Wolfsangel
Datierung: 17. Jhdt.
Material: Eisen
Eigentümer: Kulturhistorische Sammlung
Reg. Nr. JK 157_99
Der Wolf ist im 19. Jahrhundert vom Menschen beinahe ausgerottet worden. Es wurde versucht, ihm mit Tücken und Fallen den Garaus zu machen. Ein solches Marterinstrument war die Wolfsangel.
Wölfe an der Angel
Eine Wolfsangel ist eine schmiedeeiserne Fangvorrichtung aus dem 17. Jahrhundert, indem man, um diese fängisch zu stellen, 4 Eisenhaken mittels der mittleren Hülse zusammenschob, diese Angelhaken mit frischem Fleisch bestückte und diese Wolfsangel anschließend entweder an einem Pfahl befestigte oder von einem stärkeren Ast eines Baumes mit einem Seil abhängte. Bekam der Wolf „Wind“ vom Frischfleisch, sprang er nach diesem Köder in die Luft, löste durch das Herunterziehen die Sperre der Angelhaken und blieb mit seinem Fang an dieser „Angel“ hängen. Ein qualvoller, tierquälerischer Tod.
Schuld an allem ist das Rotkäppchen, oder?
„Da naht der Wolf mit Hinterlist;
Das Kind weiß nicht, wie bös‘ er ist.“
(Zitat aus dem Märchenbuch „Rotkäppchen“, Bilderbuchverlag Otto Moravec 2/243).
Viele Diskussionen um den in letzter Zeit wieder öfter in unseren heimischen Wäldern auftretenden Wolf beginnen unter diesem Motto. Doch wie sehr beeinflusst der Wolf als Märchen- oder Sagenfigur tatsächlich die öffentliche Meinung über die Rückkehr des Canis lupus aus der Familie der Hunde.
Der Wolf wird in den Märchen der Gebrüder Grimm am Beginn des 19. Jahrhunderts als gefräßig, böse und verschlagen dargestellt, andererseits erzählt eine andere Sage, dass gerade eine Wölfin die Stammväter der ewigen Stadt Rom genährt haben soll. Also doch Mythos WOLF oder falsche Information?
Gerade dieser Mythos ist es, wenn wir die Sensationsmeldungen in diversen Medien betrachten: Wolf von Zug überfahren (Schweiz), Bauer erlegt Wolf (Kärnten), Wolfsverdacht bestätigt (Vorarlberg) usw. Diese Liste könnte man endlos weiterführen, wenn man nur an „bad news“ interessiert wäre. Dieses Wildtier, das wieder einen neuen Lebensraum gefunden hat, lassen die Menschen nicht nur argwöhnisch erscheinen und gehasst in Erscheinung treten, sondern auch so sozial wirken.
Bereits Conrad Gesner, Schweizer Arzt und Naturforscher, beschreibt in der Mitte des 16. Jahrhunderts in seinem „Thierbuch“ den Wolf als ein gefräßiges Tier, das von allen anderen Tieren gehasst werde. Dass aber der Wolf im 19. Jahrhundert vom Menschen beinahe ausgerottet wurde, hat viele historische Fakten zum Hintergrund, auf die ich kurz eingehen möchte.
Otto Keller schreibt in seinem Werk „Die Antike Tierwelt“ (1909): „Trotz aller Verfolgungen ist dieses Hauptraubtier der klassischen Länder weder in Griechenland noch in Italien jemals ganz ausgerottet worden und hat auch trotz all seiner Übeltaten im Altertum weder hier noch dort den Charakter als heiliges Tier eingebüßt. Er blieb bei den Hellenen das Tier des Apollon Lykios, ausnahmsweise auch des Helios, bei den Italikern das des Mavors, für den er als der regelmäßige Begleiter kriegerischer Horden und Heere ausgezeichnet passte.“
Nachdem der Ruf des Wolfs als listig und verschlagen dargestellt wird, hat nun auch der Mensch versucht, dem Wolf in der „Bekämpfung“, man kann nicht mehr rein von Bejagung sprechen, mit Tücken und Fallen entgegenzutreten. Man fing ihn in sogenannten Wolfsgruben, Erdlöchern, die man mit Reisig und Schafsmist abdeckte, um die Witterung des Menschen zu überdecken. In der Wolfsgrube waren noch zusätzlich mehrere Fangeisen montiert, um ja kein Entkommen zu ermöglichen. Man fing den Wolf in derartigen Gruben auch mit lebenden Lämmern, um ihn dann durch Menschen zu töten, oder man fing ihn mit der sogenannten Wolfsangel.
Text: Mag. Karlheinz Wirnsberger

Conrad Gesner, Thierbuch /Das ist Außführliche beschreibung und lebendige ja auch eigentliche Contrafactur und Abmahlung aller Vierfüssigen thieren …., Heidelberg 1645
Urs Hafner, Das Comeback eines Verfemten, Neue Züricher Zeitung, 18.8.2014
Otto Keller, die Antike Tierwelt, Bd 1 Säugetiere, Leipzig 1909, S 87 ff
Der publizierte Beitrag
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Der Wolf
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