Erstmals seit über zwei Jahrzehnten wird Helen Chadwicks (1953–1996, London GB) radikales, körperbezogenes Werk in seinem ganzen Umfang in Österreich gezeigt und durch den Dialog mit Liesl Raff (*1979, Stuttgart, lebt in Wien), in einen aktualisierten Kontext gestellt.
Helen Chadwick spürt in ihren einflussreichen skulpturalen und performativen Arbeiten nicht nur den sinnlichen Aspekten der natürlichen Welt nach, sondern auch den damit verbundenen Geschlechterzuschreibungen. Immer wieder nimmt sie Bezug auf die feminin gelesene Metapher der Blume und des Blühens – und bricht dabei mit rigiden Vorstellungen des „Traditionellen“ oder taxierbaren „Schönen“.
Die große Werkschau, die in Zusammenarbeit mit dem Museum Hepworth Wakefield (GB) und dem Museo Novecento in Florenz (IT) entsteht, zeichnet die künstlerische Entwicklung Chadwicks nach – von der viel beachteten Abschlussarbeit In the Kitchen (1977) bis zu den ikonischen Piss Flowers (1991–92). Chadwick – die ab den 1980er Jahren auch in Österreich präsent war (u. a. steirischer herbst 1987/1999; Galerie Lendl, Graz; Salzburger Kunstverein, 1994; MUMOK, 2015/2022) – arbeitet medienübergreifend und erforscht konsequent das Geschlechterübergreifende und Hybride. In innovativen und oft provokativen Materialkombinationen und neuen künstlerischen Techniken verbindet sie ästhetische Schönheit mit dem Grotesken: Fleisch, Blumen, Schokolade, Kompost oder Körperflüssigkeiten werden bei ihr zu bedeutungstragenden, oft poetischen Elementen. Ihre feministische Perspektive ist geprägt von Witz, handwerklicher Präzision und einer kritischen Haltung gegenüber Wissenschaft und Kulturgeschichte.
In der Ausstellung treten ihre Werke in den Dialog mit der jüngeren Bildhauerin Liesl Raff, deren künstlerische Praxis sich ebenfalls gegen Stereotypisierung – insbesondere in Bezug auf Material, Oberfläche, Raum und deren Bezüge zum Körper – richtet. Ihre aktuellen Arbeiten ergänzen die Retrospektive um Plastiken aus Latex und Metall und spiegeln dabei deren haptische Sinnlichkeit. Im Verlauf der Ausstellung entstehen hier auch Live-Events und Performances, die das Thema weiterführen und aktivieren.
In Zusammenarbeit mit dem Museo Novecento, Florenz
Eine Koproduktion mit The Hepworth Wakefield