Un/fair Trade

Die Kunst der Gerechtigkeit

23.09. - 25.11.2007

Bildinformationen

Laufzeit

23.09. - 25.11.2007

Eröffnung

22.09.2007, 17.30 Uhr

Ort

Neue Galerie Graz

Kuratiert von

Peter Weibel, Günther Holler-Schuster

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Über die
Ausstellung

Die Ausstellung zum Thema "Un/fair Trade", dem globalen ungerechten Handel, zeigt nicht nur Kunstwerke, die davon handeln, sondern geht, gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Ökonomie, Soziologie und Kulturtheorie, diesem Thema ausführlich nach.


Zusatzinformationen

Wissenschaftlicher Kurator: Christian Eigner

Projektleitung: Christa Steinle

Neue Galerie Graz im Steirischen Herbst 2007

Die Ungleichheit auf der Welt nimmt stetig zu. Weil neben der Politik speziell Wirtschaft und Handel für diese Entwicklung zuständig sind, werden letztere in der Ausstellung UN/FAIR TRADE zum Thema gemacht. Allerdings nicht im Sinne der gängigen Globalisierungskritik, sondern es wird versucht, den Blick auf den gerechten Handel, vor allem auf den gerechten Tausch zu richten. Die Ausstellung zum Thema "Un/fair Trade", dem globalen ungerechten Handel, zeigt nicht nur Kunstwerke, die davon handeln, sondern geht, gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Ökonomie, Soziologie und Kulturtheorie, eine Allianz mit dem Netz ein. Wie bei einer Wikipedia-Struktur oder einem Blog wird jedem die Möglichkeit gegeben, seine eigenen Gedanken, seine eigene Meinung oder sogar sein eigenes Kunstwerk zum Thema "Un/fair Trade" ins Netz zu stellen. Diese Texte, Meinungen und Kunstwerke werden gleichzeitig in das reale Museum hineinprojiziert. So wird jeder beliebige Netzbesucher zu einem Teilnehmer und Künstler der Ausstellung.

Die Ausstellung selbst besteht daher aus einem kuratierten Teil – den realen Kunstwerken in der Neuen Galerie – und aus einem unkuratierten Teil, den Kunstwerken im Netz. Jeder Teilnehmer des Blogs ist Teilnehmer der Ausstellung, anonym oder individualisiert, weil der gesamte Blog in der Ausstellung selbst mehrmals projiziert wird. Aber auch die realen Besucher im Museum sehen nicht nur die kuratierten Kunstwerke, sondern können über eine Computerinstallation Zugang zu den Netzdaten finden. Die Netzdaten werden über Projektionen Teil der realen Ausstellung. So wird auch jeder reale Besucher Teil der Ausstellung. Die Besucher des Museums haben somit nicht nur Zugang zu Informationen, die von den Kuratoren und Künstlern vor Ort kommen, sondern über das Netz auch die Informationen von Personen, die nie im Museum waren oder auch nie ins Museum kommen werden. Umgekehrt kann man von der Ferne nicht nur als Betrachter an dieser Ausstellung teilnehmen, sondern auch als Benutzer. Virtuelle und reale Sphären durchdringen einander. Dislozierte wie lokale Betrachter nehmen an der Ausstellung teil, sowohl im Netz wie im realen Ausstellungsraum, da die Netzinhalte in den realen Ausstellungsraum projiziert werden. Die Methode der Ausstellung ist also bereits selbst ein Beispiel für "fair play" und "fair trade".

