Peter Rosegger

Leben und Wirken

Peter Rosegger wuchs in einer bäuerlichen Gesellschaft auf, in der kaum jemand lesen und schreiben konnte. Dass aus dem Waldbauernbuben, der nur eine spärliche Schulbildung genoss einer der bekanntesten und erfolgreichsten Schriftsteller seiner Zeit wurde, hat nicht nur mit seinem Talent, sondern auch mit besonders glücklichen Umständen zu tun.

Ein Junge sieht zur Büste Roseggers hoch und hält ein Stück Brot in der rechten Hand. Ein Kranz liegt am Fuß des Rosegger-Brunnens. Ein Junge sieht zur Büste Roseggers hoch und hält ein Stück Brot in der rechten Hand. Ein Kranz liegt am Fuß des Rosegger-Brunnens.

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Familie

Für Peter Roseggers Gesundheit und Kreativität war eine friedliche und geordnete Häuslichkeit von enormer Wichtigkeit. Seine größte Schaffenskraft zeigte er, in Zeiten größten Glücks. 1872 heiratete der Dichter Anna Pichler, die Tochter eines Grazer Hutfabrikanten.„Nun kam eine sehr schöne, glückliche Zeit. Ich war wieder ganz gesund. Wir führten ein ideales häusliches Leben. […] In jener Zeit arbeitete ich mit Lust und Erfolg. Mehrere Werke schrieb ich in einem Jahre, darunter Die Schriften des Waldschulmeisters“, welches eines seiner bekanntesten Werke werden sollte. 1873 kam Sohn Sepp zur Welt, 1875 folgte die Tochter Anna. Kurze Zeit nach deren Geburt starb Roseggers Frau. Ihr Tod stürzte den Dichter in tiefe Verzweiflung. Er war nun Witwer mit zwei kleinen Kindern. 


1879 heiratete Rosegger die 19jährige Anna Knaur, Tochter eines befreundeten Wiener Baumeisters. „Anna wurde mein Weib und so hat sich der Kreis der Familie wieder geschlossen, dessen Wärme und Frieden für meine Existenz, sowie für meine geistige Tätigkeit das erste Bedürfnis ist.“
Rosegger sah sein Familienleben wieder in geordneten Bahnen laufen, er konnte sich nun auf seine schriftstellerische Karriere konzentrieren und tat dies mit Erfolg. 1880 kam der zweite Sohn Hans Ludwig zur Welt, 1893 wurde Margarete und 1890 das Nesthäkchen Martha geboren. 

Gruppenbild mit dem 70jährigen Peter Rosegger, umgeben von Familienmitgliedern

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Für die Nachwelt erhalten

 

Als Störschneiderlehrling zog er von Hof zu Hof, und Jakob Eduard Schmölzer ermunterte ihn, vor allem Lieder, die er hörte, festzuhalten. Indem diese zuvor nur mündlich überlieferten Lieder, Gedichte und Geschichten aufgeschrieben wurden, konnten sie bis heute überdauern.


Rosegger haben wir Einblicke in die gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation der „Waldheimat“ zu verdanken. Er hielt die Bräuche und Sitten sowie den Aberglauben seiner engeren und weiteren Heimat fest. In Zeichnungen überlieferte er außerdem die bäuerliche Wohnkultur.
 

Ecke mit Bauerntisch, Wiege und Kienspanhalter in der Großen Stube des Geburtshauses.

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Stadt versus Land

Rosegger verbrachte die ersten zwei Jahrzehnte seines Lebens am Land. Als 22-Jähriger zog er nach Graz und besuchte die ländliche Heimat nur mehr in den Ferien. Später verbrachte er die Sommer regelmäßig in Krieglach, da er sich 1877 ein Sommerhaus, damals noch am Ortsrand, erbauen ließ. Die Herbst- und Wintermonate verbrachte er in der Grazer Stadtwohnung. 

