3. Oktober 2017 / Pia Moser
Wenn das Kunsthaus zum Spielplatz wird
Vereint durch das Interesse an Kunst und den Wunsch, eine inkludierende Ausstellung nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, fanden sich vergangenes Jahr Jugendliche zusammen, um gemeinsam mit den Kuratorinnen und Vermittlerinnen des Kunsthauses über aktuelle Themen nachzudenken. Fünf in den Residencies des EU-Kooperationsprojekts Translocal: Museum as Toolbox entstandene Arbeiten bildeten den Anfang und die Basis der Überlegungen über die Bedingungen und die Offerten dieses Ortes als Kunst-, Begegnungs- und Verhandlungsraum.
Spielen verbindet
Anker der Ausstellung sind Tools, mit denen Themen wie Kommunikation, Identität, Migration und Selbstrepräsentation in einem künstlerischen Zusammenspiel erlebt und verhandelt werden können. So lädt play! zu einer Reise an den Rand des Vorstellbaren ein und möchte alternative Lösungen des Zusammenkommens und Zusammenwirkens aufzeigen.
„Zusammen mit Jugendlichen sind wir in der Konzeption spielerisch auf das Haus zugegangen und haben gefragt: Was ist eigentlich möglich? Und vor allem: Was interessiert junge Menschen, die ins Kunsthaus kommen?“
Katrin Bucher Trantow, Kuratorin
In diesem Sinne nutzen die mitwirkenden Jugendlichen Freiräume im Kunsthaus, von der Garderobe und den Toiletten bis zur Needle, dehnen Spielregeln der Institution und greifen überall dort, wo es sich anbietet, mit künstlerischen oder spielerischen Setzungen ein – um möglichst viele Menschen zum unterhaltsamen, kritischen und reflektierten Zusammenspiel einzuladen.
“Es geht auch um die ,Eroberung‘ des Raumes. Mit den Arbeiten infiltrieren wir das Kunsthaus auf unterschiedlichen Ebenen – einerseits gliedern wir sie in den architektonischen Raum ein und andererseits docken wir mit ihnen an bestehende Werke aus der Sammlung der Neuen Galerie inhaltlich an.”
Jasmin Edegger wirkte an der Ausstellungskonzeption mit
Das Kunsthaus be-spielen
Nicht zuletzt durch das begleitende Rahmenprogramm können Jugendliche ebenso wie erwachsene Besucherinnen und Besucher noch bis zum 29. Oktober untereinander sowie mit dem Kunsthaus selbst in Interaktion treten, wie etwa über das interaktive Spiel „Go“ auf der BIX-Fassade. Einmal mehr wird das Kunsthaus Graz so zu einem lebendigen, sozialen Ort der Begegnung.
“Das nun fertiggestellte Ausstellungsprojekt zeigt deutlich, dass es sich lohnt, das Publikum von Anbeginn einer Ausstellungskonzeption mitzudenken. So wird die Ausstellung fast von selbst zu einem inklusiven und partizipativen (Vermittlungs-)projekt für das Publikum. Im Entstehungsprozess war es für uns sehr interessant und schwierig zugleich, das Interesse an Kunst und Kunsthäusern entlang der heterogenen Zielgruppe der 15- bis 25-Jährigen zu erörtern, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen.”
Monika Holzer-Kernbichler, Leiterin der Kunst- und Architekturvermittlung
Rahmenprogramm
An folgenden Terminen lädt das Kunsthaus Graz zum Spielen ein – die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenlos. Weitere Informationen gibt es auf der Website zum Projekt.
Spieleneuheitenstammtisch mit Ludovico
Donnerstag, 05. Oktober, ab 17 Uhr
Spiel mit! Diesmal spielen wir uns quer durchs Kunsthaus – Los geht’s, du bist dran!
mit Ramona Haderer und Gabi Gmeiner
Samstag, 07. Oktober, 14–16 Uhr
Persischer Spieleabend mit Keyvan Paydar
Samstag, 07. Oktober, 19–21 Uhr
Drachenbau, Brett- und Gesellschaftsspiele aus Afghanistan
(mit Gunda Bachan und dem Projekt Die Villa, in der wir wohnen)
Samstag, 14. Oktober, 15–17 Uhr
Kinder- und Jugendspiele in Indien
mit Pamir Harvey
Samstag, 21. Oktober, 15–17 Uhr
Geschichte(n) des Spiels: Felder, Würfel, Wahr-Schein-Lichkeiten und Legenden
mit Arno C. Hofer
Samstag, 28. Oktober, 15–17 Uhr
* Beteiligte Künstler/innen der Ausstellung play!: Oaza Collective (Maja Kolar und Maša Poljanec), Marcin Polak, Aldo Giannotti, Lasnaidee (Maria Derlõš und Jekaterina Kljutšnik), Luigi Coppola, Josef Bauer, Gerwald Rockenschaub, Candida Höfer, Giulio Paolini, Josef Dabernig, Robert Filliou u. v. m.
play! wurde in Kooperation mit Ludovico, dem lab10 collective und der Neuen Galerie Graz sowie im Rahmen des EU-Kooperationsprojekts “Translocal: Museum as Toolbox” realisiert.
Schlagworte: Kunsthaus Graz | Vermittlung