Die Geschichte des Museumsgebäudes Raubergasse 10 reicht zurück in das 15. Jahrhundert.
In den Jahren 1665–1674 ließ Abt Franz von Kaltenhausen nach Plänen von Domenico Sciassia die nördliche Vierflügelanlage mit frühbarocker Fassadierung, Hofarkaden und Hauskapelle als Stadthaus für das Benediktinerstift St. Lambrecht errichten.
Im Jahr 1684 ging das Gebäude in den Besitz von Jakob Graf Leslie über und wurde fortan „Lesliehof“ genannt. Nach dem Erlöschen des Grafengeschlechtes von Leslie (1802) erbte Fürst Johann Karl von Dietrichstein das Gebäude. 1811 wurde es von den Ständen der Steiermark angekauft – als Stammhaus für das von Erzherzog Johann gestiftete „Innerösterreichische Nationalmusäum“ Joanneum.
Anstelle des schmalen Südflügels des „Lesliehofs“ wurde in den Jahren 1890 bis 1893 nach einem Entwurf von August Gunolt das Gebäude Kalchberggasse 2 errichtet. Es erhielt eine neobarocke Fassadierung sowie eine Dachbalustrade.
Im Jahr der Fertigstellung übersiedelte die Steiermärkische Landesbibliothek aus dem Joanneums-Stammhaus in dieses neue Gebäude. Mehr als 100 Jahre lang blieb der Bibliotheksbau im Wesentlichen unverändert.
Die fünfachsige Fassade der Steiermärkischen Landesbibliothek war als Pendant zum gleichzeitig und ebenfalls von August Gunolt errichteten Museumsneubau in der Neutorgasse 45 gestaltet worden. Dieser neobarocke Monumentalbau – inspiriert vom Stil J. B. Fischers von Erlach – liegt zwischen der Neutorgasse und dem (damaligen) Museumspark sowie der Landhausgasse und Kalchberggasse. 1895 wurde das Gebäude seiner Bestimmung als „Kulturhistorisches und Kunstgewerbemuseum“ übergeben und ist trotz späterer Um- und Anbauten der einzige Museumsneubau des 19. Jahrhunderts in Graz.
Auf dem Areal des heutigen Joanneumsviertelplatzes befand sich einst ein Botanischer Garten, der unmittelbar nach der Joanneums-Gründung 1811 angelegt wurde. Dieser Joanneumsgarten erstreckte sich in seiner Blütezeit vom heutigen Andreas-Hofer-Platz bis zum Jakominiplatz und war als Parkanlage bei der Grazer Bevölkerung sehr beliebt, ehe er in den späten 1880er-Jahren aufgelassen wurde.
Ein Teil des Pflanzenbestandes wurde in den neuen Botanischen Garten der Karl-Franzens-Universität Graz übersiedelt.
Das Joanneumsviertel wurde im Vorfeld der 200-Jahr-Feier des Universalmuseums Joanneum nach Plänen von Nieto Sobejano Arquitectos – eep architekten, Madrid/Graz, umgebaut und am 26.11.2011 – dem 200. Stiftungstag des Joanneums – eröffnet.

1. Haupteingang:
Ein kreisförmiges Entree am neuen Platz führt in das Herzstück des Neubaus, das Besucher/innen-Zentrum (175 m²). Hier finden sich neben einem Museums-Shop sowie einem Ticket- und Infocenter auch Veranstaltungs- und Seminarräume sowie die Freihandzone der Steiermärkischen Landesbibliothek und der Bibliothek der Neuen Galerie Graz. Ein Tiefspeicher für Bücher und eine unterirdische Infrastruktur zur Anlieferung von Ausstellungsobjekten wurde ebenso in die Planung aufgenommen.
2. Der Platz:
Der Museumsplatz ist in alle Richtungen geöffnet, sowohl von der Kalchberggasse als auch von der Landhausgasse aus. Künstlerische Gestaltungen und Grünzonen machen das Joanneumsviertel zu einem einladenden öffentlichen Ort. Die in den Platz integrierten transparenten Kegel durchfluten die unteren Räume mit Tageslicht.
3. Café (EG):
Das Gastronomie-Angebot im kleinen und großen Innenhof des Barockhauses wird zum Verweilen einladen und Möglichkeiten zur Entspannung, Begegnung und Kommunikation bieten. (Eröffnung Frühjahr 2012)
4. Naturkundemuseum (I. OG):
Hier werden ab März 2013 aktuelle Themen aus der Naturwissenschaft in Ausstellungen mit wechselnden Schwerpunkten vorgestellt. Auf gleicher Ebene ist eine semipermanente Schau- und Belegsammlung vorgesehen, wie z. B. die umfangreiche Käfersammlung der Zoologischen Sammlung.
