25. September 2018 / Katrin Bucher Trantow

Freier Handel?

Kunsthaus Graz

„Echt? Das ist jetzt aber nicht versteckte Kamera, oder?“, hat mehr als nur eine Person in den letzten Tagen bei ihrem Einkauf an der Kasse gesagt. Denn es gab etwas umsonst! Im nahen Blumengeschäft etwa, beim Optiker oder sogar beim Friseur.

Was da bei diesen Geschäften und anderen Partnern geschah und noch immer aktiv ist, ist das Free Shop-Konzept von SUPERFLEX, das einigen Menschen eine Erfahrung jenseits des normalen Alltags bot.

Free Shop verlangt, und zwar ohne Werbezwecke, einer zufällig vorbeikommenden Person einen beliebigen Einkauf zu schenken.

Es wird damit die Logik des Kaufens – also Ware gegen Geld –, aber auch jene der Investition – Auftrag gegen Nutzen – konsequent ausgehebelt: denn es schenkt nicht das Geschäft selbst, etwa aus Kundenbindungsinteresse. Nein, die Kunden erfahren nur, dass unbekannte Gönner „Kunst als Erfahrung des Ungewohnten“ ermöglichen.

Überraschungen, die niemand so recht voraussagen konnte.

Zwei Einkäufe an zwei Tagen werden in 12 ganz unterschiedlichen Geschäften ohne vorherige Ankündigung als Gratiseinkauf vergeben. Die Überraschung ist groß, manchmal auch das Lachen und das ungläubige Staunen, dass sich hier etwas ohne das Kalkül einer Grundsatzpraxis unserer Gesellschaft widersetzt. Jenseits eines gängigen Kosten-Nutzen-Denkens waltet der Zufall, und das Schenken und Beschenktwerden wird zum eigentlichen Thema des Augenblicks.

Fünfjahresplan

SUPERFLEX, mit denen das Kunsthaus fünf Jahre lang jährliche Kooperationen umsetzt, infiltrieren unseren Alltag also nach der glänzenden Bankomatskulptur von 2017 auch dieses Jahr mit einer Geste, die den Auftrag der Kunstinstitution Kunst zu präsentieren übersteigt und weit über einen geläufigen Kunstkonsum hinausgeht. Diese Erfahrung lässt sich nicht kaufen.

Das Projekt Free Shop wurde auf der ganzen Welt von Tokio bis Kopenhagen durchgeführt, immer ein wenig angepasst an die Sitten des Ortes.

So entschuldigten sich die Verkäufer/innen in Tokio bei ihren Kundinnen und Kunden etwa, wenn sie das Geschenk und die Null-Rechnung überreichten.

Kunst als Erlebnis

Auch in Graz wurde das Kunsthaus beauftragt, eine für den Ort und die Institution schlüssige Form zu finden, die die Arbeit weiterentwickelt und für die Institution eine Herausforderung ist. Bald war ein Termin gefunden:

Die Zeit des Ausstellungsumbaues im Kunsthaus, die immer wieder für Erstaunen bei Kritiker/innen sorgt, sollte mit künstlerischer Erfahrung angereichert werden. Eine Umbauzeit, in der dennoch Kunst als Erlebnis erfahrbar ist.

24 Tage lang dauerte diese Phase im Kunsthaus; 24 Tage Zeit, um als Kunstinstitution jenseits des klassischen Ausstellens zu agieren. 24 irritierende Erfahrungen, ungewöhnliche Begegnungen und den einen oder den anderen Denkanstoß sind es geworden. Welche das sind, erfahren Sie bald …

 

Lesen Sie die Fortsetzung:

„Womit habe ich das verdient?“

 

> Erfahren Sie mehr über SUPERFLEX

Kategorie: Kunsthaus Graz
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