Privatheit und bürgerliche Realität
Raum 03
Industrialisierung und Modernisierung führten im 19. Jahrhundert zu einem Aufstieg des Bürgertums, das diese Entwicklungen wesentlich trug. Der Beruf sowie die Familie mit ihrer festen Rollenverteilung zwischen Mann und Frau waren die Grundlagen für das bürgerliche Selbstverständnis. Dies zeigt sich auch in Porträts: typisch sind Pendantbilder der Ehepartner oder Kinderbilder.
Bildtitel und aussagekräftige Attribute verweisen auf den Beruf, Elemente des Herrschaftsporträts betonen gesellschaftlichen Erfolg: Häufig tauschte man einfach Symbole aus – der Bauplan für ein Schloss wird etwa durch jenen einer Fabrik ersetzt.
Viele Porträts erfassen die Individualität der Dargestellten: Fokussiert wird das Gesicht, wo sich Charakter und Lebensspuren spiegeln. Dem entspricht ein Realismus, wie er zur Zeit des Biedermeier in Wien entwickelt und in Graz vom Waldmüller-Schüler E. C. Moser vertreten wurde.
Als Andenken kamen nun auch kleinere Porträtformen zur Blüte: Bildnisminiaturen und -medaillons, Silhouetten oder sogenannte Wachsbossierungen waren weniger kostspielig als großformatige Ölgemälde und dienten zur Erinnerung in privaten Räumen. Fotos von Familienmitgliedern werden noch heute aufgestellt oder mitgeführt. Dies erfüllt eine Grundaufgabe des Porträts: Abwesenheit wird stellvertretend in Anwesenheit verwandelt.
Als Folge der Erfindung der Fotografie (1839) konnten sich weitere Bevölkerungskreise bildlich darstellen lassen. Fotoateliers boten leistbare Porträtaufnahmen im Carte-de-visite-Format an. Doch das Porträt als Ölgemälde lebte auch im 20. Jahrhundert weiter und wurde in verschiedenen Stilrichtungen umgesetzt. Die Funktion der bloßen Abbildung hatte die Fotografie übernommen.
Die Porträts im Überblick |
Brustbild eines bartlosen Herrn, Bildnis einer jungen Frau in blauem Kleid
Künstler: Johann Wachtl, Datierung: 1836 mehr...
Leutnant Lieber in Uniform, Käthe Lieber
Künstler: Roman Fekonja, Datierung: 1898
Künstler: Roman Fekonja, Datierung: 1898
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Franziska Salesia Gräfin von Gleispach, geb. Gräfin Sauer
Künstler: Johann Wachtl
Datierung: 1826
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