Kateryna Lysovenko: Trotzdem Malen
Ein Wandbild für das Kunsthaus Graz
03.08.-11.09.2022
Shameless earth does not remain dead for too long
Schamlose Erde bleibt nicht allzu lange tot.
Es ist ungeheuerlich, wie sich Bäume regenerieren und grün werden, nachdem sie mit Bombenteppichen bombardiert wurden.
Verlorene Menschen leben in Städten, die tot genannt werden, sie suchen nach Wasser und Nahrung, sie sterben während der Suche.
In der Poesie, in religiösen Texten, verdunkelt sich der Himmel, wenn ein großes Unglück geschieht; die Sonne geht nicht auf, die Vögel verstummen. Aber jenseits der Texte gibt es kein Unglück, das die Sonne nicht mehr aufgehen lässt. Es gibt auch kein einziges Unglück, bei dem die überlebenden Menschen nicht dennoch zum Leben verdammt sind.
Selbst die schwierigsten Bedingungen in der Welt können nicht als unmöglich für das Leben bezeichnet werden. Da die Menschen die Lebensbedingungen für sich und ihre Umgebung ändern können, haben sie kein Recht, das Land oder die Städte als tot zu bezeichnen.
Und man kann die Verantwortung dafür, welche Bedingungen an bestimmten Orten geschaffen werden, auch nicht ablehnen. Schließlich kann man sehr, sehr unterschiedlich leben, bis hin zur fast völligen Ununterscheidbarkeit vom Tod. - Kateryna Lysovenko

Бесстыжая земля не остаётся мертвой слишком долго.
Возмутительно, как деревья восстанавливаться и зеленеют после ковровых бомбардировок.
В городах, названным мертвыми, живут утраченные люди, они ищут воду и еду, гибнут во время поисков.
В поэзии, религиозных текстах небо темнеет, когда происходит большое зло, солнце не встаёт, птицы умолкают, но по эту сторону текстов нет такого зла, после которого солнце не встанет, и нет такого зла, при котором уцелевшие люди не обрекаются на жизнь.
Пока что даже самые тяжёлые условия в мире нельзя назвать невозможными для жизни. Раз люди могут изменять условия жизни для себя и окружающих, они не имеют права называть землю или города мертвыми, назвав что-то мертвым, снимаешь с себя ответственность за то, что происходит в "мертвой" зоне.
Раз люди могут менять условия жизни для себя и окружающих, нельзя отказаться от ответственности за то, какие условия созданы в тех или иных местах. Жить ведь можно очень, очень по разному, до почти полной неразличимости со смертью. - Kateryna Lysovenko

Als Fortsetzung ihrer Teilnahme am Prolog des steirischen herbsts in der Neuen Galerie Graz malt Kateryna Lysovenko zwei Tage lang an einem Wandbild für das Erdgeschoss des Kunsthauses Graz. Im Foyer der Institution plant die ukrainische Malerin und Performerin im halböffentlichen Raum das Publikum an ihrer Arbeit teilnehmen zu lassen.
Lysovenkos künstlerische Sprache entwickelte sich aus dem Erbe der sozialistisch-realistischen Malereitradition, die sie sich im Wandel des politischen und sozialen Umfeldes der 2000er-Jahre zu einer Form aktivistischer Malerei umwandelte. In ihrer Praxis wendet sie sich der Forschung zum Thema Macht und Ideologie sowie dem eigenen Ringen um eine Loslösung von der Sowjetunion zu.
Schon vor dem Krieg beschäftigte sich Lysovenko mit dem Bild des Opfers und der Unterdrückung. In Auseinandersetzung mit der Loslösung von der eigenen Geschichte und der Omnipräsenz sowjetischen Erbes widersetzt sie sich in ihrer Malerei und ihren Performances den Normierungen an der Kunstakademie, arbeitet wiederholt und subversiv im öffentlichen Raum gegen religiöse und politische Propaganda, aber auch gegen Unterdrückung von Andersartigkeit im Alltag des um Meinungsfreiheit, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit kämpfenden Staates.
Seit ihrer Flucht und ihrer Ankunft in Graz arbeitet Lysovenko ungebrochen an malerischen Umsetzungen ihrer kontinuierlichen Beschäftigung mit ukrainischer Realität. Solidarisch mit den Opfern, leidend mit den Hinterbliebenen und in Opposition zur brutalen Fratze des Krieges, schafft sie mit ihren Arbeiten – die sie auch in den sozialen Medien als Diskussionsplattform anbietet – ebenso philosophische wie empathische Kommentare zu den herrschenden politischen Verflechtungen und ihren daraus resultierenden menschlichen Schicksalen.

Kateryna Lysovenko wurde am 26. Oktober 1989 in Kiew geboren, ihre Muttersprache ist Russisch. Sie erhielt eine klassische Kunstausbildung am M.B. Grekova Odessa Art College, dann studierte sie an der NAOMA und absolvierte gleichzeitig den Kurs „Zeitgenössische Kunst“ an der KAMA. In jüngster Zeit hat sie im Gedenkmuseum „Territory of Terror“, Lwiw, ebenso ausgestellt wie in der Galerie Voloshyn, Kyjiw, der Galerie Tiro al Blanco, Guadalajara im Rahmen der Ausstellung Transcending Boundaries, 2021, und der Galerie BWA, Zielona Góra, wo sie 2022 auch Artist in Residence war. Ihre Aktionen verweisen auf die ideologischen Verschiebungen nach dem Zusammenbruch der UdSSR. Sie gehörte mit Ausbruch des Krieges zu jenen Frauen, die Ende März mit ihren Kindern das Land verließen und ihre Partner*innen, Eltern und Freund*innen schweren Herzens zurücklassen mussten.
Bildergalerie
Aus dem Programm
Fr 01.07.
Ein Krieg in der Ferne. Prolog. Die umkämpfte Ukraine in Videokunst und Film
Ausstellung> Neue Galerie Graz
Ausstellung
> Neue Galerie Graz
Mi 03.08.
12:00-15:00
Performance: Kateryna Lysovenko. Ein Wandbild für das Kunsthaus Graz
Veranstaltung, Performance> Kunsthaus Graz
Veranstaltung, Performance
> Kunsthaus Graz
Do 08.09.
17:00-18:00
Kateryna Lysovenko im Gespräch mit Katrin Bucher Trantow
Veranstaltung, Kunstgespräch> Kunsthaus Graz
Veranstaltung, Kunstgespräch
> Kunsthaus Graz
Kunsthaus Graz
Lendkai 1
8020 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9200
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Öffnungszeiten
Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr
Führungen
Termine finden Sie im Kalender oder nach Voranmeldung
Kunsthauscafé
Mo-Do 9-24 Uhr
Fr, Sa 9-2 Uhr
So 9-20 Uhr
Snackkarte
info@kunsthauscafe.co.at
T +43-316/714 957
Zusätzlich geöffnet:
1. Mai 2023
29. Mai 2023
Ausnahmsweise geschlossen: