Boris Podrecca

Geb. 1940 in Belgrad

1963–1968 Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Meisterklasse von Roland Rainer. 1982–1987 war er als Gastprofessor an den Universitäten in Lausanne, Paris, Venedig, Philadelphia, London und Wien tätig, er lehrt an Universitäten von Harvard und Cambridge. Seit 1988 hat er eine Professur an der Universität Stuttgart inne. 1990 wurde Podrecca mit dem Kulturpreis für Architektur der Stadt Wien ausgezeichnet, 1997 mit dem Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. 2000 wurde ihm von der Universität Maribor der Ehrendoktor verliehen und 2003 war er Preisträger des Premio „Il Principe e l`Architetto“ in Mailand. Im selben Jahr erhält Boris Podrecca den Freiheitspreis des Präsidenten der Republik Slowenien.

Der Architekt und Künstler unterhält Architekturateliers in Wien, Stuttgart und Venedig. Seine Architektur zeichnet sich besonders durch sein Gefühl für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ästhetik und Benutzerfreundlichkeit im öffentlichen Raum aus. Seine Projekte beschäftigen sich primär mit der Gestaltung von Plätzen, Bahnhöfen, Büros und privaten Wohnhäusern. Er gestaltet unter anderem den Universitätsplatz in Salzburg und die Piazza Tartini in Piran. Weiters führte er Platzgestaltungen in Wien, Cormons, Verona, Motta di Livenza und Split durch. Auch den ausgeschriebenen Wettbewerb für die Umgestaltung der „rive“ (Ufer) in Triest, wo er einen Teil seiner Kindheit verbrachte, gewann er, und sein Konzept für die Neugestaltung wurde auch auf der Biennale von Venedig präsentiert.

2004 wurde eine Skulptur von Podrecca im Rahmen des von Peter Weibel kuratierten Projekts EU&YOU gezeigt. Sein Objekt EU-Informations-Pavillon ist am Wiener Südbahnhof ausgestellt. Die Skulptur, die trotz des Namens „Info-Pavillon“ keinerlei Informationen, weder mündlicher noch schriftlicher Art, bereithält, soll für sich selbst sprechen. Zu sehen ist der Grundriss von Österreich mit den vier Nachbarländern, die 2004 in die EU eingetreten sind (Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn, Slowenien), die Grenzen sind in den Nationalfarben der einzelnen Länder gekennzeichnet. Der Landkartenausschnitt wird auch in der Vertikalen umgesetzt, schraubt sich als Stele nach oben und breitet sich wie eine schutzgebende Decke als Plafond aus. Durch Stufen wird man eingeladen, das Kunstwerk zu betreten, denn die Skulptur Podreccas soll als Plattform für Kommunikation und Diskussion fungieren. Es ist ein Symbol des Miteinanders von verschiedenen Nationen in ökonomischer, kultureller und sozialer Hinsicht. Die Verdrehung kann auch als eine Wandlung im Denken der Menschen gelesen werden, denn in der Zukunft sollen Rivalität, die Frage nach Gewinnern und Verlierern oder Ost und West ihre Bedeutung verlieren.

Der renommierte Architekt und Künstler ist international sehr gefragt und stellte unter anderem schon in Paris, San Francisco, Budapest, London, Bozen und Madrid aus. Bei der Biennale von Venedig war er 1980 und 1992 vertreten. 2003 stellte er in der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Belgrad aus.