9. Mai 2017 / Barbara Steiner
Das Designfestival assembly im Kunsthaus Graz
Jury
Bereits im letzten Jahr wurde ich von Karin Wintscher-Zinganel gefragt, ob ich Lust hätte, in der Jury zur Verleihung des Kastner & Öhler Fashion Awards mitzuwirken. Damals war es aufgrund alter Verpflichtungen nicht möglich, aber in diesem Jahr klappte es. Die anderen Mitglieder der Jury waren:
Andrea Krobath (Leitung Marketing Mode, Kastner & Öhler), Georg Eichinger (Architekt und Designer), Dieter Hofmann (Geschäftsführer blickfang), Anja Tranninger (Fashion Director Flair), Alena Hotter (Public Relations Mode, Kastner & Öhler) und Karin Wintscher-Zinganel (assembly Organisation)
Nach einem gemeinsamen Rundgang durch die Verkaufsausstellung und Gesprächen mit den anwesenden Designerinnen und Designern zogen wir Jurymitglieder uns auf die Murinsel von Vito Acconci zur Diskussion zurück. Bewertet wurden Innovation, Konzept und Umsetzung. Lange hatten wir über die Möglichkeit diskutiert, zum Kastner & Öhler Fashion Award noch einen Anerkennungspreis zu vergeben, denn wir waren von den Absolventinnen der Modeschule Graz und ihren Diplomkollektionen sehr begeistert. Die Wahl fiel auf NOUN4. Das Label kann nun kostenfrei am nächsten assembly-Festival teilnehmen.
In ihrem ressourcenschonenden Ansatz, ihrem Interesse an wenigen, aber multifunktionalen, immer wieder veränderbaren und für unterschiedliche Zwecke adaptierbaren Kleidungsstücken spiegelt sich ein wachsendes Bewusstsein für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen wider, der auch bei vielen der anderen Designer/innen auffiel.
Zum Preisträger wählten wir Eder Aurre aus Bilbao (ES). Sein Einsatz von Farbe, der Umgang mit ungewöhnlichen Materialien und die Sorgfalt der Verarbeitung gaben letztendlich den Ausschlag für diese Entscheidung.
Modenschau
Am Abend fand dann die assembly-Modenschau in der Ausstellung von Erwin Wurm statt, und zwar vor dem Hintergrund seines Weltraumschwitzers, einem überdimensionalen pulloverartigen Kunstwerk, das den Raum optisch in zwei Hälften teilt. Es war von Anfang an klar, dass die Zuseherinnen und Zuseher nicht immer alles gleichzeitig sehen können, sondern immer nur Fragmente; nicht vorhersehbar war hingegen, wie sie darauf reagieren würden. Die Models bewegten sich im Grunde genommen um den Wurm’schen „Pullover“ herum; und das Publikum teilte sich ebenfalls in zwei Hälften.
Unsere Sorge war unbegründet, und die Wahrnehmung dessen, was man sieht bzw. nicht sieht, wurde zu einem eigenen Thema und begeistert aufgenommen. Man sah – weil der Weltraumschwitzer nicht völlig bis zum Boden reicht – mitunter nur die Füße der Models oder des Moderators und wartete gespannt auf die nächste Runde.
Plötzlich ging es um Blicke, Blick-Szenarien und Blick-Regime, die sowohl für das Ausstellen in einer Kunstinstitution als auch für das Präsentieren von Mode gleichermaßen bedeutend sind.
So stelle ich mir Kooperationen im Idealfall vor: Sie greifen ineinander, ergänzen sich und erzeugen einen Mehrwert für beide Partner.
Schlagworte: Logbuch Barbara Steiner