Artists in Residence 2024

Für die Vögel, Klasse Hans Schabus, Skulptur und Raum, Universität für angewandte Kunst Wien, mit einem Projekt von Claudia Märzendorfer

26.05. - 31.10.2024
Eine Spiegelei-Skulptur hängt in den Bäumen. Eine Spiegelei-Skulptur hängt in den Bäumen.

Bildinformationen

Laufzeit

26.05. - 31.10.2024

Ort

Österreichischer Skulpturenpark

Kuratiert von

Elisabeth Fiedler

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Über das
Projekt

Jährlich lädt der Skulpturenpark Artists in Residence ein, sich auf dessen Setting einzulassen und darauf mit temporären Arbeiten zu reagieren.

 

2024 konnte die Klasse von Hans Schabus an der Universität für angewandte Kunst in Wien zur Umsetzung einer neuen Idee gewonnen werden. „Der Studiengang Skulptur & Raum denkt die vielfältigen Möglichkeiten der Skulptur in Zusammenhang mit dem Material, dem Kontext und der Interaktion mit der Gesellschaft und Umgebung“, so lautet der erste Satz des Statements dieser Institution.

 

Ausgangspunkt waren die 2019 aus einem von Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich ausgeschriebenen Wettbewerb hervorgegangenen 38 Vogelhäuser des Projekts Schwebender Skulpturengarten – Für die Vögel in der Gartenanlage rund um die seit 20 Jahren bestehende sozialpsychiatrische Klinik in Hollabrunn, ausgeführt von ebenso vielen Künstler*innen, die von Claudia Märzendorfer zur Ausführung eingeladen worden waren. Ihre Idee basierte auf der Entdeckung, dass Klient*innen der Klinik im Zuge der Ergotherapie Vogelhäuser bauen. Aus der Intention der gesellschaftlichen Öffnung und Kommunikation erschließen die geschaffenen Exponate neue gesellschaftsrelevante Themenfelder rückbezogen auf die catholic birdhouses von Mike Kelley 1978/79 und das universelle Denken pour les oiseaux von John Cage seit den 1950er-Jahren. Cage spannte einen multimedialen Kosmos auf, in dem alle Medien, derer er sich bediente, sowie der Zufall, den er einband, nicht Selbstzweck oder Flucht vor der Realität waren. Stets neue Fragen stellend, löste er nicht nur Genregrenzen auf, er bezog auch das Publikum mit ein und bewegte sich transdisziplinär zwischen bildender Kunst, Musik, Klangexperimenten, Geräuschen aus der Natur und Spiritualität.

 

Auch der Aeronautische Skulpturengarten von Märzendorfer wirkt nach außen und provoziert Kommunikation zwischen Tier, Mensch und Natur. Hans Schabus war einer der beteiligten Künstler.

 

Dieses kollektive Projekt aufnehmend, schufen 24 Studierende der Klasse Schabus nun mit Claudia Märzendorfer für den Österreichischen Skulpturenpark spezifische, Kritik, Witz und Gesellschaftsreflexion beinhaltende offene Vogelhausskulpturen. Lapidar setzen sie sich auf oder hängen an Bäumen, Sträuchern, Stangen, Gebäuden, wollen entdeckt werden, stellen Fragen. Ein als desolater Fußball getarntes Haus zwischen Astgabeln, von einem Ast herabhängende Betonhaus-Miniaturen, eine orgelpfeifenähnliche, an einen Baum gebundene Struktur, eine Kühlbox, die wie auf einem abgebrochenen Ast angeschwemmt Bedeutung gewinnt, eine Struktur auf einem Vordach, das einem fragilen außerirdischen Wesen ähnelt, eine im Geäst verspannte Netzstruktur, ein Eierkocher mit Inhalt, ein mit Kunststoffvögeln drapiertes rustikales Vogelhaus, ein überdachter, roh geschnitzter Holzkopf oder eine überdimensionale Viagra-Form an massiver Kette sind einige Beispiele des breiten Spektrums der Arbeiten, die in Kommunikation mit bestehenden Skulpturen, der Umgebung und uns treten und unterschiedlichste Assoziationen wachrufen.

 

Nicht Repräsentanz von Skulptur auf einem erhöhten Sockel ist es also, was hier interessiert, sondern Flüchtigkeit und Prägnanz im Erkennen. So werden aktuelle digitale Medien und Ästhetiken wie das Feature auf Instagram evoziert, es werden der Immobilienmarkt, Migration und Heimatlosigkeit hinterfragt, die bürgerliche Irrationalität des Vogelfütterns, um die Natur näher an sich zu binden, oder es wird die Verbindung alles Seienden in fragiler Ausfertigung flüchtiger Kunstwerke thematisiert. Erst unsere Reflexion und Interpretation im Entdecken der vielfältigen Arbeiten eröffnen neue Zusammenhänge des Denkens innerhalb unserer Lebensgemeinschaften, von Gesellschaft, unserem Sein mit der Welt. Dazu laden all diese Arbeiten ein.

Ausstellungsgestaltung

Künstlerische Leitung: Claudia Märzendorfer

Organisation: Ludwig Kittinger

Abteilungsleiter: Hans Schabus

 

Zusatzinformationen

Der Österreichische Skulpturenpark lädt jährlich nationale und internationale Künstler*innen sowie Kunstklassen im Rahmen eines Artist-in-Residence-Projekts zur Auseinandersetzung mit dem Park und Entwicklung eigener temporärer Werke für den Skulpturenpark ein. Für das Jahr 2024 konnte die Klasse Skulptur und Raum von Hans Schabus an der Universität für angewandte Kunst Wien gewonnen werden. 

Download - Übersichtsplan "Für die Vögel"