5. Naturkundemuseum (II. OG):
Die Mineralogische Sammlung, eine der weltweit ältesten historischen Museumsausstellungen, ist als Kernstück des ersten Rundgangs geplant und wird durch interaktive Angebote ergänzt. Der zweite Rundgang widmet sich der Entwicklung und Zukunft der steirischen Naturlandschaft und wird von allen naturwissenschaftlichen Sammlungen (Botanik, Geologie & Paläontologie, Mineralogie, Zoologie) gemeinsam gestaltet.
6. Steiermärkische Landesbibliothek:
Die größte österreichische Landesbibliothek empfängt Leserinnen und Leser im Besucher/innen-Zentrum des Joanneumsviertel in Zukunft im völlig neuen Ambiente. Entlehnung, Freihandbibliothek und kundenfreundliche Dienste präsentieren sich auf einem soliden Fundament aus modern gestalteten Lesezonen wie großzügig ausgebauten Speichern.
7. Neue Galerie Graz (EG, I. & II. OG):
Die Neue Galerie Graz sieht es als ihren Generationsvertrag und Kulturauftrag an, das Publikum mittels Ausstellungen und Symposien über den Stand der gegenwärtigen Kunstproduktion auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene zu informieren. Sie möchte ein Ort der Orientierungshilfe sein, der in der scheinbar unübersichtlichen Beliebigkeit zeitgenössischer Kunstproduktion eine Positionierungsleistung erbringt.
Erdgeschoss
Der Südflügel des Erdgeschosses ist der ständigen Schausammlung aus den Beständen des 19. und frühe 20. Jahrhunderts vorbehalten. Diese Sammlung wird temporär und mit gezielter Schwerpunktsetzung auf ein bestimmtes Sammlungssegment (nach Stilgeschichte, Themen, Sujets wie beispielsweise „Biedermeier“, „Sezession Graz“ oder „Steirische Moderne“ etc.) verändert werden. Im Nordflügel des Erdgeschosses werden die Sammlungsbestände des „Bruseums“ präsentiert. Auch hier wird mit Wechselausstellungen (z. B. Wiener Aktionismus, Bilddichtungen, Druckgrafik etc.) ein aktives Ausstellungsprofil gezeichnet werden. Zudem sollen in diesem Flügel Sammlungshighlights und Schwerpunkte (v. a. auch des Trigon-Raums) bis Ende des 20. Jahrhunderts eine Präsentation erfahren.
Obergeschoss
Das Obergeschoss wird von der Neuen Galerie als Wechselausstellungsbereich genutzt, wobei die Programmatik unterschiedlichen Themenreihen gewidmet ist.
Einen Schwerpunkt soll die wissenschaftliche Aufarbeitung der bedeutendsten Vertreter der Klassischen Moderne in der Steiermark darstellen. Ergänzend sind thematisch passende Sonderausstellungen zur österreichischen Kunstgeschichte oder internationalen Klassischen Moderne geplant. Weitere Schwerpunkte bilden Ausstellungen an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft und die Erforschung und Präsentation von Randgebieten bzw. bisher vernachlässigten Themen der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Archiv und Bibliothek
Auch die Bibliothek der Neuen Galerie mit ca. 45.000 Bänden und Kunstzeitschriften und das Archiv mit ca. 13.000 Archivmappen zur Österreichischen Kunst vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart mit Schwerpunkt Steiermark werden den Besuchern im Joanneumsviertel wieder zur Verfügung stehen.
8. Multimediale Sammlungen (Besucher/innen-Zentrum):
Hier ist die neue Heimat des audio-visuellen Gedächtnisses der Steiermark, der Multimedialen Sammlungen. Mit mehr als zwei Millionen Foto-, Ton- und Filmaufnahmen dokumentieren sie die Steiermark und ihre Bewohner/innen auf ihrem Weg in das digitale Zeitalter. An ihrem neuen Standort werden die Multimedialen Sammlungen mit dem Büro der Erinnerungen mit Ausstellungsprojekten von, über und mit Steirerinnen und Steirern präsent sein. Eine wesentliche Aufgabe der Multimedialen Sammlungen ist auch die Langzeitarchivierung der historischen Dokumente, um diese auch für kommende Generationen zu bewahren und zugänglich zu machen.
