Hans Kupelwieser

Geb. 1948 in Lunz, lebt und arbeitet in Graz und Wien

1970–1973 besuchte er die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, 1976–1982 studierte er an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Bazon Bock, Peter Weibel und Herbert Tasquil. 1983 stellte der Künstler in der Wiener Secession aus. 1994 kann er im Rahmen des Transfers Colombia-Austria in diversen mexikanischen und kolumbianischen Museen seine Kunstwerke zeigen. 1995 erhielt er eine Professur am Institut für Zeitgenössische Kunst in Graz. 2001 war er auf der ARCO in Madrid vertreten. Im Rahmen der Kulturhauptstadt „graz03“ zeigte er eine Installation im öffentlichen Raum. 2008 wurde die Einzelaustellung Hans Kupelwieser in der Galerie Hollenbach in Stuttgart gezeigt – dieselbe Ausstellung gab es bereits 2005 in Stuttgart und 2006 im Ausstellungsraum Zürich.

 

Nach seiner Ausbildung beschäftigte sich Kupelwieser seit jeher mit Grenzüberschreitungen im Materialbereich der zeitgenössischen Skulptur. Er inkludiert neue Materialien nicht nur als Materialien im Feld des Experimentellen, wie die Arte povera, sondern operiert in einer Art linguistischer Ausführung auch mit ihren neuen Bedeutungen. In eine flache Gummi- oder massive Stahlskulptur werden Buchstaben als Leerstellen eingestanzt, die Textzitate bekannter Philosophen wiedergegeben: Die Objekte dienen so als Paravent und werden einer neuen Funktion zugeführt. Diese Verschränkung von Materialerweiterung und Operationserweiterung zwischen Form und Funktion ist das Analysefeld, in dem sich Kupelwieser bewegt.

 

Material- bzw. Funktionstäuschungen bilden einen eigenständigen Faden im komplexen Gewebe der zeitgenössischen Skulptur, den Kupelwieser immer weiter entwickelt, indem er letztlich die Skulpturen auch schweben lässt und begehbar macht. Seine neuen pneumatischen Skulpturen sehen zwar aus, als seien sie aus formbarer PVC-Folie, sie sind aber in Wirklichkeit aus Aluminium.


Seine fotografischen Arbeiten stehen gleichberechtigt neben und in einem engen Zusammenhang mit seinen Skulpturen, sie sind indexikalische Abbildungen von Gegenständen, verweisen auf die Spuren von Gegenständen und behandeln die grundlegende Frage, wie Gegenstände zu Bildern werden. Also eine klassische Fragestellung der Malerei, die Kupelwieser aber nicht malerisch, sondern medial und skulptural löst. Solche großformatigen Fotogramme als Spuren von Dingen und Möbeln können sowohl skulptural als auch fotografisch wahrgenommen werden oder gehen in die reale Konstruktion von Dingen ein, wie seine Möbelskulpturen (Sofa, Stühle, Tische ...), die auch indexikalische Fotogramme (von Kartoffeln, Reis, Spaghetti) beinhalten können, wobei die Thematisierung von positiv und negativ in seinem gesamten Schaffen eine wesentliche Rolle spielt.

 

So gelingt es Hans Kupelwieser, zwischen Erwin Wurm und Franz West eine dritte eigenständige Position in der zeitgenössischen österreichischen Skulptur zu schaffen, die eine klare Abkehr von der Epoche nach der Abstraktion darstellt und eine wesentliche Weiterentwicklung des Skulpturenbegriffs in der Nachmoderne darstellt.