Das aus bemaltem Ton angefertigte Miniaturmodell des Grazer Uhrturms kam 2024 im Zuge einer Konvolut-Übergabe des Vereins der Landsmannschaft der Steirer in Tirol in das Volkskundemuseum. Der Verein mit Sitz in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck diente laut Statuten zur Pflege der steirischen Kultur und Identität. Die Mitglieder, die ihre Herkunftskultur pflegen wollten, kamen ursprünglich aus der Steiermark. Vergleichbare Landsmannschaften, manche auch als katholische Studentenverbindung bezeichnet, sind auch in allen anderen Bundesländern in Österreich zu finden. Oft waren diese Verbindungen nationalistisch geprägt. Die Menschen, die zumeist aus wirtschaftlichen oder auch politischen Gründen migrierten, hatten im Einwanderungsland das Bedürfnis, ihre Traditionen, Bräuche und Lieder zu pflegen.
Der Verein der Landsmannschaft der Steirer in Tirol wurde 1910 gegründet und am 31.12.2023 kam es zur freiwilligen Auflösung aufgrund des hohen Durchschnittsalters von 72 Jahren und der stagnierenden Mitgliederzahlen. Zuletzt gab es 122 Mitglieder in der Landsmannschaft, die auch als Sängerrunde aktiv war. Im Zuge der Vereinsauflösung wurden über 30 Objekte in Form von Fahnen, Bildern, Urkunden, Ehrenzeichen etc., die die Vereinsräume schmückten, dem Museum übergeben.
Dieses Konvolut ergänzt nicht nur den Sammlungsbereich des „Vereinswesens“, sondern steht auch für historische Migration.
Das mit Rosen verzierte Modell ist ein detailgetreues Abbild des am Schloßberg ansässigen Wahrzeichens der Stadt Graz, welches ursprünglich Teil der ehemaligen Festungsanlage war. Aus dem Objekt spricht weniger der monetäre Wert, vielmehr hat(te) es als identitätsstiftendes Symbol eine besondere emotionale Bedeutung. Der Uhrturm ist nicht nur ein Wahrzeichen, sondern auch für viele Menschen mit persönlichen Erinnerungen verbunden. Wer das Modell angefertigt hat, ist leider nicht übermittelt. Mit Dank an Hans Hagen Hottenroth, Keramikmuseum Scheibbs.