Projektauftrag
- Besteller: Amt der Steiermärkischen Landesregierung – Abteilung 9 Kultur
- vertreten durch: Mag. DDr. Gabriele Russ (Leiterin der Abteilung)
- Projektauftraggeber: Landesimmobilien-Gesellschaft mbH (LIG),
- vertreten durch Dr. Albrecht Erlacher (Geschäftsführer); DI Werner Erhart-Schippek (Geschäftsführer)
- Bauherr: Landesimmobilien-Gesellschaft mbH
- Art der Bestellung: Schreiben Abteilung 9 vom 16.01.2008
- Finanzierungsart: Zuschlagsmiete
- Projektteam LIG: DI Carl Skela (Projektleiter); Ing. Raimund Wagner (Haustechnik HLS); Ing. Josef Mörth (Haustechnik E); Ing. Erwin Dorfer (Projektleiter)

Das Joanneumsviertel, eine außergewöhnliche Baustelle
Generalsanierung des Museums und der Landesbibliothek
Zum Stiftungsjubiläum im November 2011 öffnet das generalsanierte Museum im Joanneumsviertel wieder seine Tore. Damit wird die Landesimmobilien-Gesellschaft Steiermark ein Bauvorhaben abgeschlossen haben, das in jeder Hinsicht außergewöhnlich ist.
Das Joanneumsviertel liegt im Kern der geschützten Grazer Altstadt und jeglicher architektonische Eingriff erfordert eine besonders respektvolle Herangehensweise. 2006 gewann die Arbeitsgemeinschaft – bestehend aus den Madrider Architekten Nieto Sobejano und dem Grazer Büro eep architekten – ein entsprechendes Vergabeverfahren mit dem Vorschlag, das neue Besucher/innen-Zentrum unterirdisch im Hof der Gebäude Neutorgasse und Raubergasse zu situieren. Damit gibt es einen einzigen klaren und direkten Eingriff, der in der urbanen Umgebung praktisch verschwindet. Ist das Grazer Stadtzentrum für seine Dachlandschaft berühmt, so entwickelt sich dieses Projekt direkt unter dem Boden.
Durch kegelförmige Einschnitte in der Decke des unterirdischen Zubaus gelangt Licht in die Räume, ein großer zentraler Kegel bildet den Haupteingang. Das Joanneumsviertel wird durch diesen Eingang und neue Treppen- und Liftkerne im Altbestand weitgehend barrierefrei zugänglich.
Das Besucher/innen-Zentrum schafft eine Verbindung zwischen allen Gebäuden und dient als Entree mit Museumsshop und Veranstaltungssaal. Im zweiten Untergeschoss wird der Speicher für das Bücherdepot der Landesbibliothek untergebracht.
Eingehende Untersuchungen der historischen Bausubstanz und diffizile Abstimmungen sämtlicher Maßnahmen mit dem Bundesdenkmalamt sind allen Bauarbeiten vorangegangen. Planung und Bauabwicklung stellen ausgesprochen hohe Ansprüche an alle Beteiligten, weil am Bestand nicht nur saniert wird, sondern auch umfangreiche funktionelle Anpassungen für einen modernen Museums- und Ausstellungsbetrieb geschaffen werden. In den Innenräumen wird hier durch minimale Modifizierungen, die weder das äußere Erscheinungsbild noch das Volumen verändern, der Einbau moderner Klima-, Heiz-, Belichtungs- und Sicherheitstechnik ermöglicht.

Auszug aus der Regierungsvorlage Einl. Zahl 1774/1:
„Die Finanzierung erfolgt in der Form, dass die Gebäude der LIG verkauft werden und der Erlös dem Haushalt zufließt, wobei die Kosten der Rückmietung in weiterer Folge dem Kulturressort aus dem allgemeinen Haushalt gesondert bereitzustellen sind. Die Finanzierung der Investitionsmaßnahmen erfolgt über 25 Jahre im Wege einer an die LIG zu bezahlenden Zusatzmiete. Der Kulturreferent verpflichtet sich, einen möglichst hohen Betrag der Zusatzmiete aus dem für Baumaßnahmen gewidmeten Deckungskredit der Rundfunkabgabe zur Verfügung zu stellen. Die Restsumme wird auf die Laufzeit aus dem nicht zweckgewidmeten Teil der Rundfunkabgabe finanziert.
Aufgrund der Budgetvereinbarung ist der Verkauf der Liegenschaften Neutorgasse 45, Raubergasse 10–12 und Kalchberggasse 2 und 4 an die LIG vorgenommen worden. Aus dem Verkauf ist eine Kaufpreiszahlung von € 13.460.000,00 ergangen ...“
Joanneumsviertel
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9100
joanneumsviertel@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
Neue Galerie Graz
Naturkundemuseum
CoSA - Center of Science Activities
Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr
Steiermärkischen Landesbibliothek
Mo-Fr 9-17 Uhr
Öffnungszeiten OHO!
Di - Fr 10-24 Uhr
Sa 10-18 Uhr
Küche: 11.30-14.30 Uhr und 18-21.30 Uhr
Feiertag geschlossen
Ausnahmsweise geschlossen: