Wilde Schweins-Hatz im Liesingtal

Foto: UMJ/N. Lackner

Wildschweinjagd bei Ehrnau

Johann Veit Hauckh (1663–1746)

Öl auf Leinwand, 1730

Sammlung Jagdkunde, JK 324b                     

 

Im Jagdmuseum Schloss Stainz befinden sich vier großformatige Ölgemälde des steirischen Barockmalers Johann Veit Hauck (1663–1746), der im Auftrag des Landeshauptmannes Graf Breuner einen Gemäldezyklus dreier Jagdformen und ebenso eine höfische Jagdszene – die Gamsjagd am Reiting bei Leoben mit Kaiser Karl VI. im Jahr 1728 – gestaltete. Veit Hauck arbeitete nicht nur für die Landstände, er malte ab 1714 auch für den Kaiserhof und war zuletzt Hofkammermaler.

Das großformatige Gemälde zeigt eine Keilerjagd in der Tallandschaft um Schloss Ehrnau (Liesingtal) im Bezirk Leoben. Schloss Ehrnau war von 1564 bis 1822 im Eigentum der Grafen Breuner.

Bemerkenswert bei der Darstellung des Hauptmotivs in diesem Gemälde ist die Tatsache, dass der Künstler hier eine exakte Wiedergabe einer bestimmten Jagdform vollzieht. Forscht man weiter, stößt man auf das gleiche Motiv bei einem viel bekannteren Künstler, nämlich beim Augsburger Kupferstecher Johann Elias Ridinger (1698–1767).

Veit Hauck greift damit auf eine Vorlage von höchster künstlerischer Qualität zurück: die berühmten Jagdstiche, die 1729 im Stichwerk „Vollkommene und gründliche Vorstellungen der vortrefflichen Fürsten – Lust oder der Edlen Jagdbarkeit …..“, von J. E. Ridinger zusammengefasst wurden.  Hauck hat somit ein Motiv hochbarocker Tierdarstellungskunst in eine obersteirische Gebirgslandschaft gestellt. Dieses oftmals geübte Verfahren, künstlerische Vorbilder „ungeniert“ zu übernehmen, wurde im Barock nicht als Kopie oder gar Fälschung verstanden, sondern zeugte vielmehr vom Kenntnisreichtum und von der Versiertheit des Künstlers.

Georg Aug. Wilh. Thienemann (1856) beschreibt in seinem Werkverzeichnis von J. E. Ridinger das Blatt Nr. 34 als „(22) Die Schweins Hatz. Es ist dieses eine der lustigsten aber auch gefährlichsten Jagden …. “.

Foto: UMJ/N. Lackner

 

Diese Jagdform auf den Keiler mit den hier neun hetzenden „Saurüden“ und den in Jagduniform agierenden Jägern gehört zu den mutigsten Jagdformen, da hier der von den Hunden gejagte Keiler mit dem Sauspieß und dem Sauschwert abgefangen wird. Bei Unachtsamkeit der Jäger führte dies rasch zu schwersten Verwundungen und oftmals zum Tod.

Text: Mag. Karlheinz Wirnsberger

Literaturhinweise: Expand Box

Georg August Wilhelm Thienemann, Leben und Wirken des unvergleichlichen Thiermalers und Kupferstechers Johann Elias Ridinger…., Leipzig 1856, S 13, Nr. 34.

 

Reinhart Bachofen von Echt, Jagdgeschichte Steiermarks, Bd IV, Graz 1931

 

Allgemeines Künstler-Lexikon, Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 70, De Gruyter Verlag, Berlin/ Boston 2011, S.155-156.

Der publizierte Beitrag

Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum, Schloss Stainz

Schlossplatz 1
8510 Stainz, Österreich
T +43-3463/2772-16
info-stainz@museum-joanneum.at

 

Öffnungszeiten


April bis November Di-So, Feiertag 10-17 Uhr
 

Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.
Führungen: So 15-16:30 durch eine Ausstellung (Jagdmuseum oder Landwirtschaftsmuseum) und nach Voranmeldung.