Wenn Skulptur und Natur in Verbindung treten, reagieren sie aufeinander: Es entwickelt sich eine Wechselbeziehung, die im Lauf der Zeit eine Geschichte erzählt und sich permanent ändert. Der Garten als vom Menschen gestaltete und doch ständig wachsende Natur korrespondiert im Österreichischen Skulpturenpark in besonderem Maße mit den der Witterung ausgesetzten Skulpturen, die sich der Landschaft einfügen oder auf diese reagieren.
Das Vokabular der zeitgenössischen Skulptur reicht von abstrakter Bildhauerei bis zu Alltagsgegenständen, von anthropomorphen Figurationen bis zu Gebrauchsobjekten. Der Dialog zwischen Standort und Skulptur soll dieses Vokabular sichtbar machen, also Aussagen über die Kunst, aber auch über die Gesellschaft, ihre Konflikte und Träume treffen und Begegnungsräume schaffen.
Mario Terzics stetig wachsende Arche aus lebenden Bäumen ist der Inbegriff der Auseinandersetzung und Harmonie zwischen Natur und Skulptur. Oswald Oberhubers Skulptur an der Wand verweist darauf, dass seit Minimal-Art jede Skulptur nicht nur auf dem Boden stehen, sondern auch an der Wand hängen kann, dass Skulptur also auch im Dialog zum Bild steht. Der kunstinhärente Dialog, z. B. zwischen Bild und Raum, kann auch durch einen Dialog zwischen Formen der Kunst und der Natur erweitert werden, wie die Gegenüberstellung der Skulpturen von Fritz Hartlauer und Jörg Schlick zeigt, die sich mit Regeln der Form, Algorithmen und Wachstum beschäftigen. Zu dieser Kategorie gehören auch die Skulpturen von Christa Sommerer und Michael Kienzer. Arbeiten sogenannter Altmeister finden sich auf einer dem Himmel zugewandten Stufenlandschaft, die als Pantheon fungiert. Diese Macht des Ortes unterstützt auch die Bedeutung von Heimo Zobernigs Turm am Eingang des Österreichischen Skulpturenparks oder die „Rad“-Skulptur von Susana Solano. Dasselbe gilt für die sich aufblähende und wieder in sich selbst zusammenfallende, in einer Mulde gelegene Skulptur Werner Reiterers, den zwischen Hecken platzierten Polster Hans Kupelwiesers oder die Arbeit Peter Weibels, die den Globus als Koffer erfahrbar macht.
Bewegungsmaschinen wie Autos (Erwin Wurm), Schiffe (Michael Schuster), Segel (Martin Walde), Flugzeuge (Nancy Rubins) oder Züge (Hans Hollein) erzählen vom Schicksal der Apparate, von Scheitern und Stillstand, sozialen und technischen Träumen und verwandeln die Landschaft in ein Meer oder einen Flughafen. Dazu korrespondierend erscheinen Heinz Gappmayrs Hinweise auf „noch nicht Sichtbares“ und „nicht mehr Sichtbares“ je nach Position der Betrachtenden, Yoko Onos zu benagelndes Kreuz, die Tanzenden Bäume von Timm Ulrichs sowie die Wasserskulptur von Jeppe Hein steigern die Beziehung zwischen Besucher/in und Kunstwerk. So wird der Österreichische Skulpturenpark als Plattform benutzt, um den Dialoghorizont mit der zeitgenössischen Skulptur zu eröffnen und deren Sprache besser verstehen zu können.
Elisabeth Fiedler, Peter Weibel
Österreichischer Skulpturenpark
Thalerhofstraße 85
8141 Premstätten, Österreich
T +43-316/8017-9704
skulpturenpark@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
April bis August Mo-So, Feiertag 10 - 20 Uhr
September bis Oktober Mo-So, Feiertag 10 - 18 Uhr
Büroadresse:
Marienplatz 1/1, 8020 Graz
Mo-Fr 9-17 Uhr
Termine auf Anfrage:
Führungen: T 0316/8017- 9200