Bill Fontana. Sonic Projections
01.07.-04.10.2020
Im Rahmen von Graz Kulturjahr 2020
Info: Als wegen der Beschränkungen durch Covid19 die Einzelausstellung von Bill Fontana am Eröffnungstag (12.03.) die Türen nicht aufmachen konnte, beschloss das Team vom Kunsthaus die Sonic Projections in der still werdenden Stadt in reduzierter Form zu senden. Von 12.03.-31.05.2020 senden wir die ausgewählten Klänge von Sonic Projections vom Dach des Kunsthauses.
Wenn die Ausstellung am 01.07. nun die Türen öffnet und auch die Aktivitäten in der Stadt wieder einer Normalität zusteuern, findet das Projekt seine für 2020 geplante dialogische Form und schickt die Klänge abwechselnd und im Dialog vom Uhrturm und vom Kunsthaus.
Sonic Projections als Klangdialog zwischen Uhrturm, Kunsthaus und der Stadt von 01.07.-04.10.2020.
Über Sonic Projections – ein dialogisches Projekt für den Stadtraum
Während Bill Fontana (* 1947, Ohio, USA) im Kunsthaus Graz Klänge aus nachhaltiger Energieproduktion in den Innenraum projiziert, schickt er einmal in der Stunde für Sonic Projections Natur- und Kulturklänge aus der ganzen Welt in den Grazer Stadtraum. Das Projekt ist eine adaptierte Wiederaufführung einer Klanginstallation, die er 1988 im Rahmen des Festivals steirischer herbst zur Reflexion der NS-Machtergreifung von 1938 für die Stadt entwickelte. Vom Widerstand gegenüber dem gesamten politischen Festival überrollt, hallt das frühzeitig abgebrochene Werk in der Erinnerung mancher Grazer/innen bis heute sehnsüchtig nach.
Für Graz Kulturjahr 2020 überarbeitet Fontana die ehemaligen Sonic Projections from Schloßberg und formt aus historischen und neueren Umweltklängen eines Nebelhorns oder eines australischen Leierschwanzes einen musikalischen Klangdialog zwischen Uhrturm und Kunsthaus Graz. Nach wie vor fordern die ungewohnten Klänge zum aufmerksamen Hinhören und kurzen Innehalten auf. Sie mischen sich mit Alltagsgeräuschen aus dem öffentlichen Raum, die an acht Orten der Stadt aufgenommen wurden und als kontinuierliches Klangbild der Stadt Graz an die Fassade des Kunsthauses übertragen werden.
Sonic Projections ist ein Klangprojekt für den Stadtraum von Graz. Bill Fontana schickt weltweit gesammelte harmonische Natur- und Kulturklänge von zwei zentralen Orten – dem Dach des Kunsthauses und dem Uhrturm am Schloßberg – in den Stadtraum. Im Dialog laden etwa der Gesang einer finnischen Nachtigall, eines australischen Leierschwanzes oder der Schall eines Nebelhorns aus der Bucht von San Francisco während der Dauer des Projekts regelmäßig zum kurzen privaten Nachspüren des „Übersehenen“ ein.

Sonic Projections, 2020,ist die Wiederaufführung von Fontanas urbaner Klangprojektion vom Schloßberg, die 1988 von Heidi Grundmann („Kunstradio – Radiokunst“, Ö1, ORF) und dem Kurator Werner Fenz für das Festival steirischer herbst beauftragt worden war und die heute in einer Art Dialog auch vom Kunsthaus Graz zurückschallt. Aufgrund seiner politischen Aufladung – der steirische herbst widmete sich mit Bezugspunkte 38/88 der konsequenten Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit der Stadt Graz – und wenig vorausgegangener Vermittlung wurde das ursprünglich zur Harmonisierung ausgerichtete Klangprojekt damals nach wenigen Tagen abgebrochen. Dennoch erinnern sich bis heute viele Menschen mit melancholischer Begeisterung daran. Seither sind nicht nur die Institution und Fontanas Arbeit selbst partizipativer geworden, auch die städtischen Strukturen fordern Partizipation.
Die Wiederaufführung legt daher in ihrer installativen, dialogischen Form, aber auch in der Vermittlung und im Begleitprogramm konsequent ein Hauptaugenmerk auf Austausch, um Vorstellungen von städtischem Miteinander zu überprüfen. Dafür arbeitet das Kunsthaus Graz mit vielen Partnerinnen und Partnern vor Ort und im Austausch mit einer breiten Öffentlichkeit zusammen. Einerseits etwa mit den verschiedenen Ämtern der Stadt, die für den Schutz des Lebensraums und Naturraums in Bezug auf Sicherheit und Ästhetik und auch für die Stadt als Erholungsraum verantwortlich sind.
