Stahlbogen-Jagdarmbrust

Diese Stahlbogen-Jagdarmbrust aus dem 16. Jahrhundert ist an der Ober- und Unterseite mit Bein belegt. Die Bolzen aus Eschenholz mit geschmiedeter Spitze erzielten eine enorme Durchschlagskraft.

Datierung: 16. Jahrhundert

Maße: Stahlbogenlänge 57,5 cm, Säulenlänge 61 cm

Material: Ober- und Unterseite mit Bein belegt

Eigentümer: Sammlung Jagdkunde

Inventarnummer: 5739

Die Anfänge der Armbrust reichen bis ins 4. Jahrhundert vor Christus zurück. Zumindest seit 600 Jahren wird sie bei uns auch jagdlich eingesetzt. Schon damals konnten „Kunstschützen“ damit auf 300 Meter treffgenau schießen.

Datierung: 16. Jahrhundert

Material: Bolzen aus Eschenholz mit geschmiedeter Spitze

Eigentümer: Sammlung Jagdkunde

Inventarnummer: 2387 und 2390

Die Entwicklung der Jagdwaffen führt uns zurück bis in die frühesten Anfänge der Menschheit. Zwischen ca. 20.000 v. Chr. und 10.000 v. Chr. wurde bei der Jagd ein Gerät benutzt, das als älteste komplexe Jagdwaffe in der Menschheitsgeschichte gesehen werden kann: die Speerschleuder. Es war dies die erste systematische Verbesserung einer „Fernwaffe“. Es konnten damit größere Entfernungen überwunden und auch höhere Auftreffenergien erreicht werden und dadurch ergab sich auch eine höhere Durchschlagskraft am Wildkörper, das heißt, man konnte auch größere Wildtiere erlegen. 

Die weiteren Entwicklungen waren der Holzbogen mit Sehne und Pfeil und bereits im 4. Jh. v. Chr. wurden die „Vorfahren“ der uns heute bekannten Armbrust in Europa erwähnt, nämlich die aus Griechenland stammende „Gastraphetes“, das sogenannte Bauchgewehr. Eine der berühmtesten Jagddarstellungen mit einer Armbrust ist dem „Tiroler Jagdbuch“ Kaiser Maximilians I. aus dem Jahr 1500 zu entnehmen, die Hirschjagd auf der „Langen Wiese bei Innsbruck“, wo berittene Jäger auf ins Wasser gehetzte Hirsche ihre Armbrust anlegen.

Dass die Armbrust nicht nur zu Kriegszwecken eingesetzt wurde, kann mit einer weiteren Darstellung aus dem „Theuerdank“ des Kaisers Maximilian I. (1459–1519) bewiesen werden: Im Bild 30, wo „Theuerdank“ mit einer gespannten Armbrust bei einer Hirschjagd zu Boden stürzt, blieb er mit seinem Reitersporn beim Heranpirschen an den Hirsch an den Dornen hängen. Maximilian I. blieb aber „aus trefflicher Besonnenheit“ unverletzt. 

Im Jagdmuseum Schloss Stainz finden wir eine Stahlbogen-Jagdarmbrust aus dem 16. Jahrhundert mit einem dreiachsigen Stechschloss. Diese Schlossart war die komplizierte Weiterentwicklung aufgrund der Erfordernisse, die diese Waffen mit einem Stahlbogen benötigten. Mit dieser Konstruktion konnte man Weiten bis zu 300 m treffgenau überwinden, was natürlich auch eine sehr große Herausforderung für den Schützen war, denn die Sehne musste gespannt werden, wobei man sich hier einer Zahnstangenwinde bediente, um diese Kraftanstrengung leichter zu überwinden.

Die Stahlbogenlänge unserer Armbrust beträgt 57,5 cm, die Säulenlänge beträgt 61 cm. Die Säule, aus Holz gefertigt, ist auf der gesamten Länge sowohl an der Ober- als auch an der Unterseite mit Bein belegt, die Nuss, eine Beinwalze mit mehreren Ausnehmungen (Aufnahmevorrichtung für die Sehne) und mit Metalleinlagen verstärkt, läuft im „Faden“. Der Faden hat eine sichernde und leitende Funktion. Vor dem Abzugsbügel befindet sich noch eine die Abzugsstange sperrende Sicherung.

Auf der Säule ist nachträglich ein Umlegediopter angebracht worden. Am Kolbenrücken finden wir zusätzlich eine Daumenauflage sowie auf der rechten Bogeninnenseite eine eingeschlagene Meistermarke unbekannter Herkunft. Die Bogensehne, um den Bogendaumen des Stahlteils gedreht, wurde als geknotete Sehne angefertigt, die in der Mitte mit einem Schlagfaden verstärkt ist. Im vorderen Teil der Säule befindet sich das Spannloch, der wesentliche Teil, wo der Stahlbogen durch eine Halteschnürung mit der Säule verbunden wird. Und man hat die Armbrust auch mit einem textilen Aufputz versehen. Die Bolzen, die mit dieser Waffe verschossen wurden, waren meist aus Eschenholz gefertigt, die Spitzen geschmiedet und die sogenannten Federn entweder aus Leder oder auch aus feinem Holz geschnitzt. Die Bolzenlänge betrug in unserem Fall zwischen 38,5 und 39,5 cm.

Text: Mag. Karlheinz Wirnsberger

 

 

Der publizierte Beitrag

Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum, Schloss Stainz

Schlossplatz 1
8510 Stainz, Österreich
T +43-3463/2772-16
info-stainz@museum-joanneum.at

 

Öffnungszeiten


April bis November Di-So, Feiertag 10-17 Uhr
 

Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.
Führungen: So 15-16:30 durch eine Ausstellung (Jagdmuseum oder Landwirtschaftsmuseum) und nach Voranmeldung.