Timm Ulrichs

Geb. 1940 in Berlin, lebt und arbeitet in Hannover und Münster

1959–1966 Studium der Architektur an der Technischen Hochschule in Hannover bei Kurt Sohns, nach sieben Jahren Studienabbruch. Der Zeichner, Poet, Plastiker, Schriftsteller, Aktionist, Objekt- und Konzeptkünstler bezeichnet sich selbst als „Totalkünstler“ und nimmt dazu Stellung, indem er sagt: „Totalkunst ist das Leben selbst“. Großen Einfluss bezieht Timm Ulrichs aus dem Neo-Dadaismus und dem Erbe Kurt Schwitters‘, der ihn sehr in seiner Kunst geprägt hat.

1959 gründete er die „Werbezentrale für Totalkunst & Banalismus“. Nach der Auseinandersetzung mit Duchamps Kunstverständnis und seiner Theorie der „Ready-mades“ kommt er zu dem Schluss, sich selbst auszustellen, und so wird 1961 die Idee des „ersten lebenden kunstwerks“ geboren. Erst 1966 kommt es zu einer Ausstellung in einer Frankfurter Galerie, da zuvor 1965 die Möglichkeit der Ausstellung bei der juryfreien Berliner Kunstausstellung verhindert wurde. Mit dem Einbezug der eigenen Person ist die ICH-Kunst begründet, die Timm Ulrichs‘ Werk wie ein roter Faden durchzieht. Das Kunstwerk „Ich“ wird auf unterschiedliche Weise benutzt: Es wird vermessen, dokumentiert und untersucht. So stellt der Künstler seinen Körper in den Dienst der Kunst, ohne sich selbst zu schonen. So fungiert er unter anderem als lebender Blitzableiter, eingesperrt in eine steinerne Schale, oder lässt sich von einem Detektivbüro überwachen.

Ein weiteres immer präsentes Merkmal von Timm Ulrichs‘ Kunst ist die Sprache in allen erdenklichen Variationen, zum Beispiel in Form von Gedichten, Wortspielen, Anagrammen, Palindromen, Tautologien oder in verdinglichter Form wie beispielsweise in betongegossenen Buchstaben (Concrete Poetry), Buchstaben-Nudelsuppen oder in eingemeißelten Sätzen auf Grabsteinen. Weitere Themen, die im Oeuvre des Künstlers immer wiederkehren, sind das Spannungsfeld der Mensch-Natur-Beziehung, die Wechselbeziehung und der Kontrast zwischen Kunst und Natur. In seinen Werken bezieht er die Natur bewusst mit ein, indem er unter anderem der Eigenheit der Natur folgt, Naturphänomene nachahmt und sie zu „Kunstobjekten“ umfunktioniert. Aber auch der Zufall findet immer wieder Platz in Timm Ulrichs Kunst.

1977 wurden acht Werke des Künstlers bei der „documenta6“ mit dem Leitthema Buch in Kassel ausgestellt. 1972–2005 hatte er eine Professur an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf/Münster inne. 1968 wurde Timm Ulrichs mit dem kleinen niedersächsischen Literatur-Förderpreis ausgezeichnet, 1977 mit dem Kritikerpreis für bildende Kunst, 1980 mit dem Kunstpreis der Stadt Nordhorn. 1985 erhielt Ulrichs den Karl-Ernst-Osthaus-Preis der Stadt Hagen sowie den Will-Grohmann-Preis der Akademie der Künste. 2010 wurde der Künstler als Ehrung zu seinem 70. Geburtstag in das „Goldene Buch“ der Stadt Hannover eingetragen. Der renommierte Künstler ist bei unzähligen Ausstellungen international vertreten, seine Werke waren unter anderen in Modena, New York, Berlin, Krakau, Budapest, Kassel, Barcelona und Münster zu sehen. Timm Ulrichs Kunst ist nicht kategorisch festlegbar und starr auf eine Sparte beschränkt, sondern deckt eine breite Spanne von Aktionskunst über Konzeptkunst bis hin zur Objektkunst ab und fordert auf, sich auf das Spiel Kunst einzulassen, dem er sich selbst komplett verschrieben hat, frei nach einem seiner Leitsätze: „Kunst ist Leben, Leben ist Kunst“.