Interessante Pilze der südsteirischen Thermenregion

von Mag. Detlef Prelicz

Zu Beginn wurden die Morchelarten der Murauen im Bezirk Radkersburg besprochen. Die unter der Bevölkerung bekannteste und auch am häufigsten gesuchte Speise-Morchel (Morchella esculenta var. vulgaris) wird in diesem Gebiet als Maischwammerl bezeichnet, obwohl die Hauptsammelzeit auf Mitte bis Ende März fällt.
Die weit häufigere Halbfreie Morchel (Mitrophora semilibera) wird nicht so gerne gegessen, obwohl auch sie sehr gut schmeckt. Weitere seltene Morchelarten wie Fingerhut-Verpel (Verpa conica), Böhmische Verpel (Ptychoverpa bohemica) und die erst vor kurzem (2000) neu beschriebene Vareser Morchel (Morchella varisiensis) kommen ebenfalls in den Murauen vor.

Einige oft kartierte Schlauchpilz-Arten (Ascomyceten) müssen mikroskopiert werden, da die makroskopischen Merkmale zu Verwechslungen führen können. Es handelt sich um Berlesiella nigerrima und Bertia moriformis einerseits und Hysterium pulicare und Hysterium angustatum andererseits. Weiters ist Biscogniauxia granmoi hervorzuheben, die auf Traubenkirsche vorkommt, sonst aber gleich aussieht wie die auf Buche vorkommende Biscogniauxia nummularia.

 

Von den Porlingsartigen (Polyporaceae) kommen viele Vertreter in einer zeitlichen Abfolge vom Spätwinter bis in den Sommer hinein vor. Es wurden der Weitlöchrige Porling (Polyporus arcularius) und der Wabenporling (Polyporus mori) vorgestellt sowie drei „Schreiberporlinge“, das sind Porlinge, bei denen sich die Röhrenmündungen bei Druck verfärben. Es handelt sich um den Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius), den Angebrannten Rauchporling (Bjerkandera adusta) und den Flachen Lackporling (Ganoderma applanatum).

In den thermophilen Laubwäldern in der Südsteiermark kommen aus der Familie der Ritterlingsartigen (Tricholomataceae) viele bekannte und auch seltene Pilze vor, von denen einige vorgestellt wurden. Rüblingsarten (Collybia) sind vom Frühjahr bis zum Herbst anzutreffen, bei zwei Schwindlingsarten (Marasmius) wurde das Collar gezeigt, eine ringförmige, kragenartige Struktur am Fruchtschichtträger, weiters die Rhizoide (wurzelähnliche Gebilde) des Breitblättrigen Rüblings Megacollybia plattyphylla, einige Helmlingsarten (Mycena) und der Wurzelschleimrübling Xerula radicata, früher Oudemansiella radicata.

Stellvertretend für eine große Zahl von Milchlingen stehen zwei seltene Arten, der Braune Kiefernblutreizker (Lactarius quieticolor var. quieticolor) mit zimtbrauner Hutoberfläche und der Spangrüne Kiefernreizker (Lactarius semisanguifluus), dessen Milch sich in wenigen Minuten deutlich von ziegelrot zu weinrot verfärbt.
Bei den Täublingen, eine Spezialgruppe von unserem Pilzfreund Helmut Pidlich-Aigner, der mir auch bei der Bestimmung geholfen hat, wurden fünf Arten besprochen, wobei der falsche Zinnobertäubling (Russula lepidicolor) sehr selten ist.

Inocyben oder Risspilze sind neben den Cortinarien (Schleierlinge, Dickfüße, ...) und den Ramarien (Korallenpilze) die bei den Experten ungeliebtesten Pilze, da sie sehr schwer bestimmbar sind. Bei den Inocyben sind die mikroskopischen Merkmale wie Hymenialzystiden, Sporen und die Stielbereifung sehr wichtig. Es wurden 11 Arten vorgestellt, wobei der silbrige Kegelige Risspilz (Inocybe rimosa var. argentata) eine Rarität darstellt. Er ist ein seltener Pilz der Au und kommt im Frühjahr und im Herbst vor.

Zum Abschluss rundeten wieder einige Schleimpilzarten die Pilzgalerie ab. Drei Lycogalaarten oder Blutmilchpilze wurden mit ihren Vorstadien gezeigt. Der innere Aufbau der Gelben Lohblüte (Fuligo septica var. flava) aus gelben Kalkschüppchen mit den angehefteten Capillitiumfäden (Capilitium = Haar und Fadensysteme im Inneren von Sporenbehältern) und die leuchtend weißen Kalkröhren aus der Gattung Badhamia beendeten den Kurzausflug in das südsteirische Pilzgebiet.

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