Niels Jonkhans: Vision_Revision_I

Niels Jonkhans: Vision_Revision_I

1. September 2016 / Barbara Steiner

steirischer herbst 2017

Kunsthaus Graz | Museumsalltag

Der steirische herbst zählt zu den wichtigsten Ereignissen des Landes. Bereits im April 2016 fand mein erstes Treffen mit Veronica Kaup-Hasler, der Intendantin des Festivals statt.

Veronica Kaup-Hasler wollte frühzeitig sondieren, ob das Kunsthaus auch 2017 mit dem steirischen herbst kooperieren wolle. Es stellte sich schnell heraus, dass ihre Überlegungen hervorragend zu meinem ersten großen Ausstellungsvorhaben passen, bei dem das Kunsthaus selbst Ausgangspunkt ist – konkret das Gebäude der Architekten Peter Cook und Colin Fournier, das zwischen 2001 und 2003 realisiert wurde.

Riesenkaugummi

Im Grunde genommen wird das Haus als solches das größte Exponat dieser Ausstellung sein. Davon ausgehend möchte ich einen Blick zurück in die 1960er- und 1970er-Jahre werfen, eine Zeit, in der Cook und Fournier Überlegungen zu entwickeln begannen, die bis in die Gegenwart nachwirken und sich auch im Kunsthaus selbst spiegeln. Mit wem auch immer ich spreche, das Haus ist bekannt. „Friendly Alien“, „Riesenkaugummi“, „Seegurke“ – alleine die Vielzahl der Bezeichnungen lässt schmunzeln.

Mich interessiert bei dieser Ausstellung vor allem das Verhältnis von Idee und Umsetzung: Was wird aus Ideen, wenn diese auf einen engen Zeitrahmen, technische Begrenzungen, knappe Budgets, Funktionsansprüche treffen? Welche Rolle spielen Zufälle? Vor allem Zufälle sind oft entscheidender, als man denken mag. Die Entscheidung, dass die Haut des Gebäudes blau ist, verdankt sich zum Beispiel dem Zufall, wie mir Niels Jonkhans, Mitglied im Planungsteam, erzählte. Denn nur dieses Material war zu einem bestimmten Zeitpunkt erhältlich. Erst im Nachhinein argumentierte Cook mit dem Blau der Kuppel der Franziskanerkirche. Doch ich finde, obwohl einige Vorstellungen der Architekten nicht realisiert werden konnten, beflügelt das Kunsthaus nach wie vor die Imaginationen.

Architekturnetzwerke

In der Vorbereitung auf diese Ausstellung ist mir aufgefallen, dass es eine Reihe von direkten und indirekten Beziehungen zwischen Grazer Architekten und Cook und Fournier gab und gibt. Karla Kowalski erzählte mir, dass sie wegen Archigram nach London ging (Archigram wurde u. a. von Cook gegründet), Fournier war häufiger Gast bei Manfred Wolff-Plottegg in Graz und hielt sich aus privaten Gründen immer wieder in der Steiermark auf, Konrad Frey lebte fünf Jahre in London und kannte Cook sehr gut, Bernhard Hafner unterrichtete wie Cook an der UCLA in Los Angeles, Volker Giencke beteiligte sich als Mitglied an jener Jury, die über den Bau des Kunsthauses entschied. Auch wenn die Ideen und gestalterischen Ansätze der hier Genannten sehr unterschiedlich sind, ihre Einschätzungen von „gelungener Architektur“ höchst verschieden ausfallen, verbindet sie ein Wunsch: Gesellschaft mitzugestalten. Dieser Anspruch wirkt in vielen ihrer Projekte bis heute nach. Ihre Arbeiten möchte ich parallel zu Cook und Fournier zeigen.

Peter Cook: Konrad Frey: Vision_Revision_I

Peter Cook, Zeichnung, 1999, © Peter Cook

Peter Cook: Konrad Frey: Vision_Revision_I

Peter Cook, Zeichnung, 1999, © Peter Cook

Konrad Frey: Vision_Revision_II

Konrad Frey, Aufruf an alle Grazer, Rathaus Graz, 1966, Collage, © Konrad Frey/Archiv TU Graz

Kategorie: Kunsthaus Graz | Museumsalltag
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