Bildinformationen
Laufzeit
18.09.2025 - 15.02.2026
Eröffnung
17.09.2025 18:00 Uhr
Pressetermin
17.09.2025 11:00 - 12:00 Uhr
Ort des Pressetermins
Kunsthaus Graz
Kuratiert von
Andreja Hribernik
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Die Ausstellung Unseen Futures to Come. Fall dreht sich um die Erfahrung von Unsicherheit als wesentlichen Aspekt des heutigen Lebens. Heute wird die globale Unsicherheit durch die unkontrollierte Ausbeutung von natürlichen Ressourcen und Menschen noch verstärkt; wir sehen uns mit Umweltzerstörung, Krieg, politischer Instabilität und Massenvertreibungen konfrontiert. Dabei handelt es sich nicht nur um Krisen, sondern um Zeichen eines tiefgreifenden Wandels – ein Moment, in dem die Grundfesten der Welt, wie wir sie kennen, zu bröckeln scheinen.
Im Zentrum dieser gegenwärtigen Situation stehen die komplexen und oft unsichtbaren Mechanismen von Machtverhältnissen und Machtasymmetrien, die globale Ungleichheiten prägen, den Zugang zu Ressourcen beeinflussen und darüber entscheiden, wessen Leben wertvoll ist und wessen nicht. Macht ist keine feste Größe, die man besitzen kann, sondern ein Netzwerk von Beziehungen, das in politische Strukturen, Wirtschaftssysteme und soziale Beziehungen eingebettet ist und durch diese aufrechterhalten wird. Sie verstärkt die Unsicherheit, indem sie systemische Ungleichgewichte aufrechterhält, selbst wenn sie durch Widerstand und Transformation in Frage gestellt wird. Das Verständnis dieser Dynamik ist entscheidend, um zu begreifen, wie Unsicherheit in unserer Zeit sowohl erzeugt als auch herausgefordert wird.
Die Unsicherheit, die unseren heutigen Zeiten zugrunde liegt, führt zu einer Ambivalenz, die im Zentrum der Ausstellung Unseen Futures to Come. Fall steht. Diese Ambivalenz spiegelt die gleichzeitige Präsenz von Licht und Dunkelheit in der conditio humana wider. Wir sind zu großer Liebe und Fürsorge fähig, aber auch zu Grausamkeit und Zerstörung. Diese Dualität ist nicht leicht zu begreifen, da sie in unsere alltägliche Erfahrung verwoben ist – etwas, das wir ohne Distanz erleben. Es scheint nun, als habe diese Ambivalenz eine dunklere Wendung genommen, und vielleicht erleben wir gerade den Niedergang der Menschheit. Dennoch können wir aus vergangenen Mustern lernen: Das Gefühl eines Endes geht oft großen Paradigmenwechseln voraus, Veränderungen, die sich nicht nur in den Produktionsweisen, sondern auch in ganzen Kultur- und Wertesystemen niederschlagen.
Die Ausstellung untersucht diesen fragilen und sich wandelnden Untergrund anhand von zwölf künstlerischen Positionen, die sich mit Themen wie Unsicherheit, Zusammenbruch, Widerstandsfähigkeit und Transformation auseinandersetzen. Eines der zentralen Werke ist eine Bibliothek namens Fall. A Library of Twilight Worlds, konzipiert vom Philosophen Federico Campagna. Diese Sammlung von 250 theoretischen und philosophischen Büchern ist um die Metapher der Jahreszeiten strukturiert, die unsere Herangehensweise an die Welt und unsere Wahrnehmung derselben symbolisieren. In diesem Rahmen ist der Herbst die Jahreszeit, in der Gewissheiten verschwinden, Wissen in Frage gestellt wird und die Angst vor dem Unbekannten zunimmt.
Die Ausstellung verwebt Gegensätze wie Liebe und Tod, Chaos und Ruhe sowie Zerstörung und Erneuerung, um über das Paradoxon der menschlichen Existenz nachzudenken. Anstatt Antworten zu geben, laden die Werke zum Nachdenken ein und ermutigen uns, an den Fragen festzuhalten, die unsere Zeit prägen. In der Spannung des Herbstes, wenn das Alte dem Unbekannten weicht, werden wir daran erinnert, dass die Dunkelheit niemals endgültig ist, selbst wenn die Welt ins Wanken gerät, bleibt die Möglichkeit des Lichts – und des Auseinanderzugehens – bestehen.
Mit Werken von Dana Awartani, Federico Campagna, Christoph Grill, Adelita Husni Bey, Marija Marković, Vladimir Nikolić, Yhonnie Scarce, Andrej Škufca, Jože Tisnikar, Sophie Utikal, Bill Viola, zweintopf.
Adelita Husy Bey. Briganti, 2023, detail