„In seinen tausend Honigwaben speichert der Raum verdichtete Zeit. Dazu ist der Raum da.“ (Gaston Bachelard, Poetik des Raumes, 1957)
Schiffsboller vor dem Haus. Nasses Netz schillert in bunten Farben am Mast des Katzenbaums für die Kunst. Im Untergeschoss klingt leise die ewig sich wiederholende, schwermütige Musik von „Heaven" der Talking Heads rauchig aus dem alten Lautsprecher. Daneben dreht sich müde die betagte Discokugel über der leeren Bar. Von irgendwo wummert ein Bass. Vielleicht ist da jemand? Quasi traumwandlerisch inszeniert die Filmemacherin, schreibende und bildende Künstlerin Jennifer Mattes (* 1982) einen schier endlos gedehnten Raum des Wartens. Die mit dem Birgit-Jürgenssen-Preis 2014 und 2019 auch mit dem Diagonale-Preis für den besten innovativen Film prämierte Künstlerin nutzte das letzte Jahr, um die filmische Installation wachsen zu lassen. „Am tiefsten Punkt der Erde liegen die Temperaturen nahe am Gefrierpunkt. Dennoch gibt es Lebewesen, Zwangsvorstellungen und Neurosen. Ab und zu bekommen diese einen blauen Sonnenbrand, wenn sie sich in den Bars von Atlantis, die sich irgendwo am Grund des Meeres befinden, getroffen oder eben verpasst haben. Und sich betranken oder nüchtern blieben. Sich ihr Gegenüber durch die Gläser und Spiegel dieser Bars vorgestellt haben. Das Imaginäre beobachteten. Hindurchgesehen haben. Durch das Gegenüber. Hier unten gibt es kein Wetter, über das man sich unterhalten könnte … Nur Einsamkeit. Und Müll.“ (Jennifer Mattes)