Cameron Jamie
JO
10.10.-24.11.2004
Ort: Künstlerhaus, Graz
Die Neue Galerie Graz im Steirischen Herbst 2004
Im Rahmen der Eröffnung Musikperformance von Keiji Haino
Cameron Jamie im Gespräch mit Günter Holler-Schuster, 09.10.2004, 19 Uhr, Künstlerhaus Graz
Cameron Jamies Auftreten in Graz ist nicht sein erstes, er war in der Ausstellung "M_ARS - Kunst und Krieg" (2003) bereits mit seinem Video "Cypress" vertreten. Eine große Präsentation der verschiedenen Ansätze in seinem Werk steht bislang noch aus. Der eigenen Praxis folgend, junge internationale Positionen bereits früh institutionell zu positionieren, ist diese Ausstellung von Cameron Jamie der Versuch an der internationalen Entwicklung der zeitgenössischen Kunst aktiv mitzugestalten. Die Neue Galerie hat das in der Vergangenheit mit Leuten wie Sylvie Fleury, Pipilotti Rist oder Olafur Eliasson bereits erfolgreich versucht.
Cameron Jamie, der in diesem Jahr auch als Artist in Residence Gast der Neuen Galerie war, geht in seiner künstlerischen Praxis vielfältige Wege. Zunächst recherchiert er, einem Ethnographen gleich, in den diversen Soziotopen und spürt subkulturelle bzw. populärkulturelle Ausformungen auf. Diese sind großteils symptomatisch für den degenerativen Zustand einer Gesellschaft, in der wir alle verurteilt sind zu (über)leben. Die formale Umsetzung findet hauptsächlich in den Medien Film bzw. Video, sowie Foto und Zeichnung statt.
Cameron Jamie, ein im San Fernando Valley aufgewachsener, heute in Paris lebender Künstler, forscht seit seinen künstlerischen Anfängen, zu Beginn der 1990er Jahre, intensiv in den subkulturellen Schattenreichen. Das San Fernando Valley ist eine sprichwörtliche überdimensionale Vorstadt, beherrscht von der Pornoindustrie, der Angst vor Erdbeben - Cameron Jamies Familie hat beim letzten großen Beben 1994 ihr Haus verloren - voller Mythen an der Grenze zu Hollywood (Rodney King, Manson Family). Er dokumentiert in seinen Arbeiten die Ausformungen von Phantasien und Ideen der Menschen, die dort leben. Ob er nun, wie in seinem Film "BB" Jugendliche beim "Backyard Wrestling" zeigt, oder selbst als Vampir verkleidet durch die Straßen zieht und sich selbst in Handgreiflichkeiten mit verstörten Leuten einlässt, oder ob er sich den "Spook Houses" nähert, er präsentiert uns die amerikanische Mittelklasse in ihrer Vorstadtutopie existierend, als Vertreter einer "first-world hell".
Es sind immer wieder die verschlungenen Wege der kulturellen Entwicklungen, die ihn zu Äußerungen animieren. Bspw. "Halloween", das ursprünglich aus dem europäischen Norden nach Amerika kam und dort zu kultureller Bedeutung. In letzter Zeit wurde "Halloween" reimportiert, erfreut sich hier wachsender Popularität und stellt einen merkantilen Faktor dar. Auch "Backyard Wrestling" findet in Europa schon Nachahmer. Die Losgelöstheit vom ursprünglichen Ansatz und somit die scheinbare innere Leblosigkeit wird durch Umcodierungen und Ästhetisierungen aufgefangen. In "Kranky Claus", einem Film über die Krampusrituale im salzburgischen Gastein, begleitete Cameron Jamie Krampusgruppen auf ihrem schauerlichen Weg durch das Umland. Kinder verdreschend und wild lärmend toben diese Monster durch den Schnee. Sie kommen natürlich auch aus einer dem Jenseits zuordenbaren Sphäre - wie Jamie selbst auf seinem Weg durch das Valley.
Radikaler als viele KünstlerInnen seiner Generation, ist Cameron Jamie in seiner künstlerischen Praxis extremen Ausformungen innerhalb der Gesellschaft auf der Spur und präsentiert sie uns im Spiegel. Er ist somit nicht nur einer der präzisesten Chronisten amerikanischer, und damit in der Konsequenz auch unserer Kultur und Lebensweise, sondern auch Botschafter eines Schattenreiches, in dem es vor dem Tod kein Leben gibt - wo sonst, als dort scheint auch unser Platz zu sein.
Neue Galerie Graz
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