„Mir gab das gütige Geschick alljährlich sechs Monate Erdenleben in der Stadt und sechs Monate Paradies auf dem Lande.“

Gebäude vor der Oper, im Hintergrund der Schloßberg

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Die Waldheimat

Peter Rosegger war nicht nur Dichter und Geschichtenerzähler, wir haben ihm auch Einblicke in die gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation der „Waldheimat“ zu verdanken – einer Region, die sonst kaum erforscht worden wäre. Rosegger verwendete diesen Begriff erstmals 1872 in der Erzählung „Die Staudenwinkelin. Erinnerungen aus der Waldheimat“.

Fünf Jahre später erschien das Buch „Waldheimat. Erinnerungen aus der Jugendzeit“, dessen Erfolg wesentlichen Anteil daran hatte, diese regionale Bezeichnung im deutschsprachigen Raum weiter zu verbreiten. Der ursprünglich ausschließlich literarisch verwendete Begriff „Waldheimat“ wurde noch zu des Dichters Lebzeiten als regionale Bezeichnung in die Landkarten übernommen.

Der Kluppeneggerhof von Peter Rosegger gezeichnet

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Kritisch, engagiert und ausgezeichnet

Dass Rosegger auch ein kritischer und streitbarer Journalist war, der sich in seiner Monatsschrift Heimgarten aktuellen Themen widmete, ist vielfach unbekannt. In seinen Texten übte er Gesellschaftskritik und forderte Verbesserungen, vor allem in sozialen und erzieherischen Fragen und engagierte er sich für Aktivitäten, die man heute als „Charity“ bezeichnen würde: Er rief zu verschiedenen Spendensammlungen auf und unterstützte diese nicht nur mit seinem Namen.

Unter dem Einfluss der Mitglieder des Stammtisches im „Krug zum grünen Kranze“, bestehend aus berühmten Persönlichkeiten der Grazer Kunst- und Kulturszene, wechselte der ursprünglich liberal gesinnte Dichter ins nationale Lager. Von politischen Parteien ließ er sich jedoch nicht vereinnahmen. Seine Kommentare zu politischen, gesellschaftlichen und religiösen Fragen brachten ihm immer wieder Kritik ein, von der er sich aber kaum beeinflussen ließ. Beleidigungen seiner Person nahm er vielfach mit Humor und ließ auch seine Leserschaft im Heimgarten daran teilhaben.

Cover des Buches "Weltgift" von Peter Rosegger

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Zeittafel

1843 Am 31. Juli wird Peter Rosegger als ältester Sohn von Lorenz und Maria Roßegger in Alpl/Krieglach geboren. Zwischen 1845 und 1857 bekommt Peter sechs Geschwister.

1848–1854 Peter und die Alpler Kinder erhalten unregelmäßigen Schulunterricht durch Michel Patterer, der aufgrund seiner revolutionären Gesinnung St. Kathrein/Hauenstein verlassen musste.

1860 Da Peter für die schwere Arbeit des Bergbauern zu schwach und für ein Priesterstudium zu arm ist, beginnt er bei Meister Ignaz Orthofer eine Schneiderlehre, absolviert seine Gesellenprüfung und bleibt bis 1865 bei Orthofer. Die ersten Schriften in Mundart entstehen.

1864 Er sendet eine Auswahl seiner Gedichte, Geschichten und Aufzeichnungen an die Grazer Tagespost. Der Redakteur Dr. Adalbert Svoboda erkennt seine Begabung und beginnt ihn zu fördern.

1865–1869 Im Februar verlässt Peter das Alpl und beginnt eine Buchhändlerlehre in Laibach. Nach wenigen Tagen kehrt er nach Graz zurück und tritt als Hospitant in die Akademie für Handel und Industrie ein. Hier ergänzt er sein fehlendes Schulwissen. Mäzene wie der Großindustrielle Peter von Reininghaus unterstützen ihn.

1867 Auf seiner ersten großen Ferienreise trifft er mit Adalbert Stifter in Linz zusammen.

1868 Der Kluppeneggerhof wird versteigert und die Eltern und jüngeren Geschwister ziehen ins Ausgedinge.

1869 Peter verlässt die Handelsakademie und veröffentlicht sein erstes Buch Zither und Hackbrett, mit dem ihm der Durchbruch gelingt. Noch im selben Jahr erscheint sein zweites Buch Tannenharz und Fichtennadeln.

