Der Grazer Künstler Michael Schuster setzt sich seit den 70er Jahren in seinen medienreflexiven Arbeiten mit der Problematik der Wahrnehmung bzw. Reproduktion von Realität auseinander.
In seinen medienanalytischen Arbeiten, in denen er die realitätsbildenden Eigenschaften der Medien und deren Illusionscharakter untersucht, bildet die Selbstreferenz ein wesentliches Merkmal. In seiner aktuellen Arbeit im Stiegenhaus der Neuen Galerie setzt er die Fotografie als Spiegel ein und reflektiert damit die komplexen Erfahrungen von Wahrnehmung und Spiegelphänomenen, von Illusion und Halluzinatorik und stellt die grundlegende Frage, ob der Spiegel die Wahrheit sagt. Wir vertrauen dem Spiegelbild so, wie wir unseren Sinnesorganen vertrauen, denn der Spiegel registriert und kontrolliert uns, sobald wir in ihn eintreten, ohne unser Bild umzukehren wie es der fotografische Abzug tut, der uns die Illusion von Realität liefern will. Das Ziel von Schusters Arbeit ist die Irritation, denn durch den substitutiven Vorgang, indem das Spiegelbild des Raumes durch das Foto des Raumes ersetzt wird, verliert der Spiegel seine Kontrollfunktion über den Betrachter - nicht dessen Präsenz, sondern dessen Absenz wird abgebildet. Der Spiegel wird zum Bildträger einer Zeitaufnahme durch die Fotografie und läßt keine anderen Zeitpunkte mehr zu, die Jetztzeit des Betrachters und die Jetztzeit des Fotos treffen aufeinander, kollidieren. Christa Steinle
Michael Schuster, geb. 1956 in Graz