Getäuschte Männchen
Über die raffinierten Tricks in der Bestäubungsbiologie der Orchideengattung Ophrys
26.11.2014 19:00
Vortrag von Hannes F. Paulus
Ort: Auditorium, Joanneumsviertel, Natukundemuseum
Die vor allem im Mittelmeergebiet verbreitete Orchideengattung Ophrys (Ragwurz) lockt mit ihren vielen verschiedenen Arten in jeweils hochspezifischer Weise Männchen von Wildbienen an, indem sie ihnen paarungsbereite Weibchen vorgaukelt. Die Männchen werden getäuscht und versuchen die Blüte als vermeintliches Weibchen zu begatten (Pseudokopulation). Damit ein solches Täuschungsmanöver gelingt, muss die Orchideenblüte wichtige paarungsauslösende Signale der Weibchen imitieren. Dazu gehört vor allem ein hochkomplexes Duftstoffgemisch, das den Sexuallockstoffen (Pheromonen) dieser Weibchen entspricht. Damit eine gezielte Übertragung des Pollens gelingt, muss die Blüte außerdem das Aussehen und sogar die taktile Seite der Weibchen imitieren. Der Vortrag zeigt, in welche Details diese Weibchenmimikry geht und wie die Orchidee damit ihren Bestäubungserfolg maximiert.
Darüber hinaus hat die hochspezifische Beziehung Konsequenzen für die Systematik der Gattung Ophrys. Die Männchen werden artspezifisch angelockt, was bedeutsam für die Pflanzen ist, denn ihr Pollen in Form von großen Pollenpaketen (Pollinarien) wird somit nur zu Pflanzen einer Art transportiert. Damit fungieren diese Bienenmännchen als genetisch trennender Mechanismus und sorgen für einen Genaustausch nur innerhalb einer Art. Auch hierzu werden einige Beispiele vorgeführt.
Im Anschluss an den Vortrag gibt es die Möglichkeit, die Ausstellung „Ophrys-Blüten von Hildegard Könighofer“ zu besichtigen. Die Künstlerin, die diese spektakulären Zeichnungen geschaffen hat, wird anwesend sein.
emer. Univ.-Prof. Dr. Hannes F. Paulus

Er wurde 1943 in Berlin geboren, studierte Biologie an den Universitäten Mainz und Wien und arbeitete anschließend als Zoologe an der Universität Freiburg. 1991 berief ihn die Universität Wien zum Ordinarius für Zoologie, wo er das Department für Evolutionsbiologie leitete. Mittlerweile ist er emeritiert.
In seiner Arbeit beschäftigt er sich vor allem mit der Bestäubung von europäischen und mediterranen Orchideen – und untersucht dabei insbesondere die Wechselwirkung zwischen Blüten und Bestäuber.
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