Brandhof
Brandhof in Steyermark
Erzherzog Johann mit Jägern vor dem Brandhof
Lithografie nach Matthäus Loder (1781–1828)
Lith: de Thierry freres a Paris
Bildgröße: 290 x 390 mm
Datierung: 1823
Sammlung Jagdkunde, JK 5786
Auf der Fahrt von Graz nach Mariazell fällt kurz nach der Überquerung des Seebergsattels am nördlichen Abhang linker Hand heute ein stattliches Gebäude mit mehreren Nebengebäuden auf – der Brandhof, der 1819 von Erzherzog Johann gekauft wurde. Ab dem Jahr 1822 wurde der einfache Hof um mehrere Wirtschaftsgebäude erweitert und eine 8-seitige, neugotische Kapelle mit Spitzhelmdach angebaut.
In einem Artikel von Franz Graf von Meran (* 11. März 1839 in Wien; † 27. März 1891 in Opatija), Sohn von Erzherzog Johann, erschienen in den „Mitteilungen der Jagdschutzvereine von Niederösterreich, Wien, Steiermark …“ (wiederveröffentlicht in Nr. 23 vom 1. Dezember 1929), wird der Brandhof wie folgt beschrieben: „… 1819 kaufte mein seliger Vater den an der nördlichen Abdachung des Seeberges gelegenen Brandhof, eine damals aus Holz gebaute Bauernkeusche.“
Der Wunsch, unter „dem ihm so teuer gewordenen Alpenvolk“ zu leben, veranlasste ihn, diesen bescheidenen Besitz zu erwerben. Er errichtete dort eine alpenländische Musterlandwirtschaft. Neben all diesen Überlegungen war natürlich die Jagd ein weiteres Motiv, sich hier niederzulassen. Erzherzog Johann kaufte der Herrschaft Mariazell gehörige Jagdkomplexe, anschließend Teile der Herrschaft Aflenz (Stift St. Lambrecht) dazu, um so ein umfangreiches Jagdgebiet „bewirtschaften“ zu können.
Zur damaligen Zeit waren die Gamsbestände vom Hochschwab bis zum Brandhof bereits sehr gering und die Beunruhigung durch den beginnenden Alpinismus bewirkte noch eine weitere Beeinträchtigung des Gamswildlebensraumes. Dem Erzherzog war es „trotz aller Widerwärtigkeiten gelungen, dass mehrere hundert Gams sich daran gewöhnten, im oberen Ring (bei Weichselboden) Zuflucht zu suchen, wenn sie auf den Höhen der Gebirgskette, wo sie gewöhnlich zu äsen pflegten, beunruhigt wurden.“
Der Jagdherr (EHJ) ließ den Ring kaum bejagen und schaffte so gewisse Ruhezonen für das Gamswild.
Im Jagdmuseum Schloss Stainz befindet sich eine Lithografie, Erzherzog Johann als Jäger vor dem Brandhof, 290 x 390 mm, das Gebäude etwa im Jahre 1823 darstellend. Im Zentrum der nach dem Original des Kammermalers Matthäus Loder (1781–1828) hergestellten Lithografie ist die Gebäudegruppe um den Brandhof zu sehen, aber – und das ist bezeichnend für den Auftraggeber an seinen Kammermaler – eher bescheiden auf der rechten Seite eine Gruppe von 7 Männern mit 3 Jagdhunden, darunter Erzherzog Johann.
Vermutlich eine Darstellung nach einer Jagd, denn Jäger und Hunde sind in einem sehr entspannten Zustand gezeichnet. Diese Jagden um den Brandhof waren natürlich auch sehr betreuungsintensiv, dafür bediente sich der Erzherzog seiner „Berufsjäger“. Diese Berufsjäger zählten, bevor sie in den Dienst des Erzherzog Johann genommen wurden, teilweise zu den Wildschützen, aber durch das geschickte Verhandeln und auch durch strikte Festlegungen ihres Aufgabenbereiches wurden sie zu den engsten Mitarbeitern des Erzherzogs. Dokumentiert sind diese „PFLICHTEN – Der Jäger Sr. Kaiserl. Hoheit der durchlauchtigsten – Erzherzog Johann bey der gepachteten Mariazeller Jagdbarkeit“ in einer sich im Original im Jagdmuseum Schloss Stainz befindenden, 5-seitigen Verpflichtungserklärung vom 27. August 1818, unterzeichnet von Adam Rosenblattl (Jäger) und Joh. Messner, Verwalter, als Sr. Kaiserl. Hohheit Bevollmächtigter“ sowie in den „Jagd=Instructionen und Eintheilung in fünf Reviere“.
Text: Mag. Karlheinz Wirnsberger
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