16. Mai 2017 / Elisabeth Schlögl
Blog aus Łódź Nr. 2: Im Gespräch mit Marta Madejska
Marta Madejska ist eine Arbeitskollegin von Agnieszka Pindera am MS1 in der Abteilung für Public Programme. Sie ist Kulturhistorikerin und involviert in die Forschungsarbeiten der Abteilung, die in erster Linie für universitäres Fachpublikum, Künstler/innen und Kunstinteressierte publiziert und Diskussionen, Konferenzen und Ausstellungen veranstaltet. Neben ihrer Tätigkeit am MS1 ist sie freie Journalistin und Autorin zahlreicher Artikel über das Leben ehemaliger Fabrikarbeiterinnen in der Ära der Textilindustrie vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die sozialistischen 1980er-Jahre. Ihr zweiter Arbeitsplatz ist im Gemeinschaftsbüro „Level Up“.
ES: Wie würdest du deine Arbeit in ein paar wenigen Sätzen beschreiben?
MM: Ich versuche als Kulturhistorikerin bisher unerzählte Geschichten zu erzählen. Ich lernte in der Schule nichts über jene Frauen, die im Grunde die Stadt errichteten. Das waren meiner Meinung nach nicht die Großindustriellen und Investoren aus dem Ausland, sondern unsere Mütter, Großmütter, Urgroßmütter usw., die in den Textilfabriken für wenig Geld die Arbeit machten, Kinder ernährten, sie großzogen und den Haushalt bewältigten.
ES: Was ist deine Motivation für deine Arbeit?
MM: Meine Motivation ist die Neugierde für das Unsichtbare, Unbekannte und mein aufklärerischer und idealistischer Antrieb, Erinnerungslücken zu schließen.
ES: Was war bisher einer der schönsten oder erfolgreichsten Momente in deiner Arbeit?
MM: Ein schöner Moment war für mich, als mich nach einem meiner Vorträge eine ehemalige Fabrikarbeiterin ansprach und sich bei mir dafür bedankte, dass ich ihre Geschichte und die ihrer Kolleginnen aufarbeite, wertschätze und öffentlich erzähle.
ES: Was interessiert dich an der Arbeit des Muzeum Sztuki, was gefällt dir und was würdest du gerne ändern?
MM: Ich mag die Aufgeschlossenheit des Muzeum Sztuki gegenüber Experimentellem und die Vielfalt der Aktivitäten. Dennoch passiert es leider oft, dass Museen, obwohl sie häufig öffentlicher Besitz sind und heutzutage für jeden zugänglich sind, mehr Barrieren aufbauen als abbauen. Museen geben öffentliche Gelder aus, und damit verbunden ist eine hohe Verantwortung der Bevölkerung gegenüber. Wohin das Geld fließt, soll also gut überlegt sein.
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Die Kunsthaus Mitarbeiterin Elisabeth Schlögl ist im Mai 2017 “unsere Frau” in Łódź, Polen. Der translocal-Partner Muzeum Sztuki w Łódźi stellt ihr für einige Wochen eine Unterkunft und einen Arbeitsplatz zur Verfügung. Was sie hier macht und was ihre Motivation war, nach Łódź zu kommen, erfährt ihr in ihren Blogbeiträgen.
Schlagworte: Łódź Story Blog