Das war die „Landesaufnahme I“ – eine Projektnachlese |
Das Projekt „Landesaufnahme – Rettung des steirischen analogen fotografischen und audiovisuellen Erbes“, gefördert vom Land Steiermark, Abteilung 8 Gesundheit, Pflege und Wissenschaft, Referat Wissenschaft und Forschung, konnte mit Ende 2016 erfolgreich abgeschlossen werden.
Hierbei leisteten die Multimedialen Sammlungen im Sinne einer medienhistorischen Spurensuche österreichweit Pionierarbeit: Erstmals wurde im Rahmen eines Projektes der Versuch unternommen, mittels eines Fragebogens von sämtlichen Gemeindearchiven und Regionalmuseen eines Bundeslandes, in diesem Falle der Steiermark, (Erst-)Informationen über dort vorhandene analoge fotografische und audiovisuelle Bestände (Foto/Film/Video/Ton) zu erheben. Dass dieses Projekt in mehrerlei Hinsicht ein Wagnis darstellte, war den Projektverantwortlichen stets bewusst.
Das Ergebnis hat letztlich positiv überrascht: 570 Fragebögen wurden an 286 Gemeindearchive und 284 Museen versendet. Nach Projektende freuten sich die Multimedialen Sammlungen über insgesamt 246 Rückmeldungen (43,16 %), davon enthielten 86 Fragebögen (34,96 %) inhaltlich auswertbare Bestandsmeldungen. Darin wurden insgesamt 483.508 fotografische Objekte, 3.814 Filmdokumente und 917 Tondokumente genannt.
Die Mitarbeiter/innen der Multimedialen Sammlungen durften im Rahmen der „Landesaufnahme“ 25 Institutionen (Museen und Gemeindearchive) besuchen. Zentrale Inhalte dieser Besuche waren neben konservatorischen Beratungsgesprächen – etwa zur fachgerechten Verpackung und Lagerung von fotografischen und audiovisuellen Materialien – die Sichtung der jeweiligen analogen Foto-, Film-/Video- und Tonbestände sowie Hilfestellung beim Ausfüllen des Fragebogens. Zudem konnten im Rahmen dieser Besuche überaus interessante Erkenntnisse zur steirischen Fotogeschichte, insbesondere zu Biografie und Werk regionaler Fotografinnen und Fotografen, gewonnen werden.
Das Projekt stieß auf ein breites öffentliches Interesse, das sich auch in zahlreichen Berichten zur „Landesaufnahme“ in regionalen und überregionalen Medien niederschlug.
Die Auswertung der retournierten Fragebögen wie auch die unzähligen Gespräche mit den meist ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den steirischen Gemeindearchiven und Museen zeigten, dass sämtliche Gedächtnisinstitutionen mit der Herausforderung einer meist sehr zeitintensiven systematischen Inventarisierung und inhaltlichen Erschließung von Medienobjekten konfrontiert sind.
Mangelndes konservatorisches Fachwissen sowie begrenzte Personal- und Zeitressourcen kommen oft erschwerend hinzu. Letztlich stößt man auf die gleichen Herausforderungen und Fragestellungen, wie sie seit Jahren auch die großen Museen, Archive und Sammlungen beschäftigen. Denn auch sie sind gezwungen, sich mit der Frage des drohenden Verlorengehens der analogen Originale auseinanderzusetzen. Auch sie begegnen diesem Szenario mit dem „Allheilmittel“ der Digitalisierung und bemühen den Gemeinplatz der „Digitalen Langzeitarchivierung“, als würden ein Office-Scanner und eine externe Festplatte etwas zu leisten vermögen, was bis dato zahlreiche internationale Forschungsprojekte nicht wirklich entwickeln konnten, nämlich ein originales medienhistorisches Objekt, im Regelfalle unikalen Charakters, durch ein Digitalisat zu ersetzen und damit zu bewahren.
In der Steiermark findet sich jedenfalls ein umfangreiches sowie kultur- und zeitgeschichtlich wertvolles, analoges fotografisches und audiovisuelles Erbe. Leider ist aber auch schon vieles davon in den letzten Jahrzehnten unwiederbringlich verloren gegangen. Mit dem Projekt „Landesaufnahme“ verfolgten die Multimedialen Sammlungen neben der Erhebung und Verortung von historischen Medienobjekten in den steirischen Gemeindearchiven und Regionalmuseen das Ziel, ein Problembewusstsein zu schaffen und sich mit ihren fachlichen Kompetenzen und Erfahrungen als Kooperationspartner anzubieten. Ein erster Schritt ist getan!
Absolutes Highlight des Projekts „Landesaufnahme“ war mit Sicherheit die Bergung von über 12.000 Glasplattennegativen samt Begleitmaterialien vom Heuboden der Fotografenfamilie Fauth in Korbin bei St. Peter im Sulmtal. Dieser zeit- und kulturhistorisch außergewöhnliche Bestand ist im Schenkungswege in die Multimedialen Sammlungen eingegangen. Eine Auswahl dieser fotografischen Aufnahmen ist derzeit im Museum für Geschichte in der Ausstellung Fauth fotografiert. Ein weststeirisches Hof-Atelier zu sehen.
Mehr Informationen zum Projektverlauf sowie Zahlen, Fakten und Eindrücke finden Sie im vorliegenden Endbericht zur „Landesaufnahme“.
Die Multimedialen Sammlungen bedanken sich herzlichst bei allen Projektpartnerinnen und Projektpartnern für ihre Unterstützung.
Landesaufnahme II
Machen Sie mit!
Im Rahmen des Projekts „Landesaufnahme – Steirische Wirtschaftsgeschichte in medienhistorischen Artefakten seit 1850“ setzen die Multimedialen Sammlungen ihre (medien-)geschichtliche Spurensuche in den steirischen Regionen fort. mehr...
