Das Parforcehorn
Naturton statt Klingelton
Künstler/Datierung: Aus der Werkstatt Josef Cidrich (1756-1858)
Material/Technik: Messing
Maße: Durchm. 28,5 cm, Windungsdurchm. außen 49,5 cm, innen 45,0 cm
Eigentümer: Sammlung Jagdkunde
Inventarnummer: JK 3415
Bereits sehr früh – manche Wissenschaftler meinen sogar schon in der Steinzeit – bilden Töne einen wichtigen Bestandteil der Jagd. Mit Signalen, auf Tierhörnern geblasen, stimmen sich die Jäger einer Jagdgruppe über weite Entfernungen ab. Die ältesten aufgeschriebenen Tonfolgen von Jagdsignalen stammen aus dem Jahr 1394 und wurden von Hardouin, Seigneur de Fontaines-Guerin, geschrieben.
Ein revolutionärer Schritt von den nur eintönigen Signalen zur Musik erfolgt im 17. Jahrhundert: Die französische trompe de chasse (Parforce-Horn) lässt Signale erklingen, die vom Sechsachteltakt dominiert sind. Damit hält die Jagdthematik auch Einzug in die Opern- und Orchestermusik.
Tönende Kommunikation
Für einen reibungslosen Ablauf der Jagd waren Verständigungssignale unerlässlich. Diese wurden auf dem Parforce-Horn geblasen, das diesen Namen trägt, weil es vor allem bei derartigen Jagden Anwendung fand: Die Parforce-Jagd war eine Jagdtechnik, die einem strengen Reglement und Zeremoniell folgte. Wie bei der „Eingestellten Jagd“ wird das Wild dem Jagdherrn zugetrieben, allerdings geht es bei der Parforce-Jagd nicht um die Menge des erlegten Wildes – die Jagd ist nur einem Tier gewidmet, zumeist dem Hirschen.
Die Jagdsignale hatten die Aufgabe, die Jagdgesellschaft über den Stand der Hetze zu informieren. Bekamen die Jäger den von den Hunden gejagten Hirsch zu Gesicht, ertönte aus den Hörnern der Ruf „La vue“. Der „Fürstenruf“ bedeutete, dass sich der Hirsch vor den Hunden gestellt hatte. Bei erfolgreicher Jagd bekundet die Jägerschaft einstimmig „Halali!“ und es wird auf ihren Hörnern die „Fanfare la mort“ geblasen.
Im Jagdmuseum Schloss Stainz finden wir ein Parforce-Horn aus Messing, aus der Werkstatt von J.(osef) Cidrich (1756–1858) in Brünn.Es handelt sich um ein Naturhorn mit einem großen Schallstück (Durchmesser: 28,5 cm), einem äußeren Windungsdurchmesser von 49,5 cm sowie einem Innendurchmesser von 45 cm. Dieses Horn ist bereits mit einem Trichtermundstück ausgestattet, die Modelle davor waren über ein Kesselmundstück zu bespielen. Der Schallbecher besteht aus einer Messingplatte, er ist mittels einer Reißverschlussnaht zusammengelötet und glatt gehämmert, der Kranz ist mit einem geprägten, wappenähnlichen Muster verziert.
Weithin hörbar
Am Horn dieser Zeit gibt es keine Ventile, Züge oder Löcher, die spielbaren Töne waren Naturtöne, die durch unterschiedliche Lippenspannungen und Strömungsgeschwindigkeiten der Luft erzeugt werden. Die große Dimension des Schallbechers ist der Tatsache geschuldet, dass man bei den Parforce-Jagden weitschallende Instrumente benötigte, damit die Jagdgesellschaft über den Verlauf dieser über große Gebiete abgehaltenen Jagd entsprechend informiert werden konnte.
Anlässlich der Silberhochzeit von Kaiser Franz Joseph und seiner Gemahlin wurde der in Graz geborene Josef Schantl (1841–1902) ersucht, die musikalische Gestaltung des sogenannten „Markart Festzuges“ zu gestalten. Dies war ein derartiger Erfolg, dass Schantl zusammen mit Carl Zellner Die österreichische Jagdmusik herausgab, ein Standardwerk für Jagdhornbläser.
Text: Mag. Karlheinz Wirnsberger
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Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum, Schloss Stainz
Schlossplatz 1
8510 Stainz, Österreich
T +43-3463/2772-16
info-stainz@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
April bis November Di-So, Feiertag 10-17 Uhr
Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.
Führungen: So 15-16:30 durch eine Ausstellung (Jagdmuseum oder Landwirtschaftsmuseum) und nach Voranmeldung.