Mythologische Szene
Johann Georg Platzer
Künstler: Johann Georg Platzer (1704 - 1761)
Technik: Öl auf Kupfer
Maße: 37 x 46 cm
Besitz: Alte Galerie, Schloss Eggenberg (Universalmuseum Joanneum, Graz), Provenienz: Ankauf aus der Sammlung Attems, 1949
Inventarnummer: 194
Über das Werk
Eine Welt ewig sich räkelnder und vergnügender Götter, kein Schmerz, keine Mühe, keine Ver gänglichkeit – das Goldene Zeitalter! Das ist es, was uns der Feinmaler Johann Georg Platzer in seinen äußerst minutiösen Kupfertafeln vorführt. Der antike Mythos wird hier neu beschworen: die Welt der Künste mit Apoll und den tanzenden, singenden Musen, die erdgebundenen Götter Bacchus und Ceres bringen Wein und Nahrung, ausgelassene Faune treiben ihr Spiel. Im Hintergrund tafeln die Olympier.
Platzer, der an der Wiener Akademie lernte, ließ sich vom französischen Rokoko und älteren holländischen Vorbildern des Manierismus zu seinen theatralischen und kostbaren Szenen inspirieren.
Bilderreisen
in der Alten Galerie
Seit 2014 laden wir Sie im Rahmen der Reihe „Bilderreisen“ an jedem letzten Sonntag des Monats zu einer ganz besonderen Führung durch die Alte Galerie ein.
Dieses Werk ist eines jener kostbaren Gemälde aus den Sammlungen der Alten Galerie, welche die aktuelle Kampagne der Oper Graz 2018/19 begleiten.
Für die Polnische Hochzeit von Joseph Beer: Die Mythologische Szene von Johann Georg Platzer.

Johann Georg Platzer gilt als einer der bedeutendsten Rokokomeister in Österreich. Er war ausgesprochener Feinmaler und zu seiner Zeit wohl der hervorragendste Vertreter des Gesellschaftsstückes. Einer Künstlerfamilie entstammend war er zunächst in Passau tätig und ist 1728 bis 1733 als Schüler in die Regesten der Wiener Akademie der bildenden Künste eingetragen. Ein Zeitgenosse, der Kunstgelehrte und Sammler Christian Ludwig Hagedorn lobte bereits seine Gemälde. Er berichtete, Platzer sei dem aus Graz gebürtigen Maler Franz Christoph Janneck, der so wie dieser das Kleinformat bevorzugte, freundschaftlich verbunden gewesen. Platzers Stil muss sich sehr schnell entwickelt haben, um zeitlebens gleichmäßiges Qualitätsniveau zu behalten. In Wien erwarb ein Mäzen, der Diplomat Albrecht von Sebisch, für sein Kunstkabinett in Breslau 14 Gemälde
Schon früh, vermutlich 1739, muss Platzer in seine Heimat zurückgekehrt sein, obwohl er in Wien eine sehr gute Auftragslage vorfand. Der Grund dürfte seine Erkrankung gewesen sein, ein Schlaganfall oder eine Parkinson`sche Krankheit fesselte ihn an einen Rollstuhl, beeinträchtigte die Sehkraft und zwang ihn, zum Arbeiten ein Gerüst zu benutzen, das die Hand ruhig hielt. Er blieb zeitlebens in St. Michael bei Eppan, ohne jemals zu heiraten und ohne jemals Gesellen zu haben. Sein ansehnliches Vermögen ging nach dem Tode zur Hälfte an seine Halbgeschwister, zur Hälfte an die Armen.
Platzers Themen kreisen meist um Historien mythologischen und christlichen Inhalts sowie um die adelige Gesellschaft. Das hier gezeigte Bild und sein Pendant, eine Szene mit Neptun, Venus, Mars und Amor werden zum Besten in seinem Œuvre gezählt. In dem relativ kleinen Gemälde tummelt sich eine Menge an olympischen Personen: links, in der dunklen, erdgebundenen Hälfte, sind es Bacchus, der Gott des Weines und Ceres, die Göttin des Ackerbaus, und sich den irdischen Genüssen des Essens und Trinkens hingebende Satyrn. Rechts, in der hellen Hälfte, thront der Lyra spielende Apollo in einer halbkreisförmigen Säulenkulisse mit einer Muse. Der Hintergrund wird von einer Tafel eingenommen, an der Götter speisen.
Platzers Ausbildung an der Wiener Akademie ging in Richtung des französischen Rokoko und so verwundert es nicht, wenn wir von ihm an die galanten Fest, die „fêtes galantes“ von Watteau, Boucher oder Fragonard erinnert werden. Gleichzeitig lebt in seinem Werk der Manierismus wieder auf, sicherlich angeregt durch den Akademiedirektor Jacob van Schuppen, der sich an dem berühmten französischen Porträtisten Nicolas de Largillière (1656 – 1746) orientierte. Ähnlich den niederländischen Manieristen zielt Platzer darauf ab, seine Götter in komplizierte Windungen miteinander zu verschränken, ihre Gewänder in kunstvollen Bewegungen aufzubauschen und die Körper in besonders edlen Inkarnat schimmern zu lassen und führt uns dies alles auf kleinsten Raume und in delikaten Valeurs vor. Pate gestanden haben dafür Maler wie die Antwerpener Bartholomäus Spranger und Hendrik van Balen, der Utrechter Joachim Anthonisz. Wtewael oder der Haarlemer Hendrick Goltzius, bei denen wir ebenso idealisierende, preziöse Götterszenarien wie bei Platzer finden.
Alte Galerie, Schloss Eggenberg
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