Über die „Landesaufnahme“ |
Die Multimedialen Sammlungen ersuchen mit dem Projekt „Landesaufnahme – Rettung des steirischen analogen fotografischen und audiovisuellen Erbes“, gefördert vom „Land Steiermark – Wissenschaft und Forschung“, um Mithilfe. Erstmals soll ein Überblick über analoge Fotografien sowie Film-/Video- und Tonmaterialien, die in steirischen Museen und Archiven vorhanden sind, erarbeitet und präsentiert werden. Die Datenerhebung erfolgt mittels Fragebogen.
Der Auftrag der Multimedialen Sammlungen
Die von Erzherzog Johann von Österreich initiierte landeskundliche Bestandsaufnahme (schriftliche und statistische Erfassung) sowie der Dokumentationsauftrag einer (bildlichen) Landesbeschreibung an seine „Kammermaler“ sollte in „zeitgemäßer Form“ mittels der modernen Medien Fotografie, Film und Ton fortgeführt werden. Bewahrt werden sollten etwa „in geeigneter Weise (Bild und Ton) bedeutsame Ereignisse, d. h. Feste, Tagungen, Naturkatastrophen u. ä.“, „vergängliche(n), vor allem dem Fortschritt der Technik zum Opfer fallende(n) Erscheinung[en]“, aber auch Zeugnisse des alltäglichen Lebens.
Bedeutung der Multimedialen Sammlungen
Die Multimedialen Sammlungen, die aus der 1960 auf Initiative von Hanns Koren eingerichteten „Steirischen Landesstelle für Bild- und Tondokumentation“ – 1971 in „Bild- und Tonarchiv“ umbenannt – hervorgegangen sind, haben einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung eines Bewusstseins für die Bedeutung der Medien Fotografie, Film/Video und Ton in der Steiermark geleistet.
Aufgaben von Institutionen
Museen, Archive und andere Gedächtnisinstitutionen stehen heute vor großen Herausforderungen. Es geht dabei zum einen darum, Informationen – heutzutage zumeist das Digitalisat – zu erhalten, zum anderen auch darum, physische Objekte zu bewahren und Originale (!) unter restauratorisch adäquaten Bedingungen vor dem Verfall zu schützen.
Aufgrund ihrer materiellen Beschaffenheit, ihrer Fragilität und Abhängigkeit von entsprechenden analogen Abspieltechnologien sowie den spezifischen Anforderungen an ihre Lagerung bedürfen Fotografien, Film-/Video- und Tondokumente fachkundiger Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Nur so kann ihr natürlicher Zerfall aufgehalten bzw. verlangsamt und können Inhalte dauerhaft gesichert werden. Da Restaurierungsmaßnahmen aber oft nicht mehr durchführbar sind, gelten präventive konservatorische Maßnahmen in Mediensammlungen heute als besonders wichtig.
Ziel des Projekts „Landesaufnahme“
Im Rahmen des Projekts „Landesaufnahme“ erarbeitet, soll erstmals ein Überblick über analoge Fotografien sowie Film-/Video- und Tonmaterialien, die in steirischen Archiven (Stadt-/Marktgemeinde- und Gemeindearchiven) und Museen vorhanden sind, geschaffen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Dies entspricht inhaltlich einerseits der Gründungsidee von 1958/59 und folgt andererseits den Gedanken der ehemaligen Leiterin des Bild- und Tonarchivs, Dr. Armgard Schiffer-Ekhart, die bereits in den 1990er-Jahren darauf hinwies, dass die Zukunft von Mediensammlungen vorwiegend in der „Aufsammlung vorhandener Dokumentation“ und einem „Medienverbund-System“ auf EDV-unterstützter digitaler Basis, in dessen Rahmen die „verstreut vorhandenen Bestände, die jeweils am Ort und mit eigenen Kräften erfaßt werden müssen, zentral (...) abrufbar sind“, liegen werde.
Die Multimedialen Sammlungen als Anlaufstelle und Partner
Basierend auf ihren eigenen umfangreichen Beständen, wollen die Multimedialen Sammlungen als Foto-, Film-/Video- und Tonsammlung des Landes Steiermark eine zentrale Schnitt- und Anlaufstelle zu diesem Thema sein. Ebenso möchten sie auch als kompetenter Partner für Informationen über den Bestand an fotografischen, Film-/Video- und Tondokumenten in der Steiermark sowie in medienkonservatorischen und -restauratorischen Fragen agieren.
Bestandsaufnahme mittels Fragebogen
Die Erhebung der Daten für das Projekt „Landesaufnahme“ erfolgt mittels Fragebogen (analog und digital). Dabei sind grundlegende Angaben zu Verfahrensarten, Trägermaterialien, Personen, Umfang, Datierung und Inhalt ebenso wichtig wie Informationen zum Erhaltungszustand.
Machen Sie mit!
Wir laden Sie herzlich ein, sich am Projekt „Landesaufnahme“ zu beteiligen! Mit Ihren Angaben ermöglichen Sie erstmals eine statistische Erfassung und inhaltliche Auswertung fotografischer und audiovisueller Bestände in der Steiermark!
> Übersicht Forschung in den Multimedialen Sammlungen
Presseberichte
Projekt Landesaufnahme: Große Suchaktion nach alten Fotos und Videos
Steirer des Tages
Kleine Zeitung, Josef Fröhlich, 19.09.2016
Museum für Geschichte
Sackstraße 16
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9800
geschichte@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr
Zusätzlich geöffnet:
Ausnahmsweise geschlossen:
Ansprechpartner für das Projekt:
Walter Feldbacher
walter.feldbacher@museum-joanneum.at
+43-699/13347331