1872 Der Tod der geliebten Mutter erschüttert seine Gesundheit. Noch im selben Jahr lernt er Anna Pichler, die Tochter eines Grazer Hutfabrikanten, kennen. Eine Italienreise führt ihn bis nach Neapel.


1873 Am 13. Mai heiraten Peter und Anna, das Paar lebt im Haus der Familie Pichler in der Sackstraße.

1874 Sohn Josef wird geboren.

1875 Der Roman Aus den Schriften des Waldschulmeisters erscheint. Nach der Geburt der Tochter Anna stirbt Roseggers Frau im Kindbett.

1876 Rosegger gründet die Monatsschrift Heimgarten, in der er bis 1910 als Chefredakteur zu sämtlichen Problemen Stellung nimmt und sie als Plattform für seine Ansichten und Anliegen nützt.

1877 Ein Haus in Krieglach wird errichtet, in dem die Familie in den Sommermonaten lebt. Der erste Band der Jugenderinnerungen Waldheimat erscheint und Rosegger beginnt mit seinen Vorlesereisen im In- und Ausland.


1879 Heirat mit Anna Knaur, der Tochter des Wiener Bauunternehmers Wilhelm Knaur. Durch diese Verbindung gelangte Rosegger in die höheren Gesellschaftsschichten.

1880 Sohn Hans Ludwig wird geboren.

1881 Nach dem Tod seines Verlegers Heckenast erscheinen bei Hartleben in Wien Roseggers Ausgewählte Schriften in zwölf Bänden, bis 1894 folgen zwanzig weitere Titel. Der wöchentliche Besuch der Tischgesellschaft im „Krug zum grünen Kranze“ beginnt.


1882 Der Roman Heidepeters Gabriel erscheint, ein literarisches Denkmal für seine erste Frau.

1883 Tochter Margarete wird geboren.

1888 Jakob der Letzte wird veröffentlicht und regt eine öffentliche Diskussion über Agrarfragen und das Bauernproblem an.

1890 Tochter Martha wird geboren.

1892 Rosegger hält vor der Versammlung der Friedensfreunde in Wien einen Vortrag und tritt in Kontakt mit Bertha von Suttner. Schwer erkrankt, beginnt er sich intensiv mit den Evangelien auseinanderzusetzen.

1894 Rosegger wechselt vom Verlag Hartleben zum Verlag Staackmann in Leipzig, der ihn intensiv zu vermarkten beginnt. 

1898 Er protestiert gegen die Sprachenverordnung in Böhmen und Mähren, sympathisiert stark mit dem Protestantismus und schafft sich seine eigene undogmatische Religion. In Mürzzuschlag wird die Rosegger-Gesellschaft gegründet.


1900 Aufruf zur Spendensammlung zur Errichtung einer evangelischen Kirche in Mürzzuschlag.

1902 Rosegger stiftet den Alpler Kindern eine Volksschule.

1903 Zahlreiche Ehrungen zum 60. Geburtstag. Er erhält das Ehrendoktorat der Universität Heidelberg.

1904 Aufruf zur Spendensammlung für die abgebrannte katholische Kirche in St. Kathrein/Hauenstein.

1909 Aufruf zur 2 Millionen-Sammlung zur Errichtung und Erhaltung von deutschen Schulen an den Sprachgrenzen.

1913 Rosegger erhält zahlreiche Ehrungen zum 70. Geburtstag, darunter das Ehrendoktorat der Universität Wien u. v. m.

1913–1916 Die Ausgabe letzter Hand erscheint in 40 Bänden bei Staackmann.

1917 Ehrendoktorrat der Universität Graz.

1918 Kaiser Karl verleiht dem bereits schwerkranken Dichter das Großkreuz des Franz-Joseph-Ordens. Am 26. Juni stirbt Peter Rosegger in seinem Landhaus in Krieglach im Kreis der Familie. Er wird seinem Wunsch entsprechend in einem einfachen Grab mit Holzkreuz zur letzten Ruhe gebettet.

Peter Rosegger und seine Zeit

Peter Rosegger lebt in einer Zeit radikaler Veränderungen. Revolution und Reformen bringen eine gesellschaftliche Modernisierung. 

Toni Schruf und Peter Rosegger sitzen an einem Tisch.

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