Lodenwalke Ramsau – „Wolle braucht Weile“
Am Fuße des Dachsteins, im sogenannten Rössing in der Ramsau, befindet sich die Heimat des Schladminger Lodens. Der älteste Gewerbebetrieb der Steiermark – der Lodenwalker – wurde bereits 1434 erstmals urkundlich erwähnt.
Seither lässt sich die „Walchstampf im Rössing“ über urkundliche Aufzeichnungen, Kaufverträge und Steuerzahlungen bis heute zurückverfolgen. Daraus geht hervor, dass bei Besitzwechsel die Lodenwalke immer von einheimischen Bauern betrieben wurde.
Bis ins vorige Jahrhundert blieb die Lodenwalke weitgehend unverändert. Die ersten schweren Krempelmaschinen mussten noch 150 km weit von Leoben per Achse herangeschafft werden. Johann Walcher richtete um 1860 die erste maschinelle Spinnerei ein. Sein Sohn Zacharias Walcher kaufte aus Deutschland die ersten mechanischen Webstühle, die ersten Handstrickmaschinen und erfand das Walken der dicken Schafwollsocken, die dadurch besonders warm, weich und fest werden. Sie sind seitdem als „Schladminger Walksocken“ zu einem festen Begriff der Güte geworden.
Die alten Werkstätten bestehen zum Teil noch heute und sollen als Zeugen der Vergangenheit erhalten bleiben. Als 1938 wieder einmal ein Hochwasser schwere Schäden an Gebäuden, Maschinen und Vorräten anrichtete, wurde der erste Neubau in etwas höherer, geschützter Lage errichtet.
Grundlegende Verbesserungen an den Spinnerei-, Weberei-, Färberei- und Veredlungsmaschinen folgten. Günstiger Strom aus zwei werkseigenen Wasserkraftanlagen sorgt für Antrieb und Beheizung des Betriebes und ist eine Hauptstütze für seine Wirtschaftlichkeit. Heute werden in der Lodenwalke nicht nur grobe Lodenstoffe, sondern vor allem auch feine Stoffe in großer Auswahl für Anzüge, Kostüme und Mäntel, von der rohen Schafwolle bis zum fertigen Stück erzeugt. Neben der heimischen Schafwolle ist als Rohstoff für diese Waren auch die feinhaarige Austral- und Neuseelandwolle getreten.
Der Name der Familie Steiner ist seit etwa 1825 mit der Geschichte der Lodenwalke verbunden: Die Geschwister Susanne und Zacharias Walcher führten gemeinsam den Ramsauer Familienbetrieb, als die Lodenwalkertochter Susanne den Bergführer Johann Steiner, den Erstbesteiger der Bischofsmütze, der Hunerscharte und vieler anderer Dachsteinwege, ehelichte. Nach dem Tode von Zacharias Walcher erbten die Kinder von Susanne und Johann Steiner die Lodenwalke, der jüngste Sohn Richard Steiner wurde schließlich mit 23 Jahren deren Alleininhaber.
In den 1990er-Jahren übernahm Richard Steiners Sohn Georg Zacharias erfolgreich den Betrieb. Mit der Übergabe folgten Neuerungen, die heute nicht mehr wegzudenken wären. Das Haupthaus wurde vergrößert und die Räumlichkeiten umgestaltet. 2006 trat sein ältester Sohn Jörg Steiner in seine Fußstapfen, um mit neuem Geist und alter Tradition das Erbe seiner Väter zu erhalten.
Die Grundlage für die Existenz der Lodenwalke waren stets die Bauern der Region. Die hervorragende Qualität der Schladminger Stoffe und Wollwaren ist vor allem der kräftigen Hochgebirgsschafwolle zu verdanken. Die schonende Behandlung der Wolle nach alter Tradition ist in der Qualität der Ware merklich fühlbar und der alte Handwerksspruch „Wolle braucht Weile“ auch das Geheimnis der berühmten englischen Stoffe.
Quelle:lodenwalker.at
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