Gruppenfoto der Workshop-Teilnehmer*innen vorm Eingang des Biologie-Instituts der Universität von Sambia.

Workshop-Teilnehmer*innen vorm Eingang des Biologie-Instituts der Universität von Sambia © ABOL

10. Januar 2023 / Universalmuseum Joanneum

DNA-Barcoding mit der Universität von Sambia

Forschung | Kooperation | Naturkundemuseum | Projekt

DNA-Barcoding, die Bestimmung von Tieren, Pflanzen und Pilzen über den Vergleich kurzer Abschnitte des Erbguts, der DNA, eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten, Arten nachzuweisen. Was liegt also näher, als diesen Ansatz auch dort anzuwenden, wo die Biodiversität am höchsten ist und unsere Wissenslücken am größten sind, im tropischen Afrika.

Genau das ist Ziel des OeAD Kooperationsprojekts „DNA barcoding of Zambia’s biodiversity” unter der Leitung der Karl-Franzens-Universität. Expert*innen der österreichischen Barcoding-Initiative ABOL, die vom Naturhistorischen Museum Wien koordiniert wird, etablieren dabei gemeinsam mit lokalen Wissenschaftler*innen DNA-Barcoding in Sambia. Mit Lukas Zangl von der Abteilung Naturkunde ist auch das Universalmuseum Joanneum im Projekt vertreten. Der Grazer Forscher engagiert sich bereits seit seinem Biologiestudium an der Universität Graz bei ABOL und hat sich auch in seiner Doktorarbeit dem DNA-Barcoding gewidmet. Für das Naturkundemuseum ist er außerdem als Kurator tätig.

Workshop-Teilnehmende mit Insektenfangnetz am Ufer des Flusses Kafue in Sambia.

Sammelexkursion zum Fluss Kafue © ABOL

Sammeln und Barcoding in Sambia

Im Rahmen des Entwicklungsforschungsprojekts wurde Anfang Oktober ein DNA-Barcoding-Workshop an der Universität von Sambia (UNZA) in Lusaka abgehalten. „Das Ziel war es, sambischen Biolog*innen die theoretischen Grundlagen des DNA-Barcodings zu vermitteln sowie diesen methodischen Ansatz zur Biodiversitätserfassung auch in der Praxis durchzuspielen”, erklärt Nikola Szucsich, der Koordinator von ABOL. Das umfasste neben vielen Vorträgen eine Sammelexkursion an den Fluss Kafue, bei der die Teilnehmer*innen, mit Insektennetzen und Ehrgeiz ausgestattet, Libellen fingen. Die gesammelten Tiere wurden dann im Labor auf ihre Art bestimmt und Gewebeproben für die DNA-Analyse entnommen. Libellen gelten als gute Indikatoren für den ökologischen Zustand von Gewässern.

Laboranleitung mit Lukas Zangl (Universalmuseum Joanneum, Graz) © ABOL

Auch Proben von Fischen wurden für den Testlauf herangezogen, weil sie für Sambia eine große wirtschaftliche Bedeutung haben. „Im Vergleich zu Österreich, wo es hauptsächlich darum geht, Wissenslücken zu schließen, war es in Sambia das Ziel, mit den beiden Tiergruppen einen guten Ausgangspunkt für eine breitere Erfassung und ein Monitoring der in Sambia beheimateten Biodiversität zu finden“, erklärt Stephan Koblmüller von der Universität Graz. Man kann sich natürlich die Frage stellen, ob es überhaupt sinnvoll und notwendig ist, alle vorkommenden Arten zu kennen. Wissenschaftler*innen werden diese Frage ohne Zweifel mit Ja beantworten – nicht nur, weil mit der Erforschung jeder Art spannende Erkenntnisse gewonnen werden können, sondern auch weil die Kenntnis der Biodiversität Voraussetzung ist, um den globalen Biodiversitätsverlust und dessen Konsequenzen für die Menschheit in den Griff zu bekommen.

Schulung und Arbeit an der Universität Sambia mit Beteiligung von Lukas Zangl © ABOL

Schutz gegen das Artensterben

Allerdings ist klar: Es muss rasch gehandelt werden. „Auch wenn es nicht möglich sein wird, global jede einzelne Art zu erfassen, muss die Datengrundlage geschaffen werden, um besonders vulnerable Habitate zu erkennen und sie zu schützen“, pflichtet Lukas Zangl vom Universalmuseum Joanneum bei. Das ist schon in Österreich eine Herausforderung und die Erfolge halten sich in Grenzen (siehe das kürzlich veröffentlichte Barometer der Biodiversitätspolitik in Österreich 2022) – in den Ländern des Globalen Südens, die die Biodiversitätshotspots der Erde beinhalten, erst recht. Die Gefährdungsfaktoren für die Biodiversität sind dort die gleichen wie hierzulande – Landnutzung, Umweltverschmutzung, Klimawandel etc. – dazu kommen noch ein rasantes Bevölkerungswachstum einerseits und ein enormes Entwicklungspotenzial andererseits, verbunden mit steigendem Flächenbedarf. Umso wichtiger ist es zu wissen, wo der große Anteil an Biodiversität vorhanden ist, und diese Gebiete zu schützen.

Zurück zum Workshop: Aus den gewonnenen Proben wurde im Labor des Veterinärmedizinischen Instituts der Universität von Sambia von den Teilnehmer*innen DNA extrahiert und in weiterer Folge sequenziert. Als Abschluss des Workshops wurde an Test-Datensätzen die Analyse der Daten und deren Interpretation geübt. „Durch diesen Wissenstransfer wurde ein Grundstein für weitere Bemühungen zur Etablierung einer sambischen Barcoding-Initiative gelegt“, zeigt sich Cyprian Katongo, Professor an der UNZA, optimistisch, zumal mit der frühen Einbindung politischer Stakeholder bereits ein wichtiger Beitrag zum Erfolg gelungen ist. Michaela Sonnleitner (NHM Wien) stimmt ihm völlig zu und ergänzt noch, dass allein schon der Enthusiasmus und das Engagement der Workshopteilnehmer*innen zeigt, dass das Kernziel dieses Projekts, nämlich Wissenstransfer, nachhaltig erreicht werden konnte.

 

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