TALKS: Die Kunst der Gerechtigkeit

Fair Trade ist als ökonomisches Zukunftsprogramm, an dem längst führende Köpfe der Wissensgesellschaft arbeiten, aufzufassen: theoretisch, aber auch praktisch in Form verschiedenster unternehmerischer und institutioneller Experimente. Fair Trade steht heute für ein alternatives, besseres Wirtschaften, das als solches gegen den globalen Kapitalismus, gegen die ungerechte Verteilung ökonomischer und sozialer Güter arbeitet und zumindest die schlimmsten Verwerfungen der Globalisierung zu korrigieren sucht. Entgegen der teilweise bereits "verbrauchten" und nur wenig effektiven Globalisierungsdiskussion, welche durch ihre "Täter-Opfer"-Polarisierung Fair Trade in eine weitgehende Defensive rückt, möchte die Ausstellung dazu beitragen, Fair Trade als elementares Gegenwartsthema zu präsentieren. So werden Geschichte und Rahmenbedingungen des gerechten Tausches, sein Kontext im Welthandel sowie die Rolle bzw. Möglichkeiten der Politik in diesem System untersucht. Die künstlerischen Beiträge beziehen sich dabei auf Voraussetzungen, Erscheinungsweisen und Wirkung des gerechten Tausches, wobei die Methoden und Praktiken der Kunst vielfältig sind. Sie reichen von dokumentarischen Annäherungen in Fotografie, Film, Video, in Text und Bild über metahistorische und metaphorische Annäherungen mittels Objekten und raumgreifenden Installationen bis hin zu symbolischen und assoziativen Akzenten, die eine fantasievolle Brücke zwischen subjektiver Erfahrung des Betrachters und dem gezeigten künstlerischen Material zum Thema verlangen.

Konzeption und Moderation: Christian Eigner, Peter Weibel
Veranstaltungsort: Neue Galerie Graz, Spiegelsaal

26.09.2007, 19 Uhr: Branko Milanovic: Globalisierung, Handel und die Ungleichheit der Nationen

04.10.2007, 19 Uhr: Nico Stehr: Die Moralisierung der Märkte

08.11.2007, 19 Uhr: Julian Nida-Rümelin: Was ist internationale Gerechtigkeit

Christian Eigner: Branko Milanovic, Nico Stehr
Christian Eigner, geboren 1966, ist gelernter Geisteswissenschafter und veröffentlichte – vor allem als Wissenschaftspublizist – in zahlreichen Medien, u.a. in Lettre International oder Psychologie Heute. Von 1996 bis 2002 betreute er die eZine ZumThema, die die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft vor dem Hintergrund des Aufkommens von Netzwerkmedien untersuchte. Christian Eigner und Michaela Ritter betreiben in Graz das "Büro für PerspektivenManagement" (www.perspektivenmanagement.com), spezialisiert auf systemisch-analytische Organisationsberatung, Coaching sowie Wissenschaftskommunikation. Buchpublikationen: MatchingNet (zusammen mit Manfred Nürnberger), Czernin Verlag 2000; SpacEconomy, Nausner & Nausner 2002; Online-Communities, Weblogs und die soziale Zurückeroberung des Netzes (zusammen mit Ursula Schneider u.a.), 2003.

Peter Weibel: Julian Nida-Rümelin
Peter Weibel, 1944 in Odessa geboren, studierte Medizin, Literatur, Film, Philosophie und Mathematik in Wien und Paris. Neben seinen Tätigkeiten als Kurator und Künstler machten ihn seine Schriften zur Kunst- und Medientheorie international bekannt. Peter Weibel lehrte an zahlreichen Hochschulen in Österreich, Deutschland und den USA und gründete 1989 das Institut für Neue Medien in Frankfurt/Main. Der langjährige künstlerische Leiter der Ars Electronica in Linz, der von 1993 bis 1999 den österreichischen Beitrag zur Biennale von Venedig kuratierte, leitet seit Januar 1999 das Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe und ist Chefkurator der Neuen Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum. Im Januar 2007 erhielt er die Ehrendoktorwürde der University of Art and Design Helsinki.

KünstlerInnen

Einblicke

Andreas Gursky: Nha Trang, 2004, Fotografie, 296 x 207 cm, The Cranford Collection, London

Bildinformationen

Casey McKee: Forum of Action and the System of Wrists, 2005, Fotoemulsion, Öl auf Leinwand, 120 x 97 cm

Bildinformationen

Christine Prantauer: Make Trade Fair, 2007, Schaufensterplakat, 270 x 180 cm

Bildinformationen

Werner Büttner: Die verarmten Mephisti, 2000, C-Print, 170 x 128 cm

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