Baugeschichte

Von der fürstlichen Residenz zum Museum

 

Der Aufstieg Hans Ulrichs von Eggenberg zum europäischen Staatsmann machte es notwendig, den provinziellen mittelalterlichen Familiensitz ab 1625 zur fürstlichen Residenz mit höchstem repräsentativem Anspruch auszubauen

 

 

 

 

 

 

 

 

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Das 17. Jahrhundert

Fürst Hans Ulrich beauftragte 1625 unmittelbar nach seiner Ernennung zum Statthalter von Innerösterreich den Hofarchitekten Giovanni Pietro de Pomis als „Obristen Paumaister“ mit der Planung des neuen Schlosses. Seine enormen Bargeldreserven erlaubten ihm auch in Kriegszeiten, den Rohbau – unter Verwendung großer Teile des Altbestandes – in nur zehn Jahren fertigzustellen. Nach dem Tod de Pomis‘ 1631 führten dessen Poliere, Pietro Valnegro und Antonio Pozzo, den Bau zu Ende. Ab der Jahrhundertmitte war das Haus benutzbar und zumindest temporär auch bewohnt. Der Hauptwohnsitz war zu dieser Zeit jedoch immer noch das Stadtpalais am Fuße des Schlossbergs (heute befindet sich dort das „Museum für Geschichte“, Sackstraße 16). Erst Fürst Johann Seyfried von Eggenberg, Hans Ulrichs Enkel, brachte die Arbeiten am Schloss in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts mit der Ausstattung der Prunkräume und des Planetensaals 1685 zum Abschluss.

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Das 18. Jahrhundert

Nach dem Aussterben der Familie Eggenberg im Mannesstamm wurden die Prunkräume von 1754 bis 1763 modernisiert und dem Zeitgeschmack angepasst. Auftraggeber dieser Veränderungen waren die letzte Fürstin Maria Eleonora von Eggenberg und ihr dritter Ehemann Johann Leopold Graf Herberstein.

Die heute noch erhaltenen Interieurs mit den drei ostasiatischen Kabinetten sowie die Schlosskirche, die anstelle eines Theaters eingebaut wurde, stammen aus dieser Zeit.

Allerdings wurden die Räume nur wenige Jahre, und zwar bis 1789, benutzt. Danach ging das Haus in den Besitz einer anderen Linie der Familie Herberstein über, die Eggenberg kaum bewohnte. Die Rokoko-Einrichtung und der große Deckenzyklus des 17. Jahrhunderts blieben unverändert erhalten.

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Das 19. Jahrhundert

Eggenberg war nach 1789 im Erbwege an die ältere Hauptlinie der Reichsgrafen Herberstein gekommen, die ihren Lebensmittelpunkt im weit entfernten Schlesien hatte und das Schloss nur wenige Wochen im Jahr besuchte. Am Beginn des 19. Jahrhunderts ließ Johann Hieronymus Graf Herberstein („Jérôme“) zwar den formalen Barockgarten dem Zeitgeschmack entsprechend in einen englischen Landschaftspark verwandeln, die Prunkräume jedoch blieben vollkommen unberührt. Als unmodern betrachtet und von seltenen Besuchern in Begleitung des Kastellans bestaunt, fielen sie in einen über 100 Jahre andauernden „Dornröschenschlaf“. So sind das erste Inventar des 18. Jahrhunderts und die ersten Fotos um 1900 noch fast identisch. Aus heutiger Sicht war diese lange Periode des Stillstands für den Erhalt der Einrichtung und Dekorationen ein besonderer Glücksfall.

Nur die Wohnräume der Familie im ersten Stock wurden nach 1850 mehrmals verändert und modernen Bedürfnissen angepasst.

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Das 20. und 21. Jahrhundert

Nach dem Ersten Weltkrieg war die Familie Herberstein aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, das Haus zu verkaufen, das schließlich im Jänner 1939 vom Land Steiermark erworben wurde. Bis 1945 waren hier Klassen der „Reichsmusikschule“ untergebracht. Nach Kriegszerstörungen und umfangreichen Restaurierungen wurde es 1948 beim Landesmuseum Joanneum eingegliedert und 1953 als „Barockmuseum“ für das Publikum geöffnet.

Die „Abteilung Schloss Eggenberg“ war seit 1972 in den Verband des Joanneums eingegliedert und wurde ab 2003 systematisch zum zentralen Standort der Sammlungen Alter Kunst des Joanneums ausgebaut. Die Schlossanlage mit ihren kostbaren historischen Interieurs und sorgfältig restaurierten Gärten stellt seit der Neuaufstellung der Alten Galerie im ersten Stock (2005), der Wiedereröffnung des Münzkabinetts (2007) und dem Neubau des Archäologiemuseums im Schlosspark (2009) ein Highlight der österreichischen Museumslandschaft dar.

Seit 1. August 2010 zählt Schloss Eggenberg zum UNESCO-Weltkulturerbe „City of Graz – Historic Centre and Schloss Eggenberg“.

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