Polzenbüchse
Datierung: 19. Jh.
Lauflänge: 37,5 cm - Gesamtlänge: 107 cm
Kaliber: 7 mm
Munition: Bolzen mit Quaste aus Eichhörnchenhaaren
Eigentümer: Sammlung Jagdkunde, Inv. Nr.: 5846
Im Schloss Stainz befindet sich ein frühes Vorgängermodell der heutigen Luftdruckgewehre. Eine Besonderheit betrifft die daraus verschossenen Bolzen, die eine Quaste aus Eichhörnchenhaaren hatten.
Es handelt sich um eine sogenannte Windbüchse, im konkreten Fall um eine Polzenbüchse, mit einem sich im Kolben befindlichen Blasbalgen. Die Waffe hat einen achtkantigen Eisenlauf mit einer Länge von 73,5 cm, ist insgesamt 107 cm lang und weist ein Kaliber von 7 mm auf. Der Eisenlauf hat einen Außendurchmesser von 2,5 cm. Auf der rechten Kolbenseite befindet sich auch die Aufnahme für einen Vierkantschlüssel für den Spannhebel des Blasbalges. Am Abzug befindet sich ein Harfenbügel aus Messing mit einem deutschen Nadelstecher als Abzug.
Am Kolbenhals finden wir noch die Aufnahme für einen Diopter. „Das Lehrbuch für Jäger“ von Georg Ludwig Hartig aus dem Jahr 1832 beschreibt diese Polzenbüchse wie folgt: „... ist zwar aus Eisen, wie ein gewöhnlicher Flintenlauf; es ist aber in der Mitte eine enge messingene Röhre angebracht, und der Zwischenraum zwischen dieser und der eisernen Röhre mit Blei ausgegossen. Dieser mit Visir und Korn versehene Lauf springt, wenn man an einer Feder drückt (an der Schaftunterseite) vor der Schwanzschraube so hoch aus dem Schafte, daß man einen kleinen, mit einem eisernen Stachel und einer Quaste von Eichhörnchenhaaren versehenen Polzen hineinstecken kann ...
Im Kolben liegt ein kleiner Blasbalg verdeckt, den man durch eine Kurbel aufzieht und der, wenn man das Stechschloß losschlagen läßt, durch starke Federn so zusammengedrückt wird, daß der vor der Oeffnung des Blasbalges im Lauf befindliche Polzen pfeilschnell zum Ziele fliegt ...“ Es handelt sich hier um einen „echten“ Hinterlader, obwohl die beschriebene Waffe noch mit einem Ladestock versehen ist. Die Waffe ist vollgeschäftet aus Nussholz, hat am vorderen Ende eine Hornnase und ist mit einer Messinggarnitur versehen, die Schaftkappe ist ebenfalls mit einer Messingplatte überzogen und zeigt einen Hund mit hoher Nase im hohen Gras.
Novität eines Grazer Büchsenmachers
Auf der Laufoberseite befindet sich die Laufinschrift „Caj. Dasch in Gratz“. Bei Cajetan Dasch handelt es sich um einen in Graz ansässigen Büchsenmacher, über den in „Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat“ am 15. Dezember 1819 zu lesen ist: „Gewehre überhaupt machen die Büchsenmacher, unter denen sich vorzüglich zu Gratz der Büchsenmeister Cajetan Dasch durch schöne, seltne und gute Arbeit auszeichnet, welcher erweislich jährlich viele Gewehre in das entfernteste Ausland, selbst nach Paris, London, Rom und Neapel auf Bestellung verfertigt.“ Er wird in Graz als Büchsenmacher in der Zeit zwischen 1800 und 1840 erwähnt und verstirbt am 30. Jänner 1840, wobei sein Geschäft von seiner Witwe bis 1848 weitergeführt wird.
Schießvergnügen im Zimmer
Die Verwendung dieser Waffe, die aufgrund der geringen Auftreffenergie eher nur für den Zimmergebrauch anzusehen war, wird im Buch „Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilen“ von Johann Bechstein im Jahr 1822 folgendermaßen beschrieben: „… es schickt sich daher vorzüglich dazu, daß sich der Anfänger zu Hause im Hofe, in der Scheune oder gar in einem Zimmer ... damit einübet, und ist überhaupt ein Schießvergnügen für den Liebhaber in seiner Wohnung.“
Text: Mag. Karlheinz Wirnsberger

- Georg Ludwig Hartig, Das Lehrbuch für Jäger,1832
- Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat , 15.Dezember 1819
- Johann Bechstein, Die Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilen, 1822
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