Jorrit Tornquist

Prinzip Farbe

05.06. - 06.09.2009

Bildinformationen

Laufzeit

05.06. - 06.09.2009

Eröffnung

04.06.2009, 19 Uhr

Ort

Neue Galerie Graz

Kuratiert von

Peter Peer

Alle anzeigen

Über die
Ausstellung

Hofgalerie der Neuen Galerie Graz


Zusatzinformationen

Ort: Hofgalerie der Neuen Galerie Graz

Im Zentrum von Jorrit Tornquists Œuvre stehen Überlegungen zu Problemen der Farbe, welche er im Kontext von Fläche und Raum untersucht und in den Bereichen Malerei und Architektur umsetzt. Nach Studien der Biologie und Architektur in Graz wandte sich der 1938 in Graz geborene Künstler zunächst der Malerei zu, ehe er dann auch mit der Entwicklung von Farbkonzepten für Architekturprojekte im Außen- und Innenraum begann. Beides - die Malerei wie die Architektur - bilden seit den frühen sechziger Jahren eine Symbiose in seinem Schaffen.

Die Bandbreite von Tornquists Farbkonzepten spannt sich von Gebäude- und Platzgestaltungen bis hin zu Industrieanlagen oder medizinischen Einrichtungen. Zu den ersten Projekten hierorts zählte die (nicht mehr erhaltene) Caféteria des Studentenhauses der Katholischen Hochschulgemeinde in der Leechgasse, aber auch das Farbkonzept für einen so bekannten Ort wie den Grazer Jakominiplatz. In seiner Wahlheimat Italien - wohin er 1966 übersiedelte - entwickelte Tornquist u. a. Farbkonzepte für die Altstadt von Turin und die Zentrale des COMAU-Konzerns ebenda.

Aufs engste mit diesen Architekturprojekten verbunden ist das malerischen Œuvre Tornquists, welches Wilfried Skreiner einst als „visuelle Grundlagenforschung" bezeichnete. Darin wird Tornquists Bestreben, Theorie und Wissenschaft mit dem sinnlichen Erleben von Kunst zu verbinden - wobei Farbräume immer auch als Gefühls- bzw. Empfindungsräume zu begreifen sind - besonders evident.

Obwohl Tornquist historisch gesehen aus einer breiten Tradition konstruktivistischer und konkreter Tendenzen in der Kunst (u. a. Max Bill) schöpft, geht seine Intention jedoch weiter, indem er tief in Bereiche der Wahrnehmungspsychologie eindringt und theoretische Erkenntnisse auch praktisch umsetzt. Die Nähe zu Italien tritt dabei auch in künstlerischer Hinsicht deutlich hervor. So finden sich ganz ähnliche Ansätze in Werken beispielsweise von Getulio Alviani oder Mario Ballocco. (So hat sich beispielsweise auch Ballocco mit der Wirkung von Farbe in der Architektur befasst.)

Die stete und intensive Verknüpfung von Theorie und Praxis geht auch aus zahlreichen Tätigkeiten und Verpflichtungen Tornquists hervor: 1972 gründete er das "team-color" in Mailand, 1995 die Gruppe "Color & Surface", die mittlerweile Büros in Barcelona, Wien und Graz unterhält. Gastprofessuren führten ihn u. a. an die Technischen Hochschulen von Mailand und Graz. Nicht zuletzt hat Tornquist als Mitglied des Forum Stadtpark auch die Avantgarde hierorts wesentlich mitgetragen, er nahm an den wegweisenden Ausstellungen trigon ´67 und trigon ´69 teil. Unter seinen internationalen Ausstellungen sei stellvertretend die Teilnahme an der Biennale Venedig 1986 erwähnt, unter den zahlreichen Auszeichnungen der renommierte Premio Compasso d'Oro sowie der Würdigungspreis des Landes Steiermark für bildende Kunst im vergangenen Jahr.

Mit einem retrospektiven Überblick über das Œuvre Jorrit Tornquists widmet sich die Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum einer außergewöhnlichen Position, die seit nahezu fünfzig Jahren eine gleichermaßen konsequente wie fruchtbare Synthese von Kunst und Wissenschaft, von Theorie und Praxis eingeht.