univie.ac.at
Prof. Dr. Klaus Schönberger, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec, klaus.schoenberger@aau.at

Kontaktperson für die Museen und Vereine
Matthias Beitl, Österreichisches Museum für Volkskunde Wien, matthias.beitl@volkskundemuseum.at

 

Museums for Future

Mit der Neueröffnung des Volkskundemuseums 2021 schließen wir uns der Organisation Museums for Future an und leisten so einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung hinsichtlich der Klimakrise. Wir, als Museum, bemühen uns aber nicht nur darum, Wissen zu vermitteln, sondern auch selbst nach bestem Wissen zu handeln, um die Umwelt zu schützen.

Volkskundemuseum

Paulustorgasse 11-13a
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9810
volkskunde@museum-joanneum.at

 

Öffnungszeiten


Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr

 

24. bis 25. Dezember 2023