Stadthaus in Graz

Urban Hybrid Graz

19.03. - 03.04.2005

Bildinformationen

Laufzeit

19.03. - 03.04.2005

Eröffnung

18.03.2005, 19 Uhr

Ort

Neue Galerie Graz

Kuratiert von

Volker Gienke

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Über die
Ausstellung

100 Studenten des ./studio3 an der Universität Innsbruck haben sich mit dem Thema "Shrinking Cities" am Beispiel der Stadt Graz befasst. Die überzeugendsten Arbeiten dazu sind im Spiegelsaal der Neuen Galerie Graz ausgestellt.


Tatsache ist, dass städtische Funktionen an den Rändern der Innenstadt zunehmend verloren gehen. Vielmehr übernehmen immer größere Gewerbeparks mit Megamärkten, Bürozentren, Fitness- und Funparks, Meeting-Points usw. außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes auch jene Aufgaben, die bisher an den Rändern der Innenstädte angesiedelt waren. Der Stadtkern funktioniert mehr und mehr als museales Zentrum, touristisch aktiviert als kulturelles Erbe. Die durch Veränderung entstandene Vielfalt, Standortbezogenheit und Unverwechselbarkeit haben als urbane Kriterien ausgedient. Urbanistisch gesehen, entstehen flächenfressende new territories, hypergroß, geizig, geil und megahässlich. Stellt sich also die Frage, wohin das schlussendlich führen wird, und ob man mit Architektur dieser Entwicklung erfolgreich begegnen kann.

Das Projekt "Kommodhaus Graz" war ein Versuch in diese Richtung. Wie erfolgreich er sein wird, wird sich zeigen. Jedenfalls ist dieses Grazer Modell, bei dem sich ein Bauherr bzw. eine Projektentwicklungsgesellschaft zur Lösung komplexer städtebaulicher Probleme durch Architektur entscheidet, beispielgebend für die Umsetzung von Ideen, die zu diesem Thema schon lange in den Computern unserer Architekturschulen gespeichert sind.

Die Architekturfakultät an der Universität Innsbruck, die Studenten des ./studio3, dessen Vorstand Prof. Volker Giencke ist, zeigen mit dem Projekt "Stadthaus Graz" wie lebendig unsere alten Städte funktionieren könnten - hätte Architektur Platz in den Köpfen der Medienvertreter, der Meinungsmacher und der politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen.

Unmissverständlich fordern die Studenten die Rückeroberung der alten Städte durch neue urbane Qualitäten. Das hybride Haus ist dabei Mittel zum Zweck. Kleine Baugrundstücke verlangen vertikal strukturierte Architektur. Verschiedene = hybride Funktionen sind übereinander angeordnet. Die unteren Geschoße werden öffentlich und halböffentlich genützt. Veranstaltungsräume und Discos liegen souterrain ("changing underground"), im Erdgeschoß das Cafe-Restaurant mit Freiflächen, darüber das After-Business-Clubbing mit Bar, Leseecke und Info-Point. Die Obergeschosse sind besetzt von Apartments, z.B. einem Boarding House. Der Dachbereich enthält Ateliers und Penthäuser mit Terrassen, Fitnessclub, Sauna, Swimmingpool liegen irgendwo dazwischen und werden hausintern und von außen genutzt.

Studenten kennen keine Lobby, nehmen keine Rücksicht auf normative Gegebenheiten. Sie stellen sich der Herausforderung durch Phantasie und Engagement. Die Revolution des Urbanen hat nie aufgehört. Sie schwächelt manchmal, mutiert kurzweilig zum Establishment - um dann als Hochschaubahn den Blick in die Welt der unbegrenzten Möglichkeiten zu werfen. Die Fraktion der Ignoranten mag momentan mächtig und stark sein. Verglichen mit der Macht der Ideen ist sie der kurze Besuch einer alten Krankheit.