Als wichtiger Reflexionsort erweist sich auch die das Projekt begleitende Arbeitsgruppe Kultur inklusiv und die extrem engagierte Gruppe von Menschen mit Seh- und Hörbehinderung, mit denen wir durch kreativen Austausch zu einem Vermittlungswerkzeug eines möglichst breiten Spektrums von Wahrnehmungen auf die Stadt, auf Lärm, auf Gefahren und auch auf lokale Harmonien bzw. mögliche Harmonisierungen gelangen. Außerdem entfaltet das Projekt sich auch in der Partnerschaft mit Radio Helsinki und dem Projekt Soundscapes, das zu akustischen Stadtlandschaften arbeitet und mit uns gemeinsam öffentliche Spaziergänge plant. Mit dem Institut für Elektronische Musik und dem unabhängigen, nicht kommerziellen Netzbetreiber FunkFeuer werden die Klänge in der Stadt mithilfe neuester Digitaltechnologie eingefangen und in die Stadtmitte – an die Fassade des Kunsthauses (Lendkai) – gebracht.
Folgende Klänge tauchen tagsüber einmal in der Stunde wie Kirchenglocken (von Montag bis Samstag, zwischen 8:20 und 11:20 sowie 14:20 und 18:20 Uhr) für ganz kurze Zeit im Stadtraum auf: verschiedene Nebelhornsignale aus der San Francisco Bay (1978, 1984, 2014), der Gesang des australischen Leierschwanzes (1978), der Ruf des Kuckucks (Donauauen, Österreich, 1990), der Gesang der Nachtigall (Finnland, 1990) und des Glockenvogels (Australien 1976), die melodischen Zuggeräusche einer vorbeiziehenden historischen Dampflok aus Kalifornien, einer amerikanischen Diesellok (1982), verschiedene Bojenklänge (New York, 1991 / Sydney 1978) und das Wasserrauschen der Mur.
Live-Aufnahmen in der städtischen Klanglandschaft werden zur Klangkarte der Stadt
Schon 1988 nahm Bill Fontana parallel zur Klanginstallation an sieben Grazer Orten urbane Klänge auf, in die sich die Klangprojektionen hineinverwoben. Alle Aufnahmen wurden live in den Landhaushof – und zeitweise auch live im Radio übertragen.
Für das Reenactment wurden acht neue Aufnahmeorte – Schönaugasse, Europaplatz, Bahnhofsgeleise, Volksgarten, Mariahilfer Platz, Murinsel, Stadtpark, Augartensteg – definiert, um ein akustisches Bild der Stadt am Kunsthaus Graz zusammenzutragen. In der gewohnten Rhythmisierung des Tagesablaufes machen die weltweit gesammelten Naturklänge an der Schwelle der Wahrnehmung eine Verbundenheit von lokalem Sein und internationalem Zusammen-Sein spürbar.
Auf der Seite von Bill Fontana tauchen Sie ein in die im 3D Verfahren (Ambisonics) aufgenommene Ausstellung, sowie deren einzelne Soundscapes. Ein Tipp: Benutzen sie Kopfhörer.
Wir danken Mihajlo Mecanovic, Hotel Daniel, Pfarrer Paul G. Nitsche, Evangelische Pfarrgemeinde Graz-Kreuzkirche und Heidrun Primas, FORUM STADTPARK.
Bei Fragen zum Projekt wenden Sie sich an alexandra.trost@museum-joanneum.at.
Besuchen Sie im Kunsthaus Graz:
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01.07.-04.10.2020 > Kunsthaus Graz, Space01Wie klingt Energie? Eine Ausstellung und ein öffentliches Klangprojekt lenken die Aufmerksamkeit auf Schnittstellen zwischen Natur und Kultur. mehr...
Reenactment Sonic Projections im Rahmen von „Graz Kulturjahr 2020“ In Kooperation mit dem Projekt „Kultur inklusiv", Ö1 Kunstradio (ORF), Radio Helsinki, mur.at, der Kunstuniversität Graz (Institut f. Musikästhetik, Institut f. Elektronische Musik und Akustik) und FunkFeuer Graz
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